Computerprogramm von Uni-Ausgründung unterstützt Forscher dabei, neue Ideen auszumessen
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Dresden, 27. November 2019. Mit „SweepMe!“ hat das Photonikinstitut der TU Dresden eine Firma ausgegründet, deren zentrales Produkt eine Messgeräte-Software ist – die das Unternehmen kostenlos verschenkt. „Unser Programm ist in der Grundversion gratis“, betätigte Mitgründer Axel Fischer. Erlöse erhoffen sich er und sein Mitstreiter Felix Kaschura von bezahlpflichtigen Extras, etwa Datenbank-Verbindungen oder Zusatzmodulen beispielsweise im Auftrag von Mikroelektronik-Firmen.

Um Messgeräte und andere Experimentiertechnik – hier ein Labor-Netzteil im Linguawerk Dresden – für komplexe Messungen zu koppeln, schreiben viele Forscher immer wieder neue eigene Software-Lösungen. Foto: Heiko Weckbrodt
Geht der Forscher, stirbt seine Software
Entstanden ist „SweepMe!“ aus der jahrelangen experimentellen Forschungspraxis am Institut für angewandte Photophysik (IAPP): „Viele Wissenschaftler schreiben für ihre ganz spezielle Messreihe eigene Programme, entwickeln sie weiter, fügen neue Funktionen hinzu – und wenn sie das Institut verlassen, kennt sich kein anderer mit der Software richtig aus“, skizziert Axel Fischer ein weitverbreitetes Phänomen an vielen Unis. So kommen unzählige Speziallösungen zustande, die womöglich in der nächsten Forschergeneration schon wieder vergessen sind und noch mal neu entworfen werden.
Mehr Professionalität für wissenschaftliche Software
Von solcher Verschwendung von Zeit und Mühen hatten die Dresdner Physiker irgendwann die Nase voll und entwickelten eine universelle Software dafür: An ihr „SweepMe!“ lassen sich viele Messgeräte modular anschließen und binnen Minuten selbst komplexe Messreihen entwerfen. Mit wenigen Mausklicks ist es hier möglich, zum Beispiel Temperaturfühler, Motorsteuerungen oder andere Experimentaltechnik anzuschließen. „So lassen sich auch plötzliche Ideen im Forschungsprozess einfacher realisieren, die man sonst wegen des Aufwandes vielleicht ungeprüft gleich wieder verwerfen würde“, betonte Fischer.
Bisher eher ein Nebenprojekt
2018 haben sie deshalb eine Firma gegründet, um diese Modul-Software zu vermarkten. Als Zielgruppe sehen sie Wissenschaftler an anderen Instituten, Entwicklungs-Ingenieure in jungen Technologiefirmen, aber auch Chipfabriken und andere Unternehmen, die eigene Testzentren betreiben. Noch sehen die beiden Physiker ihre Unternehmung als Nebenprojekt. „Aber wenn die Nachfrage steigt, werden wir weitere Leute einstellen“, kündigte Fischer an.
IAPP gründet Firmen in Serie
Das – inzwischen zum Forschungszentrum aufgewertete – IAPP der TU Dresden hat allein in den vergangenen zehn Jahren sieben Ausgründungen hervorgebracht. Darunter sind neben kleineren Spezialunternehmungen auch größere wie die von Samsung aufgekaufte Oled-Firma Novaled und die Organiksolarzellen-Fabrik Heliatek.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Interview mit Dr. Axel Fischer, IAPP, TUD, Oiger-Archiv