Uniklinik hat mit internationalen Kollegen Behandlungserfolge nach Hirninfarkt verglichen
Dresden, 24. Mai 2021. Um Schlaganfallpatienten zu behandeln, setzen viele Ärzte auf eine manuelle Operation statt auf Blutverdünner: Dabei führen sie zunächst ein Katheter in die verstopfte Arterie ein und entfernen dann das Blutgerinnsel, das die Sauerstoffversorgung des Gehirns behindert. Das verbessert aber anscheinend nur dann die Heilungschancen, wenn die sogenannte „Arteria cerebri media“ im vorderen Hirngebiet verstopft war. Wenn das Gerinnsel jedoch im hinteren Stromgebiet des Gehirns auftritt und die „Arteria basilaris“ blockiert, hat diese Methode kaum nennenswerte Vorteile. Das hat eine internationale Studie ergeben, an der auch die Uniklinik Dresden beteiligt war.
Pro Jahr Viertelmillion Schlaganfälle in Deutschland
Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Hirninfarkt. Bei solch einem Schlaganfall verstopfen Blutgerinsel wichtige Arterien, die das Gehirn sonst mit Sauerstoff versorgen. Folge: Je nach verstopfter Arterie sterben bestimmte Hirnareale ab. Der Patient oder die Patientin können dadurch zum Beispiel ins Koma fallen, sich nicht mehr richtig bewegen oder sprechen, manche verlieren auch die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskeln. Im schlimmsten Falle führt der Infarkt direkt zum Tode.
Blutverdünner und Katheder-OP möglich
Um solch einen Klumpen in der Blutbahn zu entfernen, können starke Blutverdünner gespritzt werden, um das Gerinnsel aufzulösen. Eine Alternative ist die erwähnte Kathedermethode. Um zu ermitteln, wie gut die manuelle OP auch im hinteren Hirnareal hilft, hatten sich 23 Krankenhäuser aus sieben Ländern zusammengetan. Sie werteten zehn Jahre lang gemeinsam die Daten von 300 Schlaganfall-Patienten aus. Die Hälfte dieser Patienten und Patientinnen hatte Blutverdünner bekommen, die andere Hälfte wurde operiert.
Manueller Eingriff im Hinterhirn nicht besonders effektiv
Das Fazit nun: „Die lokale Entfernung des Gerinnsels ist zwar auch im hinteren Stromgebiet sicher, aber insgesamt vermutlich weniger effektiv als die Entfernung im vorderen Stromgebiet“, schreiben der Schlaganfallexperte Prof. Volker Pütz und der Neuroradiologe Dr. Johannes Gerber vom Uniklinikum Dresden in ihrem Fazit zur Studie. Sie hatten zusammen die in Deutschland an der Studie beteiligten Klinken koordiniert.
Autor: hw
Quelle: UKD
Wissenschaftliche Publikation:
L. Langezaal u. a.: „Endovascular Therapy for Stroke Due to Basilar-Artery Occlusion“, in: New England Journal of Medicine, Digital Object Identifier (DOI): 10.1056/NEJMoa2030297
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