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Weiße Blutkörper lernen mit Zucker den Kampf gegen Krebs

Eine NCT-Mitarbeiterin bereitet das Zuckertraining der weißen Blutkörperchen für den Kampf gegen Krebs vor. Foto: André Wirsig für das NCT/UCC/

Eine NCT-Mitarbeiterin bereitet das Zuckertraining der weißen Blutkörperchen für den Kampf gegen Krebs vor. Foto: André Wirsig für das NCT/UCC/

NCT Dresden arbeitet an Immun-Therapien für Tumor-Patienten

Dresden, 30. Oktober 2020. Ein interdisziplinäres Team aus Dresden hat bestimmte weiße Blutkörperchen mit einer speziellen Zuckerart darauf trainiert, Krebsgeschwüre anzugreifen. Das hat das „Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden“ (NCT) mitgeteilt.

Neue Behandlungswege möglich

„Basierend auf dem beschriebenen Mechanismus sind neue Formen der Krebs-Immuntherapie denkbar, die künftig die Behandlung bestimmter Patienten verbessern könnten“, betonte Prof. Triantafyllos Chavakis, der Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (IKL) im Universitätsklinikum Dresden.

Neutrophile Granulozyten lassen sich durch ein spezielles Training zur Behandlung von Tumoren einsetzen. Die Wirkung des Trainings setzt bereits bei der Blutbildung (Granulopeose) ein. Grafik: Lydia Kalafati für das NCT

Neutrophile Granulozyten lassen sich durch ein spezielles Training zur Behandlung von Tumoren einsetzen. Die Wirkung des Trainings setzt bereits bei der Blutbildung (Granulopeose) ein. Grafik: Lydia Kalafati für das NCT

Natürliche Ballaststoffe für die „Neutrophilen Granulozyten“

Konkret fütterten die Forscherinnen und Forscher dafür die sogenannten „Neutrophilen Granulozyten“ mit dem langkettigen Zuckermolekül „Beta-Glucan“ an. Danach griffen diese natürlichen Abwehrzellen des Körpers bevorzugt Tumore an und ließen sich auch nicht mehr von deren Täuschungsmanövern in die Irre führen. Das ist nicht selbstverständlich, denn untrainierte weiße Blutkörperchen helfen bösartigen Wucherungen manchmal sogar beim Wachstum.

Knochenmark lernt bei der Zellproduktion dazu

Außerdem hatte das Zucker-Training einen langfristigen Effekt: Dadurch begann das Rückenmark, generell mehr effektive Anti-Krebs-Zellen zu erzeugen. „Dies bewirkt, dass sich die Eigenschaften der kurzlebigen Neutrophilen längerfristig hin zu einer gegen den Tumor gerichteten Aktivität verändern“, erklärte Wissenschaftlerin Lydia Kalafati, die am NTC und IKL tätig ist. „Denn die Vorläuferzellen bilden über einen längeren Zeitraum hinweg Neutrophile mit tumorhemmenden Eigenschaften.“

„Spezifische“ und „unspezifische“ Immunantworten

Weiße Blutkörperchen sind ein Teil der sogenannten „unspezifische Immunantwort“ von Organismen auf Infektionen und andere Störungen der natürlichen Abläufe. „Anders als der spezifische Anteil unseres Immunsystems, der fremde Strukturen im Körper zunächst genau analysiert, um dann mit zeitlicher Verzögerung maßgeschneiderte Abwehrmechanismen zu aktivieren, fungiert der unspezifische Anteil unserer körpereigenen Abwehr als schnelle Einsatztruppe“, erklärten die NCT-Forscherinnen und –Forscher. „Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen oder Zellen entarten, reagiert es sehr rasch und meist stereotyp.“ Offensichtlich lässt sich die „unspezifische Immunantwort“ im Körper aber eben doch ein Stück weit lenken. Zu den spezifischen, aber zeitverzögerten Antworten des Organismus auf Fremdkörper gehören zum Beispiel die T-Zellen und Antikörper.

Autor: hw

Quelle: NCT Dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt