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Eine Million elektrische Straßenfahrzeuge in Deutschland

Ein VW-Mitarbeiter lädt ein ID4-Elektroauto im Volkswagen-Werk in Zwickau. Foto: Oliver Killig

Ein VW-Mitarbeiter lädt ein ID4-Elektroauto im Volkswagen-Werk in Zwickau. Foto: Oliver Killig

Alte Kanzlerinnen-Vorgabe nun doch noch (einigermaßen) erfüllt

Berlin, 2. August 2021. In Deutschland gibt es inzwischen rund eine Million Elektroautos, -busse und -laster. Darauf hat das Bundeswirtschaftsministerium heute hingewiesen. Die runde Zahl hat eine politische Dimension. Denn damit hat die Bundesrepublik – großzügig gerechnet – trotz aller Unkenrufe doch noch kurz vor dem Ende von Angela Merkels Kanzlerschaft einigermaßen eine wichtige Zielmarke geschafft, die die CDU-Politikerin vor einer Dekade ausgebeben hatte: Bis 2020, so hatte es die Kanzlerin damals avisiert, soll rund eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein.

Bund subventioniert Elektroauto-Kauf bis 2025 weiter

In der nun verkündeten Zahl sind zwar auch elektrische Busse und andere Nutzfahrzeuge sowie Hybride und Brennstoffzellenautos in den Stromer-Bestand eingerechnet und Abmeldungen nicht berücksichtigt, wie das Wirtschaftsministerium selbst in einer Fußnote einräumt. Dennoch sei damit ein „entscheidender Meilenstein erreicht“, betonte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU): „Unser Verkehr wird unumkehrbar auf erneuerbare Energien umgestellt“. Zugleich kündigte er weitere Subventionen an: „Dieses Momentum wollen wir nutzen und werden daher den Innovationsbonus für den Kauf eines E-Autos bis Ende 2025 verlängern.“

Massive Preissubventionen kurbelten schließlich Absatz an

Zunächst hatte es so ausgesehen, als ob das Merkel-Ziel noch nicht mal annähernd erfüllbar sein würde. Jahrelang dümpelte Deutschland bei einem Bestand von einigen Zehntausend Stromern herum. Doch dann gewann die Klimaschutz-Debatte an Fahrt. Die EU verschärfte die Abgas-Vorgaben derart, dass viele Autokonzerne die Massenproduktion von E-Fahrzeugen hochfahren mussten. So stellte beispielsweise Volkswagen sein Werk in Zwickau und dann weitere Fabriken komplett auf Elektroauto-Fertigung um.

Bis zu 9000 Euro vom Staat

Zuletzt kurbelten aber vor allem die milliardenscheren Bundes-Subventionen den Stromer-Absatz stark an. Seitdem bekommen Elektroauto-Käufer bis zu 9000 Euro des Kaufpreises auf die eine oder andere Art vom Staat zurück. Seither habe die „Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Deutschland einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht“, hieß es vom Bundeswirtschaftsministerium. „Allein in den ersten sieben Monaten 2021 wurden mit mehr als 350.000 Elektro-Pkw etwa so viele E-Fahrzeuge neu zugelassen wie im gesamten Jahr 2020.“

Fast jeder Zweite ist ein Hybride

Der Anteil von Hybridfahrzeugen, die sowohl Verbrenner- wie auch E-Motor an Bord haben, ist allerdings weiterhin hoch: Rund 46 Prozent der vermeldeten Million Elektrofahrzeuge sind sogenannte „Plug-In-Hybride“. Ihr ökologischer Sinn ist stark umstritten: Wegen der steuerlichen Anreize schafften sich viele große Flottenbetreiber Hybride an. Bald häuften sich allerdings Berichte, dass viele Dienstreisende die Hybriden fast nur Verbrennermodus nutzten – und das bei vergleichsweise hohen Treibstoffverbrauch, weil diese Fahrzeuge wegen der Zusatztechnik an Bord recht schwer sind.

Neues Ziel: 14 Millionen Stromer bis 2030

Derweil hat Minister Altmaier kurz vor der Bundestagswahl gleich noch für die nächste Regierung neue Zielmarken ausgegeben: ein massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur und „14 Millionen E-Fahrzeuge bis 2030“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: BMWi, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt