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„Endzeit“: Die Zombie-Apokalypse tobt in Weimar

Da sind flinke Füße gefragt: Vivi (Gro Swantje Kohlhof) entfleucht auf einer Staumauer einer Zombie-Herde. Bildschirmfoto aus "Endzeit" von Anke Neugebauer, ZDF, Arte, Grown Up

Da sind flinke Füße gefragt: Vivi (Gro Swantje Kohlhof) entfleucht auf einer Staumauer einer Zombie-Herde. Bildschirmfoto aus „Endzeit“ von Anke Neugebauer, ZDF, Arte, Grown Up

Feminine Produktion skizziert Untergang als Öko-Strafparabel

Die Zombie-Apokalypse rückt näher: In „Endzeit“ röcheln sich die Untoten durch Thüringen und schnabulieren alle, die nicht mit der Natur verwachsen sind. Regisseurin Carolina Hellsgård skizziert in ihrer Zombie-Ökoparabel die Seuche als gerechte Strafe für eine umweltzerstörerische Menschheit. Zu sehen ist das postapokalyptische Frauen-Roadmovie ab 22. August 2019 in den deutschen Kinos.

Die Story: Seuche verwandelt die Thüringer in Zombies,

Nachdem eine Seuche die meisten Menschen in hirntote Untote verwandelt hat, verkriecht sich die dauerängstliche Vivi (Gro Swantje Kohlhof) in eine der letzten Schutzfestungen der überlebenden Menschen in Weimar. Auf der Suche nach ihrer jüngeren Schwester, die sie einst im Swimmingpool zurückließ, als die Zombies den elterlichen Garten überrannten, verlässt sie jedoch eines Tages den schützenden Zaun. Der autonome Oldtimer-Triebwagen bleibt jedoch auf halber Strecke nach Jena auf den Gleisen stecken – und entdeckt, dass sie nicht allein ist: Auch die ältere und erfahrene Eva (Maja Lehrer) zieht es in die Uni-Stadt: Sie hofft, dass die Forscher dort inzwischen einen Impfstoff gegen die Zombie-Seuche gefunden hat. Auf ihren Fußweg durch die thüringische Pampa philosophieren die ungleichen Mädchen vor sich hin und begegnen zwischendurch untoten Bräuten, einer gärtnernden Aussteigerin und natürlich Zombies en masse.

Eva (Maja Lehrer) schwinkt das Hackebeilchen, um eine frisch Gebissene per Eil-Armamputation vor der Verwandlung in einen Zombie zu retten. Vivi (Gro Swantje Kohlhof) guckt erschrocken zu. Bildschirmfoto aus "Endzeit" von Anke-Neugebauer, ZDF, Arte, Grown Up

Eva (Maja Lehrer) schwinkt das Hackebeilchen, um eine frisch Gebissene per Eil-Armamputation vor der Verwandlung in einen Zombie zu retten. Vivi (Gro Swantje Kohlhof) guckt erschrocken zu. Bildschirmfoto aus „Endzeit“ von Anke Neugebauer, ZDF, Arte, Grown Up

Sichtlich von den „Walking Dead“ inspiriert

Wer sich an „The Walking Dead“ (TWD) erinnert fühlt, irrt nicht: Regisseurin Carolina Hellsgård und die Weimarer Drehbuch-Autorin Olivia Vieweg haben sich sichtlich von dem legendären US-Comic und dessen Verfilmung inspirieren lassen, übernehmen auch dessen Konventionen (Wer gebissen wird, infiziert sich und wird zum Zombies / Untote befriedet man mit Kopfschüssen / Eilamputationen stoppen die Verwandlung etc. pp.). Auch die barsche Brutalität von TWD mag in Sprüchen wie „Zertrümmer deiner Schwester den Schädel, wenn Du sie wiederfindest“ wiedererkennen.

Werbevideo (Farbfilm):

Goethe und Schiller sammeln den Sonnenstrom

Anderseits bemühen sich Hellsgård und Vieweg um eigene Akzente, etwa in der Farbstilistik, ein paar „schön“ ekeligen Szenen und allerlei Lokalkolorit. wenn sie etwa das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater in Weimar mit Solarpaneelen, Wasserkanister und anderem postapokalyptischem Equipment schmücken.

„Die ungebetenen Gäste müssen gehen.“

Vor allem aber möchten die Macherinnen hinter diesem Frauen-Zombie-Roadmovie gerne eine Botschaft verkünden und dies möglichst deutlich: Bei ihnen wehrt sich Mutter Natur mit der Zombie-Apokalypse gegen die Zerstörer der Erde, die maßlosen CO2-Menschen. Oder, wie es die verwachsene Gärtnerin etwas barsch formuliert: „Die ungebetenen Gäste müssen gehen.“

Fazit: Zombies mit Lokalkolorit sind eine nette Idee – die Botschaft ist aber dick aufgetragen

Ein Weltenuntergang mit röchelnden Untoten nicht im fernen Amerika, sondern bei uns vor der Haustür, ist an für sich eine nette Filmidee. Auch sieht man „Endzeit“ an, dass der größtenteils weibliche Filmstab viel Mühe in eine Optik der Zerstörung und eben der letzten Tage investiert hat. Noch besser wäre es aber gewesen, wenn sie bei der Wahl der Schauspielerinnen ebenso viel Mühe investiert hätten: Die Performance von Maja Lehrer als hartschalige Kämpfernatur mit Puddingkern mag ja ganz überzeugend sein, aber Hauptdarstellerin Gro Swantje Kohlhof ist mit der „Vivi“ überfordert, die bei ihr wie ein chronisch verschreckt guckendes Huhn wirkt. Vor allem aber hätte es womöglich auch genügt, die eigene Öko-Botschaft nicht ganz so dick aufzutragen.

Kurzüberblick:

  • Titel: „Endzeit
  • Genre: postapokalyptisches Frauen-Roadmovie
  • Produktionsland und -jahr: Deutschland 2018
  • Laufzeit: 90 Minuten
  • Regie: Carolina Hellsgård
  • Drehbuch und Graphic Novel: Olivia Vieweg
  • Darsteller: Gro Swantje Kohlhof, Maja Lehrer, Trine Dyrholm u. a.
  • Altersfreigabe: FSK 16 Jahre
  • Verleiher: Farbfilm-Verleih

 

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt