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Coppola veröffentlicht finalen Schnitt von „Apocalypse now“

Captain Willard (Martin Sheen) hat Erfahrung im Meuchelmord. Szenenfoto aus: Apocalypse now, Studiocanal

Captain Willard (Martin Sheen) hat Erfahrung im Meuchelmord. Szenenfoto aus: Apocalypse now, Studiocanal

Meisterwerk in aufgebesserter Bildqualität und neuer Fassung fürs Heimkino erschienen

40 Jahre nach der Erstveröffentlichung ist der Antikriegsfilm „Apocalypse now“ nun in einer neuen Fassung in aufgebesserter Qualität fürs Heimkino erschienen. Francis Ford Coppola hat sich dafür noch einmal an den Schnitt-Tisch gesetzt und einen 182 Minuten langen „Final Cut“ produziert, der einst eingegangene Kompromisse rückgängig macht.

Hubschrauber-Oberst Kilgore (Robert Duvall) liebt den Geruch von Napalm am Morgen. Szenenfoto aus: Apocalypse now, Studiocanal

Hubschrauber-Oberst Kilgore (Robert Duvall) liebt den Geruch von Napalm am Morgen. Szenenfoto aus: Apocalypse now, Studiocanal

Die Story: Bootsfahrt in Colonel Kurtz‘ Reich des Grauen

Coppolas Opus gilt längst als Klassiker. Daher sei die Story nur kurz skizziert: Captain Willard (Martin Sheen) bekommt von der US-Militärführung in Nha Trang den Auftrag, mit einer kleinen Bootsbesatzung den Mekong-Fluss hinauf nach Kambodscha zu fahren, um den US-Colonel Kurtz (Marlon Brando) zu töten. Der nämlich hat sich mit seinen Generälen überworfen und ein brutales eigenes Regime im Dschungel aufgebaut. Auf der langen Fahrt dorthin erlebt Willard die Absurdität des Vietnamkrieges immer deutlicher – gleichzeitig entwickelt er mehr und mehr Sympathien für den „Aussteiger“ Kurtz…

Studiobosse erschien Ursprungsmaterial zu lang und zu schräg

Die nun vorgelegte Bluray enthält unter anderem ein Vorwort des Regisseurs, in der Coppola erklärt, warum er nach der ersten Kinofassung von 1979 und dem „Redux“-Schnitt von 2001 eine dritte Version der Apokalypse für notwendig hielt: Was er ursprünglich abgedreht hatte, erschien den Studiobossen damals zu lang und zu schwer zugänglich. Sie fürchteten einen Misserfolg an den Kinokassen und ließen den Streifen auf 147 Minuten eindampfen. Weil aber „Apocalypse now“ rasch zu einem der einflussreichsten Anti-Vietnamkriegs-Filme avancierte, bekam Coppola Jahre später die Chance, eine 196 Minuten lange „Redux“-Fassung zu veröffentlichen. Die enthielt rund 50 Minuten vorher herausgeschnittener Szenen und war auch etwas umsortiert. Aber auch damit war der Maitre noch nicht so ganz zufrieden – einige Szenen gingen nun zu Lasten der Stringenz. Und daher gibt es nun den (mutmaßlichen) „Final Cut“, der „nur“ noch 182 Minuten lang ist. Auf die jetzt publizierten Blurays hat Coppola alle drei Versionen brennen lassen: Die Kino-, die Redux- und die Final-Cut-Fassung.

Surrealistischer Grundton nun deutlicher

Sich alle drei Varianten anzusehen, diese Mühe werden sich vielleicht nur Cineasten machen. Wer aber „Apocalypse now“ bisher nur als zusammengestrichene PAL-Fernsehfassung kennt, sollte sich die neue Fassung unbedingt ansehen – schon allein wegen der sichtlich aufgebesserten Bild- und Tonqualität. Vor allem aber ist der „Final Cut“ weit surrealistischer und bizarrer als die alte Version. Und dies verdichtet das Bild, das Coppola beziehungsweise Joseph Conrad im ursprünglichen Roman „Herz der Finsternis“ zeichnen wollte: von Menschen, die die dünne Linie zwischen Zivilisation und tollwütigem Wahnsinn überschritten haben.

Hülle von "Apocalypse now - Final Cut". Abb.: Studiocanal

Hülle von „Apocalypse now – Final Cut“. Abb.: Studiocanal

Kurzüberblick:

  • Titel: „Apocalypse now“
  • Genre: Anti-Vietnamkriegs-Film
  • Regie: Francis Ford Coppola
  • Darsteller: Martin Sheen, Marlon Brando, Robert Duvall, Laurence Fishburne, Dennis Hopper, Harrison Ford
  • Laufzeit: 182 Minuten
  • Preis: Bluray elf Euro, DVD zehnEuro, Stream: xx Euro

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt