TU Dresden: Bei Digitalisierung hinken Schulen 20 Jahre hinterher
Dresden, 5. Januar 2023. In puncto Digitalisierung hinkt der praktische Schulunterricht in Deutschland vielerorts über 20 Jahre der aktuellen Entwicklung hinterher. Das hat die Ingenieurin Katharina Porepp vom Dresdner Exzellenzcluster „Ceti“ eingeschätzt. In der „Universitätsschule Dresden“ testen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen unter anderem auch aus, wie sich digitale Technologien in den Unterricht sinnvoll integrieren lassen.
Uni-Schule Dresden exerziert digitalen Unterricht vor
„Das Digitale wird neben Schreiben, Rechnen und Lesen als vierte Kulturtechnik in den Lernprozess eingebunden“, heißt es in einer Zwischenbilanz der federführenden TU Dresden. Beraterin Porepp ist sich sicher, dass digitale Medien den Klassenraum der Zukunft prägen werden. So könnten Tablettrechner mit Eingabestiften oder Datenbrillen für „Virtuelle Realitäten“ (VR, alias „Metaversum“) den Unterricht interaktiver gestalten. „Man behält nur zehn Prozent von dem, was man liest, aber 90 Prozent von dem, was man tatsächlich erlebt“, betont Porepp.
Virtuelle Raumfahrten und Zeitreisen möglich
Die VR-Brillen sollen beispielsweise besonders immersive Lernerlebnisse erzeugen. Mit ihnen können Schüler in Zukunft unter anderem im Geschichtsunterricht virtuelle Klassenfahrten in die Vergangenheit unternehmen – um beispielsweise das Forum im antiken Rom hautnah zu erkunden. Auch Weltraumreisen sind in diesem „Metaversum“ möglich, um zum Beispiel die Größenverhältnisse im Universum zu verinnerlichen. Ebenso sollen VR-Brillen mathematische Ebenenberechnungen oder andere abstrakte Unterrichtsinhalte anschaulicher und damit verständlicher machen.
Die meisten Schulen sind noch Lichtjahre vom Metaversum entfernt
In der Universitätsschule lassen sich solche neuartigen Unterrichtsformate schon heute erproben. Die meisten Schulen in Deutschland haben aber nicht einmal annähernd die Voraussetzungen für VR-Unterricht. Denn VR-Brillen sind teuer und noch eher unhandlich. Auch haben heutige Funknetze viel zu träge Reaktionszeiten („Latenzen„), um Datenbrillen hochperformant zu vernetzen. Das ist aber notwendig, damit die Schüler zum Beispiel auf dem wiedererstandenen „Forum Romanum“ flüssig untereinander und mit den virtuellen alten Römern interagieren können. Auch an geeigneter VR-Lernsoftware, Eingabegeräten und anderen digitalen Infrastrukturen mangelt es den meisten Schulen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: TUD, Oiger-Archiv
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