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Südkorea sucht Schulterschluss mit Sachsen

Wo ist der Platz des Menschen in der hochautomatisierten Elektroauto-Produktion? Hier ein Blick in die Montage des neuen ID-Stromers im Werk Zwickau von Volkswagen Sachsen. Foto: Oliver Killig für VW Sachsen

Blick in die Montage des neuen ID-Stromers im Werk Zwickau von Volkswagen Sachsen. Foto: Oliver Killig für VW Sachsen

In Dresden lotet eine Delegation aus Seoul nach Investitionschancen und Kooperationen aus

Dresden, 23. Oktober 2019. Koreanische Unternehmer und Wirtschaftspolitiker haben heute in Dresden um Kooperationen mit hiesigen Technologie-Firmen geworben. Auch mögliche Investitionen und Joint-Ventures standen auf der Fachtagung „Korea-Germany Core Technology Business Cooperation Meeting“ im Hotel de Saxe zur Debatte.

Viele Anknüpfungspunkte

Ein Zwischenfazit lässt sich ziehen: Anknüpfungspunkte gibt es viele zwischen den Automobilzulieferern und Elektronikfirmen auf der südkoreanischen Seite und der spezialisierten Mikroelektronikindustrie, den Autofabriken und anderen Betrieben in Dresden, Leipzig und Zwickau.

Koreaner wollen durch Handelskriege gestörte Liefernetze neu ausrichten

Die Koreaner haben reges Interesse an neuen Kooperationsbeziehungen mit Europa: Vizedirektor Jang Won vom Industrieministerium aus Seoul verwies auf Protektionismus, Handelskriege und andere Probleme, die auch die Zuliefer- und Kundennetze der südkoreanischen Wirtschaft immer empfindlicher stören. „Wir wollen deshalb eine vertiefte Zusammenarbeit mit deutschen und speziell auch mit Dresdner Unternehmen.“

Drang in eine höhere Liga

Zudem verspüren gerade viele Zulieferer aus dem Automobilsektor den Drang, in eine höhere Technologie-Liga aufzusteigen. Zwar ist die südkoreanische Elektronik-Industrie führend in der Produktion von Speicherchips, Smartphones und Bildschirmen, wie Kwang-Il Sul von der regierungsnahen Investitionsagentur „Korea core Industrial Technology Investment Association“ (Kitia) unterstrich. Aber in der koreanischen Automobilelektronik fehlt eben doch noch ein Quäntchen zu Marktführern wie Bosch. Insofern ist Dresden ein interessanter Standort für diese Firmen: Mit Infineon, Bosch, Globalfoundries und anderen Mikroelektronik-Firmen gibt es in und um die sächsische Landeshauptstadt viele herausragende Akteure in dieser Branche.

Pilotland für den Schwenk hin zu Elektroautos

Andreas Lippert von der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) erinnerte die Südkoreaner in diesem Zusammenhang auch an die Vorreiterrolle des Freistaats beim Schwenk der deutschen Autoindustrie von „Verbrennern“ auf „Stromer“. „Auf der anderen Seite ist Südkorea für uns ein Vorbild bei der Digitalisierung aller Lebensbereiche“, betonte er – insofern könnten beide Seiten durch engere Kooperationen nur gewinnen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Recherche, Kitia, dds, südkoreanisches Ministerium für Handel, Industrie und Energie, WFS

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt