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Sprachdefizite bei Babys depressiver Mütter

Depression, Trauer, Wolken, Gewitter. Grafik: Heiko Weckbrodt

Grafik: Heiko Weckbrodt

Forscher vermuten: Verstimmte Mütter sprechen zu monoton mit ihren Kindern

Leipzig, 7. Oktober 2022. Niedergeschlagene Mütter reden mit ihren Babys mutmaßlich zu monoton – und verzögern damit deren Sprachentwicklung. Das geht aus einer Studie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI-CBS) aus Leipzig hervor. Demnach begünstigt der sogenannte „Babyblues“, in den etwa 70 Prozent der Mütter kurz nach der Geburt verfallen, Sprachdefizite der Kinder.

Für die Studie hatte das Team um Professorin Gesa Schaadt einerseits 46 Mütter nach der Geburt nach Versimmungen befragt, anderseits getestet, wie gut deren Kinder im Alter von sechs Monaten Sprachlaute unterscheiden können. Der Kernbefund: Gaben Mütter zwei Monate nach der Geburt eine negativere Stimmung an, zeigten ihre Kinder vier Monate später im Schnitt eine weniger ausgebildete Verarbeitung von Sprachlauten. Den Kleinen fiel es dann besonders schwer, Tonhöhen voneinander zu unterscheiden.

„Wir vermuten, dass die betroffenen Mütter weniger kindgerechte Sprache verwenden“, erklärte Gesa Schaadt. „Vermutlich nutzen sie weniger Variationen in ihren Tonhöhen.“ Dadurch komme es auch bei den Kindern zu einer eingeschränkteren Wahrnehmung unterschiedlicher Tonlagen. Diese Wahrnehmung gelte wiederum als eine Voraussetzung für die weitere Sprachentwicklung. Als kindgerecht definierten die Forscherinnen und Forscher eine Sprache, die stark in ihrer Tonhöhe variiert, bestimmte Teile von Wörtern deutlicher betont – und dadurch die Aufmerksamkeit der Kleinen auf das Gesagte richten. Mütter, die wiederum unter depressiven Verstimmungen leiden, bedienen sich oft monotonerer, weniger auf das Kind ausgerichteter Sprache. Womöglich könne in solchen Fällen der Vater einspringen.

Quelle: MPI-CBS

Wissenschaftliche Publikation:

Gesa Schaadt, Rachel G. Zsido, Arno Villringer et al (2022) Association of Postpartum Maternal Mood With Infant Speech Perception at 2 and 6.5 Months of Age. JAMA Netw Open. 2022;5(9):e2232672. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.32672

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt