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„Whitesnake“: Chinesische Liebeslegende im Heimkino

Die Schlangendämoninnen Xiao-Bai (links) und ihre Schwester sind oft sehr unterschiedlicher Meinung über den wert oder Unwert der Menschen. Ausschnitt aus "White Snake" (Eurovideo

Die Schlangendämoninnen Xiao-Bai (links) und ihre Schwester sind oft sehr unterschiedlicher Meinung über den wert oder Unwert der Menschen. Ausschnitt aus „White Snake“ (Eurovideo

Romanze zwischen Mensch und Dämon als Animationsfilm mit viel Sinn für Farbästhethik

Mit „White Snake“ veröffentlicht Eurovideo nun für deutsche Heimkinofreunde einen faszinierenden Animationsfilm, der auf alten Legenden über Liebe und Dämonen basiert. Dabei zeigen die Chinesen wieder einmal, dass ihre Erzählmuster und ästhetischen Vorstellungen sich manchmal recht spürbar von europäischen Konventionen oder selbst japanischen Anime unterscheiden.

Werbevideo (Eurovideo):

Die Handlung: Gescheiterte Attentäterin verliert Gedächtnis

Ein böser kaiserlicher General vertilgt in ganz China die Schlangen, um sich deren Macht zu eigen zu machen und unsterblich zu werden. Das passt den Schlangendämonen gar nicht und so entsenden sie ihre Attentäterin Xiao-Bai, um den General abzumurksen. Die junge Schlangendame scheitert, verliert dabei ihr Gedächtnis und landet in menschlicher Form in einem Nachbardorf. Dort verliebt sie sich in den Schlangenfänger Ah Xuan. Mit ihm bricht sie auf, um ihre Ursprünge zu erkunden. Mit jeder zurückkehrenden Erinnerung spürt sie aber mehr und mehr: Eine finale Schlacht zwischen Menschen und Dämonen naht – und sie muss sich dann zwischen ihrem Liebsten und ihrer Familie entscheiden.

Xiao-Bai hat sich in ihre ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt. Da kann mancher schon Panik kriegen. Ausschnitt aus "White Snake" (Eurovideo)

Xiao-Bai hat sich in ihre ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt. Da kann mancher schon Panik kriegen. Ausschnitt aus „White Snake“ (Eurovideo)

Stilistik: Schön – aber stellenweise auch rührselig

All dies ist – wie in vielen chinesischen Filmen üblich – in überirdisch schönen Farben und Bildschnitten gezeichnet. Stellenweise wirkt (Werbung:) „White Snake – Die Legende der weißen Schlange“* wie eine Mischung aus einer Tuschemalerei der Tang-Zeit und Steampunk-Magie. Ästhetik wiegt hier oft viel höher als die Story oder Innovationsfreude. Und: An die Metaphern und Konventionen dieser Legendenwelt muss sich der europäische Zuschauer erst mal gewöhnen: Schlangen gelten hier beispielsweise durchaus positive, fast possierliche Tiere und nicht als Verführer und Todesbringer wie im Westen. Auch das Konzept von Wiedergeburt und einer Liebesgeschichte, die sich gern mal über Jahrtausende hinstrecken kann und in der der Tod gar nichts Finalisierendes hat, ist der europäischen Kultur zwar nicht völlig fremd, aber doch eher selten.

Die Füchsin im Jadeladen verführt den verliebten Ah Xuan zum Seelenverkauf. Ausschnitt aus "White Snake" (Eurovideo)

Die Füchsin im Jadeladen verführt den verliebten Ah Xuan zum Seelenverkauf. Ausschnitt aus „White Snake“ (Eurovideo)

Andere Erzählmuster als in Europa

Vermutlich sieht der chinesische Zuschauer mit seinem kulturellen und erzieherischen Hintergrund dieses Epos noch mal mit ganz anderen Augen. Aber das macht „White Snake“ gerade interessant für unsereins, da hier nicht Hollywoods ewig gleiche Erzählmuster gelten. Allerdings: Oft genug ist auch diese animierte chinesische Mensch-Dämonen-Romanze kaum weniger rührselig als die einschlägig bekannten Werke aus westlicher oder japanischer Produktion. Dennoch: Die weiße Schlange lohnt sich.

Das gilt übrigens auch für die Bonussektion. In der erfährt der Zuschauer unter anderem, dass viele Szenen zunächst von echten Schauspielern in verschiedenen Versionen vorgespielt wurden, damit sich die Animateure dann die Rosinen aus deren Performance herauspicken und sie nachzeichnen konnten.

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Kurzüberblick:

  • Titel: „White Snake – Die Legende der weißen Schlange“
  • Originaltitel: „Baishe: Yuanqi“
  • Genre: Animationsfilm / Liebestragödie
  • Produktionsland und -jahr: China/USA 2019
  • Regie: Amp Wong, Ji Zhao
  • Filmlänge: 95 Minuten (DVD-Version)
  • Sprachen: Deutsch und Chinesisch, deutsche Untertitel
  • Altersfreigabe: FSK 12
  • Extras: Produktionsvideo, Kurzinterviews, Musikvideos und ausgewählte Vergleiche zwischen Storyboards, halbfertigen und fertigen Szenen
  • Deutscher Vertrieb: Eurovideo, Mai 2020
  • Preis: Bluray 22 Euro, DVD 13 Euro, Videostrom zehn Euro

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt