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Warum sich Paradontitis-Patienten oft auch Gelenkschmerzen haben

Triantafyllos Chavakis. Foto: UKD

Triantafyllos Chavakis. Foto: UKD

Team aus Dresden und Philadelphia vermutet, dass einmal antrainierte Strategie gegen Entzündungen später teils zu falscher Immunantwort führt

Dresden/Philadelphia, 1. Juni 2022. Verwechselt unser angeborenes Immunsystem ganz verschiedene Entzündungen wie Paradontitis und Arthritis – und macht dadurch alles nur noch schlimmer? Befunde einer internationalen Forschungsgruppe des Uniklinikums Dresden (UKD)und der University of Pennsylvania in Philadelphia deuten zumindest darauf hin. Das geht aus einer Mitteilung der Dresdner Hochschulmediziner hervor.

Vorläuferzellen legen Signaturen bereits bekämpfter Entzündungen im Erbgut ab

Demnach legt das einmal trainierte Immunsystem die Signaturen bereits bekämpfter Entzündungen im Erbgut von Immun-Vorläuferzellen im Knochenmark ab. Die dabei entwickelte erfolgreiche Abwehrstrategie holt es dann bei jeder halbwegs passenden Gelegenheit „aus der Schublade“. Das kann manchmal sehr sinnvoll sein, um etwa neue Tumore zu bekämpfen. Die antrainierte Immunantwort habe aber manchmal auch eine dunkle, „böse“ Seite, betont Professor Triantafyllos Chavakis vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Dresden: Manchmal nämlich sorgt dieses System auch dafür, dass Patienten anfälliger für andere Entzündungen werden.

Parodontitis und Arthritis begünstigen einander

Aus der Praxis ist dieser Effekt schon länger bekannt, nicht aber der dahinter steckende Mechanismus. „Es ist bekannt, dass Parodontitis-Patienten ein höheres Risiko für Begleiterkrankungen haben“, erklärte Professor Chavakis. „Umgekehrt gilt auch: Menschen mit entzündlichen Erkrankungen, zum Beispiel des Darms oder der Gelenke, haben häufiger eine Parodontitis. Wie jetzt im Tiermodell gezeigt werden konnte, stellt die antrainierte Immunantwort, die im Knochenmark stattfindet, eine mögliche Ursache der bidirektionalen Assoziation zwischen Parodontitis und Arthritis dar.“

Für ihre Untersuchungen hatten sich die Dresdner Mediziner mit einem Team um Professor George Hajishengallis der University of Pennsylvania zusammengetan. In Experimenten mit Mäusen zeigte sich, dass Tiere mit entzündetem Zahnfleisch (Parodontitis) anfälliger für Gelenkentzündungen (Arthritis) sind. Dieser Spur wollen die Forschungskollektive nun weitergehen und mögliche Zusammenhänge zwischen anderen Entzündungsarten unter der Lupe nehmen.

Quelle: UKD

Wissenschaftliche Publikation:

Xiaofei Li u. a.: „Maladaptive innate immune training of myelopoiesis links inflammatory comorbidities“, in: „Cell“ Vol. 185, Mai 2022, doi.org/10.1016/j.cell.2022.03.043

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt