Kammern und Branchenverbände kritisieren Hindernisse für internationale Fachkräfte-Akquise
Dresden, 25. Februar 2022. Wenn die sächsischer Hochtechnologie-Wirtschaft weiter so dynamisch wie bisher wachsen soll, ist sie angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland auf die Zuwanderung internationaler Fachkräfte angewiesen. Das hat der sächsische Branchenverband „Silicon Saxony“ (Silsax) heute in Dresden eingeschätzt. Das von der Landesregierung geplante „Integrations- und Teilhabegesetz“ sei daher zu begrüßen. Ähnlich äußerte sich auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden.
„Sächsische Wirtschaft künftig noch stärker auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen“
„Sachsens Wirtschaft profitiert vom Boom der fortschreitenden Digitalisierung und wächst kräftig“, argumentierte Silsax-Vorstand Vorstand Dirk Röhrborn. „Im Wettbewerb um Talente muss Sachsen deshalb weiter konsequent an Bedingungen arbeiten, damit Fachleute aus der ganzen Welt im Freistaat gern heimisch werden.“
„Die Demografie spricht hier eine klare Sprache“, hieß es dazu auch von der IHK: „Trotz aller Hindernisse wird die sächsische Wirtschaft künftig noch stärker auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen sein.“
Jede zweite Stelle bleibt unbesetzt
Laut Kammer-Angaben bleibt mehr als jede zweite Stelle im Freistaat Sachsen langfristig unbesetzt. „Über 90 % der Unternehmen suchen Ersatz für ausscheidende Mitarbeiter durch Wechsel in andere Betriebe (57%) oder Renteneintritt (45%)“, berichtete die IHK und stützte sich dabei auf Umfragen im Zuge ihres jüngsten „Fachkräftemonitorings“. Demnach waren knapp 60 Prozent der Betriebe aufgrund von zusätzlichem Bedarf auf Personalsuche. „Fehlende Bewerbungen sind mit Abstand der Hauptgrund für das Scheitern von Neueinstellungen.“
30 % der Unternehmen wollen Mitarbeiter aus dem Ausland einstellen
Daher rücke „die Rekrutierung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte oder Auszubildender in den Fokus“, betonte die IHK. „Drei von zehn Unternehmen planen im kommenden Jahr erstmals oder weitere ausländische Beschäftige einzustellen. Das mit Abstand größte Hindernis bei der Einstellung sind mit 77 % Sprachbarrieren. 42 % der Unternehmen scheuen aber auch den beträchtlichen Kostenaufwand beispielsweise für Anerkennungsprozesse oder Sprachkurse.“
Standortwerbung deutlich ausbauen
Ähnlich argumentiert Silsax und fordert konkret, verstärkt Fachkräfte aus aller Welt für eine Arbeit in Sachsen anzuwerben. „Die Standortwerbung muss dazu deutlich ausgebaut werden.“ Zudem müsse es für Zuzügler auch leichter werden, sich für die Anforderungen in Deutschland möglichst barrierearm weiterzubilden. „Ein weiterer wichtiger Schlüssel für eine gelingende Integration von internationalen Fachkräften in die sächsische Wirtschaft liegt in einem grundsätzlichen Abbau von bürokratischen Hürden, die es derzeit Menschen erschwert, in Sachsen beruflich Fuß zu fassen“, wünschen sich die Vertreter der sächsischen Hightech-Branchen. „Das Spektrum reicht dabei von der wohlwollenden Prüfung und Anerkennung von Zeugnissen und Qualifikationsnachweisen, einer Verbesserung von Angeboten zur Vermittlung der deutschen Sprache sowie Anstrengungen für eine lebendige ,Willkommenskultur’, die Menschen, die nach Sachsen kommen, offen und vorurteilsfrei begegnet.“
Wichtig seien für den Zuzug „schnelle, schlanke Prozesse und klare Kümmererstrukturen zur Unterstützung bei Visa- und Aufenthaltsformalitäten sowie Anerkennungsprozessen“, ergänzte die IHK. „nicht zuletzt bedarf es finanzieller Unterstützung für den Rekrutierungsprozess, den Besuch von Sprachkursen und Anpassungsqualifizierungen sowie die ganzheitliche Integration selbst.“ Auch der Verein „Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen“ hat sich hinter die Forderungen gestellt.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: IHK Dresden, Silicon Saxony
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