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Corona reduziert Mobilität in Deutschland um 40 %

Forscher am US-Seuchenkontrollzentrum CDC haben dieses 3D-Modell des neuen Corona-Virus (2019nCoV) entworfen, das eine schwere Lungenkrankheit auslösen kann. Die Angst vor dem Krankheitserreger lähmt mittlerweile weltweit das öffentliche Leben, die Wirtschaft, den Tourismus, selbst die Forschung in vielen Ländern. Illustration: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS, Lizenz: Public Domain, https://phil.cdc.gov/Details.aspx?pid=23312 / Wikipedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-nCoV-CDC-23312.png

Forscher am US-Seuchenkontrollzentrum CDC haben dieses 3D-Modell des neuen Corona-Virus (2019nCoV) entworfen, das eine schwere Lungenkrankheit auslösen kann. Illustration: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS, Lizenz: Public Domain, https://phil.cdc.gov/Details.aspx?pid=23312 / Wikipedia https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-nCoV-CDC-23312.png

Humboldt-Uni: Mobilitätseinschränkungen können Pandemie in Frühphase ausbremsen

Berlin, 4. Dezember 2020. Corona hat die Mobilität der Deutschen drastisch reduziert – vor allem über längere Distanzen. Das hat ein Team um Professor Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin ermittelt. Die Forscherinnen und Forscher hatten dafür die anonymen Mobilfunkdaten und Bewegungsmuster von über 40 Millionen Nutzern in Deutschland ausgewertet. Ihre Folgerung: Dieser Mobilitätsverlust hat dazu beigetragen, dass sich der Virusausbruch in der Frühphase der Pandemie verlangsamt hat.

„Wenn es vor Ort viele Fälle gibt, bin ich vorsichtiger“

„Man sieht deutlich die Auswirkungen der Lockdowns auf die Mobilität“, berichtete Frank Schlosser vom Analyseteam. „Im März 2020 gab es bis zu 40 Prozent weniger Bewegungen als im Vorjahr.“ Besonders in Großstädten und Gegenden mit hohen Covid-19-Fallzahlen habe die Mobilität stark abgenommen. „Wir vermuten, dass es eine wichtige Rolle spielt, wie die Bevölkerung die Pandemie wahrnimmt. Wenn es bei mir vor Ort viele Fälle gibt, bin ich vorsichtiger und bleibe eher zuhause.“

Seuche braucht länger, um ans andere Ende des Landes zu gelangen

Laut den Handy-Datenmustern nahmen vor allem Reisen über lange Distanzen besonders stark ab. „Dadurch sind weit entfernte Orte weniger stark miteinander verbunden – es reisen weniger Leute von einem Ende in Deutschland zum anderen“, erklärte Schlosser. „Unsere Simulationen zeigen, dass sich Krankheiten wie Covid-19 dadurch in der Frühphase der Epidemie langsamer räumlich ausbreiten und länger brauchen, um weit entfernte Orte zu erreichen.“

Die Befunde aus Deutschland könnten sich auch mit Beobachtungen in China, Vietnam und anderen asiatischen Ländern decken, die die Corona-Verbreitung relativ schnell abgewürgt hatten: Dort hatten die kommunistischen Regierungen einen großen Teil der Fernverbindungen im Inland wochenlang, teils monatelang gekappt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: HU Berlin / idw

Wissenschaftliche Publikation:

Schlosser, Frank, et al., COVID-19 lockdown induces disease-mitigating structural changes in mobility networks, PNAS first published December 3, 2020; DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.2012326117

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt