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Studie: Westdeutsche sehen Zuwanderung positiver als Rest Europas

Die Grafiken zeigen einerseits die abgefragten Meinungen der Menschen in verschiedenen EU-Staaten, ob sie Muslime oder Andesfarbige als Nachbarn ablehnen würden. Die 3. Grafik ordnet die Ergebnisse nach Westeuropa und Osteuropa. Grafiken: Midem

Die Grafiken zeigen einerseits die abgefragten Meinungen der Menschen in verschiedenen EU-Staaten, ob sie Muslime oder Andesfarbige als Nachbarn ablehnen würden. Die 3. Grafik ordnet die Ergebnisse nach Westeuropa und Osteuropa. Grafiken: Midem

Ostdeutsche sind skeptischer, aber näher am Westen als am Osten

Dresden, 27. November 2019. Westdeutsche sehen die Zuwanderung insgesamt positiver als die meisten anderen Europäer. Ostdeutsche sind da deutlich skeptischer, neigen aber dennoch eher den zuwanderungsfreundlichen Meinungen Westeuropas zu als den anderen ehemaligen sozialistischen „Brudervölkern“ wie Ungarn oder Tschechien. Das ist einer der Schlüsse der Studie „Migration und Europa – Midem-Jahresbericht 2019“. Herausgeber und Studienautor ist der Politologe Prof. Hans Vorländer, der als Direktor das „Mercator Forum Migration und Demokratie“ (MIDEM) an der TU Dresden leitet.

Zuwanderungsfrage trennt vor allem Westeuropa von ehemals sozialistischen Ländern

„Was die Einstellung zu Migration angeht, gehört Ostdeutschland genauso wenig zu Osteuropa wie Westdeutschland zu Westeuropa“, schätzte Prof. Vorländer ein. Insofern spalte – wenig überraschend – die Migrationsfrage zwar Deutschland – aber eben anders als oft gedacht. Der Riss geht da eher durch die Mitte Europas, dort wo einst der „Eiserne Vorhang“ den Kontinent trennte: Die Westeuropäer stehen demnach der Zuwanderung positiver gegenüber als die Menschen, die einst in sozialistischen Ländern lebten.

Prof. Hans Vorländer. Foto: TU Dresden

Prof. Hans Vorländer. Foto: TU Dresden

„Die Einstellung gegenüber Zugewanderten ist in Ostdeutschland deutlich positiver als in anderen ehemals sozialistischen Regionen Europas und entspricht eher dem typischen Niveau westeuropäischer Staaten“, heißt es in der Untersuchung. „Eine gewisse Ausnahme bildet hier die Ablehnung von Muslimen. Sie ist in Ostdeutschland deutlich ausgeprägter als im Westen Deutschlands und Eu-ropas, allerdings immer noch geringer als in den meisten anderen Staaten Mittel- und Osteuropas.“ Wahrgenommen werde Zuwanderung aber in Ost wie West als europäische Aufgabe.

Zusammenhang zwischen Zuzug und AfD-Wahlergebnissen

Zugleich hat die Studie den Einfluss von Einwanderung auf das Wahlverhalten in Deutschland untersucht. Einer der Befunde: „In Landkreisen, in denen ein höherer Anteil an Nicht-EU-Ausländern lebt, bleiben AfD-Ergebnisse unterdurchschnittlich. Zugleich fällt aber auf, dass ein abrupter und starker Anstieg von Migration aus Nicht-EU-Staaten das AfD-Wahlergebnis erhöht, und zwar vor allem dort, wo zuvor kaum Nicht-EU-Ausländer lebten.“

In der Studie stützten sich die Midem-Forscher unter anderem auf EU-weite Umfragen im Rahmen der „European Values Study“, bei der zuletzt bis 2019 rund 37.000 Interview geführt worden waren. Außerdem verwendet das Vorländer-Team nationale Umfragen sowie amtliche Statistiken über Wahlergebnisse und regionale Ausländer-Anteile.

Autor: hw

Quelle: TUD, Midem

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt