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Freiberger wollen Mikroplaste wegblasen

Plastemüll belastet die Umwelt. Vor allem Mikroplaste-Teilchen in den Ozeanen gelten als ernstes Problem, da Meeresvewohner dieses Partikel fressen - und letztlich landen diese Teilchen dann auch im Menschen. Foto: Heiko Weckbriodt

Plastemüll belastet die Umwelt. Vor allem Mikroplastik-Teilchen in den Ozeanen gelten als ernstes Problem, da Meeresbewohner dieses Partikel fressen – und letztlich landen diese Teilchen dann auch im Menschen. Foto: Heiko Weckbriodt

Blondierungs-Turbo soll schädliche Partikel aus dem Abwasser holen

Freiberg, 16. Januar 2020. Strömungs- und Umweltexperten der Bergakademie Freiberg arbeiten an einem Verfahren, um Mikroplaste elegant aus der Kloake zu filtern. Einen Lösungsansatz haben sie schon, in den nächsten zwei Jahren soll daraus eine industriereife Lösung werden. Das hat die TU und Bergakademie Freiberg heute angekündigt.

Mikroplaste in den Ozeanen ist ein wachsendes Umweltproblem

Die schwimmenden Mikroplastik-Felder in den Ozeanen gelten als wachsende Herausforderung für den Umwelt- und Tierschutz. Und da niemand so recht sicher ist, wie gefährlich diese Plaste-Teilchen mit Abmessungen zwischen wenigen Nanometern und einigen Millimetern womöglich auch für den Menschen sind, sind mittlerweile auch die Mediziner alarmiert. Ein Teil dieser Mikroplastik-Partikel gelangen nach bisherigem Erkenntnisstand durch die Schifffahrt in die Ozeane. Aber auch achtlos an Badestränden weggeworfene Plasteflaschen sind mitschuld an den verdreckten Weltmeeren. Ein Teil gelangt aber offensichtlich auch aus den Städten und Fabriken über die Flüsse ins Meer. Bisher allerdings lassen sich diese Kleinstpartikel nur schwer in Kläranlagen abbauen oder wegfiltern.

Gasblasen holen Partikel ans Tageslicht

Und hier wollen die Freiberger ansetzen: Sie wollen Filtersysteme entwickeln, mit denen sich Mikroplaste aus Industrie- wie aus Haushalts-Abwässern fischen lässt. Dafür wollen sie das auch als Blondierungsmittel bekannte Wasserstoffperoxid in diese Brühe leiten. Der Plan: Die Chemikalie heftet sich an die Mikroplastikteilchen an, zerfällt zu Wasser und Sauerstoff – und der Mikromüll steigt dann gemeinsam mit den dabei entstehenden Gasblasen nach oben auf, wo er schließlich einfach abgefischt werden kann. „Ein innovatives Nachweisverfahren soll es zudem ermöglichen, die zuzugebende Menge an Wasserstoffperoxid individuell auf die jeweilige Mikroplastikverunreinigung des Abwassers abzustimmen und so unnötigen Verbrauch zu verringern“, versprechen die Forscher.

Zusammengetan haben sich für dieses Entwicklungsprojekt die Professuren für Strömungsmechanik und Strömungsmaschinen sowie für Thermische Verfahrenstechnik, Umwelt- und Naturstoffverfahrenstechnik an der Bergakademie Freiberg sowie die Firma innoscripta aus München.

So sieht die organische Rohmasse vor der Raffinierung aus, wenn sie die mit Plastemüll gefütterte Pyrolyseanlage verlässt. Foto: Heiko Weckbrodt

So sieht die organische Rohmasse vor der Raffinierung aus, wenn sie eine mit Plastemüll gefütterte Pyrolyseanlage in Dresden-Rossendorf verlässt. Foto: Heiko Weckbrodt

Aber wohin dann mit dem Mikroplaste-Müll?

Um die bereits in den Meeren treibende Mikroplaste zu entsorgen, gibt es auch schon einige Ideen. Ein junger Niederländer will beispielsweise schwimmende Filter-Farmen zu den zentralen Strudeln der Ozeane entsenden, damit sie an diesen neuralgischen Punkten die Müllberge aus dem Wasser kämmen. Firmen und Forscher aus Dresden-Rossendorf und aus Freiberg arbeiten zudem an Pyrolyse-Verfahren, die aus dem herausgefischten Plastemüll Diesel machen.

Autor: hw

Quelle: TU Freiberg

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt