
Die Visualisierung zeigt den Eingangsbereich der geplanten Intel-Doppelfabrik in Magdeburg. Grafik: Intel
Zwei Chip-Megafabrik geplant
Inhalt
- 1 Zwei Chip-Megafabrik geplant
- 2 In Summe 80 Milliarden Euro Investitionen in ganz Europa geplant
- 3 „Quantensprung für Sachsen-Anhalt“
- 4 „Anhaltende Chip-Krise ist eine große Belastung für die gesamte deutsche Wirtschaft“
- 5 Von der Leyen erinnert an ihr Chip-Gesetz
- 6 Sachsen hoffen trotzdem auf Stärkung von „Silicon Saxony“
- 7 Neues Bindeglied zwischen einstigen DDR-Mikroelektronik-Großstandorten Dresden und Erfurt
Magdeburg, 15. März 2022. Intel will 17 Milliarden Euro in Magdeburg investieren und dort zwei Chip-Megafabriks bauen. Das hat Konzernchef Pat Gelsinger heute angekündigt und als Produktionsstart das Jahr 2027 avisiert. Durch die Investition sollen dort 3000 direkte Jobs sowie Tausende Arbeitsplätze im Umfeld entstehen. Ein erheblicher Teil der Fabrikkosten wird aus Steuergeldern finanziert werden. Der Intelchef machte dazu heute zwar keine Angaben. Vermutlich liegt die Subventionsquote aber bei 30 bis 40 Prozent.
In Summe 80 Milliarden Euro Investitionen in ganz Europa geplant
„Unsere geplanten Investitionen sind ein großer Schritt sowohl für Intel als auch für Europa“, betonte Pat Gelsinger. Dabei werde das Unternehmen nicht nur in zwei Fabs investieren, sondern in das gesamte Halbleiter-Ökosystem in Europa: Einerseits kündigte er zwölf Milliarden Euro für den Ausbau des bestehenden Intel-Fabrikstandorts im irischen Leixlip an. Daneben plant er auch Designzentren in Italien und Frankreich, Laborausbauten in Polen und eine Supercomputerkooperation in Spanien. Für Italien steht auch der Aufbau einer 4,5 Milliarden Euro teuren Back-End-Fertigungsanlage zur Debatte. In Summe will der Halbleiter-Konzern rund 80 Milliarden Euro in der nächsten Dekade in Europa investieren. Außerdem sind Kooperationen mit Fraunhofer, der TU Delft und den Elektronikforschungszentren Imec und Leti vorgesehen.
Letztlich will sich Intel mit den Investitionen in Europa stärker gegen Lieferkettenprobleme wie durch die jüngsten Handelskriege, Corona und den russischen Angriff gegen die Ukraine stählen und das globale Halbleitersystem besser „ausbalancieren“, so Gelsinger. Außerdem strebt der einst so unangefochtene Branchenprimus auch einen Ausbau der eigenen Foundry-Aktivitäten an, um wieder mehr Marktgewicht für den Wettlauf um immer leistungsfähigere Chips zu erlangen.
„Quantensprung für Sachsen-Anhalt“
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach in Magdeburg von einem „Quantensprung“ für sein Land. „Das ist die größte Investition in der Geschichte von Sachsen-Anhalt“, sagte er. Bundeswirtschaftsklimaminister Robert Habeck (Bündnisgrüne) sieht darin einen „wichtigen und starken Impuls für die Wirtschaft in schwieriger Zeit“. Die Entscheidung pro Magdeburg zeige: „Deutschland ist attraktiv für Innovationen und Investitionen.“
„Anhaltende Chip-Krise ist eine große Belastung für die gesamte deutsche Wirtschaft“
„Rund um die Universitätsstadt wird ein weiteres Halbleiter-Ökosystem entstehen, das den Standort Deutschland insgesamt stärkt“, kommentierte Präsident Achim Berg vom deutschen Digitalwirtschaftsverband „Bitkom“ in Berlin die Intel-Ankündigung. „Es ist zudem ein wichtiger Schritt, um den stetig wachsenden Bedarf an Hochleistungsprozessoren in Europa zu bedienen.“ Die anhaltende Chip-Krise sei eine große Belastung für die gesamte deutsche Wirtschaft. „Jetzt geht es darum, die Weichen zu stellen, um in Zukunft einseitige Abhängigkeiten von Halbleiter-Importen zu reduzieren und eigene Fähigkeiten und Kapazitäten aufzubauen.“
Von der Leyen erinnert an ihr Chip-Gesetz
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) und weitere Politiker begrüßten die Intel-Entscheidung. Diese sei ein wichtiger Schritt, um die Ziele des europäischen Chip-Gesetzes zu erreichen, betonte von der Leyen. Mit ihrem „Chip Act“ will sie den Anteil Europas an der globalen Mikroelektronik-Produktion bis 2030 auf 20 Prozent erhöhen – ein ehrgeiziges und bisher immer wieder verfehltes Vorhaben.
Sachsen hoffen trotzdem auf Stärkung von „Silicon Saxony“
Die Sachsen, die sich eigentlich auch große Hoffnungen auf die Ansiedlung des Halbleiterriesens gemacht hatten, zügelten ihre Enttäuschung: Immerhin liegen Dresden und Magdeburg nur rund 240 Kilometer auseinander und so dürfte wohl ganz Mitteldeutschland davon profitieren. „Das ist ein grandioser Gewinn für Europas führenden Hightech-Cluster Silicon Saxony sowie alle Mitglieder unseres Branchenverbandes“, kommentierte Vorstandsvorsitzender Dirk Röhrborn vom sächsischen Hightech-Branchenverband „Silicon Saxony“ in Dresden die Intel-Entscheidung. Die Ansiedlung werde dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Halbleiterindustrie auszubauen sowie die technologische Souveränität der EU nachhaltig zu stärken.

Offensichtlich plant Intel nicht nur zwei Fabriken (links hinten) nebeneinander in Magdeburg, sondern auch eine eigene Energieversorgung (rechts hinten). Eingedenk der Erfahrungen mit Folienballons in Dresden und den Stromausfällen im Texanischen Winter mag das eine gute Idee sein. Visualisierung: Intel
Neues Bindeglied zwischen einstigen DDR-Mikroelektronik-Großstandorten Dresden und Erfurt
Nicht zuletzt bildet die einstige Schwermaschinenstadt Magdeburg künftig eine Art Bindglied zwischen den zwei großen DDR-Mikroelektronikstandorten Dresden und Erfurt, insofern schließt die Investition der Amerikaner wieder einen Kreis. „Im Städtedreieck Magdeburg, Erfurt/Jena und Dresden produzieren Globalfoundries, Infineon, Bosch, X-Fab, Siltronic, Zeiss, Jenoptik und demnächst Intel. Die Akteure ergänzen sich in ihren Fähigkeiten und Kompetenzen. Dies festigt substanziell den technologischen Führungsanspruch von Silicon Saxony in Europa, aber auch im internationalen Wettbewerb. Über das Investment von Intel werden die Unternehmen der Region ‚Silicon Saxony‘ noch stärker zusammenwachsen. Vor allem die Mittelständler, die als Zulieferer, direkt vor ihrer Haustür, Intel beim Aufbau der Produktion unterstützen werden, sind die großen Gewinner. Zusätzlich eröffnet unser Mitglied Intel neue Perspektiven für eine Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Entwicklung. Auch hinsichtlich internationaler Fachkräfte wird die Region Silicon Saxony profitieren und weiter wachsen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Intel, Silsax, BMWK, Bitkom, Oiger-Archiv