IDTechEx-Analysten rechnen mit fast zwei Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2028
Cambridge, 17. Juli 2019. Mit 3D-Druckern erzeugte Nieren, Lebern und andere Organe könnten sich in den nächsten zehn Jahren zum Milliardenmarkt entwickeln. Das hat das englische Marktforschungs-Unternehmen „IDTechEx“ aus Cambridge prognostiziert. Demnach könnten die Umsätze damit im Jahr 2028 weltweit rund 1,9 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) erreichen.
Bisher noch keine implantierbaren Organe druckbar
Zwar seien die Ingenieure noch ein ganzes Stück davon entfernt, im 3D-Drucker komplexe Organe zu produzieren, die Ärzte dann menschlichen Patienten unmittelbar einpflanzen können, schätzen die Analysten ein.
Mini-Organe für Forschungszwecke bereits herstellbar
Aber bereits heute sei es möglich, kleinere und vereinfachte Organe herzustellen. „Diese Gewebestrukturen lassen sich aber für Forschungszwecke nutzen“, weisen die IDTechEx-Forscher auf ein Marktpotenzial hin. „Kleine Organe, die sich verhalten wie ihre größeren Gegenstücke verhalten, kann man beispielsweise verwenden, um Pharmazeutika und anderen Chemikalien für den Einsatz am Menschen vorab zu testen.“
Mini-Gehirne für die Alzheimer-Forschung
Auch sei es beispielsweise denkbar, Mini-Gehirne oder Modelle der menschlichen Blut-Hirn-Schanke zu drucken. Dadurch könnten Wissenschaftler womöglich einfacher neue Medikamente gegen Alzheimer oder bisher unheilbare Glioblastom-Hirntumore entwickeln und testen.
Fernziel: Maßgeschneiderte Organe sofort für jeden Patienten
Der „Heilige Gral“ für Ingenieure und Mediziner bleibt aber weiter eine 3D-Drucktechnologie, mit denen sich komplette menschliche Organe herstellen lassen. Diese sollen individuell für jeden Patienten maßgeschneidert gedruckt werden. Dadurch könnten die Mediziner womöglich das Risiko von Abstoßungsreaktionen mindern.
Und die bisher lange Wartezeit auf Spenderorgane soll sich ebenfalls drastisch verkürzen.
Bisher jahrelange Wartezeiten auf Spenderorgane
Bisher müssen zum Beispiel Nierenkranke in Deutschland im Schnitt fünf bis sechs Jahre auf ein Spenderorgan warten. Diabetes-Patienten zum Beispiel müssen deshalb jahrelang regelmäßig zur Blutwäsche (Dialyse).
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Die Wartezeit für eine Leber schwankt – je nach Dringlichkeit und Blutgruppe – zwischen sechs uns 24 Monaten.
Hauptproblem Blutsystem
Ein Haupthindernis für den 3D-Druck kompletter menschlicher Organe liegt bisher vor allem im komplexen Blutsystem, das eine Leber, Niere, ein Herz oder eine Lunge mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
„Die meisten Organstrukturen, die heutzutage gedruckt werden, haben nur ein sehr einfaches oder zu dünnes Gefäßsystem, um große Organe zu versorgen“, berichtet IDTechEx.
Dieses Problem müssten die Ingenieure und Mediziner vorrangig lösen, um einen Durchbruch zu erzielen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: IDTechEx, Bundesverband für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Oiger-Archiv
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