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Senckenberg-Schau in Dresden über „Die dünne Haut der Erde“

Da will man doch gleich knuddeln: Tiermodell in der "Boden"-Ausstellung. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Da will man doch gleich knuddeln: Tiermodell in der „Boden“-Ausstellung von Senckenberg in Dresden. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Durch vier Kammern zum Boden der Dinge

Dresden, 11. April 2019. Wir trampeln darauf herum, schimpfen ihn „Dreck“, schütten Teer darüber – doch all das hat er nicht wirklich verdient: Der Boden, auf dem wir stehen, ist unser Fundament im Leben, er nährt uns, schützt unser Erdklima, hat die frühen Hochkulturen vom Nil bis zum Indus erst ermöglicht und ist Heimstatt für Billionen von Lebewesen. Jetzt endlich bekommt er die Aufmerksamkeit, die er längt verdient hat: In einer Wanderausstellung „Die dünne Haut der Erde – unsere Böden“ würdigt die Senckenberg-Gesellschaft ab dem 13. April 2019 in ihren „Naturhistorischen Sammlungen“ im Japanischen Palais Dresden diese natürliche und endliche Ressource.

Winzlinge sorgen für fruchtbare Böden

Die Schau zeige, welche Bodenvielfalt Deutschland präge, welch wichtige Rolle diese Böden für die natürlichen Kreisläufe spielen und wie leichtfertig wir mit dem Grund, auf dem wir stehen, allzu oft umgehen, erklärte Prof. Willi Xylander vom Görlitzer Senckenberg-Museum für Naturkunde, der diese außergewöhnliche Schau gemeinsam mit seiner Frau und Kuratorin Helga Zumkowski-Xylander entworfen hat. „Und wir beleuchten hier die wichtigen Funktionen jener Tiere, die den Boden fruchtbar machen.“

Prof. Willi Xylander und Helga Zumkowski-Xylander von Senckenberg Görlitz haben die "Boden"-Ausstellung entworfen. Hier stehen sie vor eine "Mordszene": Eine raubmilbe packt tötet einen Springschwanz. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Willi Xylander und Helga Zumkowski-Xylander von Senckenberg Görlitz haben die „Boden“-Ausstellung entworfen. Hier stehen sie vor eine „Mordszene“: Eine raubmilbe packt tötet einen Springschwanz. Foto: Heiko Weckbrodt

Tiermodelle aus dem 3D-Drucker und Raspeln wie die Schnecken

So sperrig das Thema „Boden“ zunächst auch klingen mag – den Xylanders gelingt es sehr wohl, das Objekt ihrer Forschungen anschaulich in Szene zu setzen. Dabei bedienen sie sich eines Tricks gleich am Eingang der Ausstellung: Durch maßstäbliche Vergrößerungen der Exponate schrumpfen sie die Besucher gewissermaßen auf die Größe einer Assel. Und durch deren Augen wirken all die Pilze, Würmer, Wurzeln, Springschwänze, Steinchen und Raubmilben plötzlich wie riesige Ungeheuer. Vor allem an Kinder richten sich Mitmachstationen, an denen die jungen Besucher beispielsweise Erdgerüche erschnüffeln, Granit, Kalk und Sandsteine ertasten oder mit einer Raspel das Abriebwerk einer Schnecke vollenden können. Und die Tiermodelle, die teils aus dem 3D-Drucker stammen, teils von Künstlern geschaffen wurden, sind mit ihren Fühlern, Scheren, Giftkanülen und Panzern eindrucksvoll anzuschauen.

Wie riecht Benzol in der Erde? Eine junge Besucherin probiert die olfaktorische Station in der "Boden"-Ausstellung von Senckenberg aus. Foto. Sven Tränkner für Senckenberg

Wie riecht Benzol in der Erde? Eine junge Besucherin probiert die olfaktorische Station in der „Boden“-Ausstellung von Senckenberg aus. Foto. Sven Tränkner für Senckenberg

Unterteilt ist die Ausstellung in vier Kammern:

  • Kammer des Lebens: Modelle, Schautafeln, Guckfenster, Mitmachstationen, Videos und Mörderszenen verdeutlichen den Kreislauf des Lebens im Boden. Beispiele: Im Zeitraffer graben Totengräber-Käfer eine Maus ein, um ein Schlaraffenland für ihre Eier und Larven einzurichten. Gleich daneben lockt ein Maulwurfhügel mit Kinderspielen. Eine besondere Attraktion kann der Besucher an der Kasse für einen Euro buchen und in einer Projektionshöhle erleben: Per Datenbrillen taucht der Träger in eine „Virtuelle Realität“ ein und kriecht gemeinsam mit allerlei Getier durch Erdgänge.
  • Kammer der Krümel: Schautafeln und Exponate zeigen, warum Böden unterschiedliche Farben haben und wie sich verschiedene Steine anfühlen.
  • Kammer des Wissens: Die Senckenberg-Wissenschaftler führen mit Videos, Fotos und Touch-Bildschirmen in ihre Boden-Forschungen ein.
  • Kammer des Schreckens: Die Zerstörung von Boden steht hier im Mittelpunkt: durch Erosion, menschengemachte Versiegelung, Chemieabfälle und Tagebaue zum Beispiel, teils illustriert durch Videos aus der Mülltonne. An einer Wand hängen Schnitzel, Hühnerbeine, Eier und andere Fressalien – und der Besucher kann nachschauen, wie viel Quadratmeter Boden für deren Erzeugung benötigt werden.

Mit Datenbrillen können Besucher der "Boden"-Ausstellung in einer VR-Höhle mit winzigen Erdbewohnern durch unterirdische Gänge krabbeln. Montage: Uwe Vaartjes

Mit Datenbrillen können Besucher der „Boden“-Ausstellung in einer VR-Höhle mit winzigen Erdbewohnern durch unterirdische Gänge krabbeln. Montage: Uwe Vaartjes für Senckenberg

Kurzinfos:

Ausstellung:

„Die dünne Haut der Erde – unsere Böden“

Kuratorin:

Helga Zumkowski-Xylander

Ort:

Naturhistorische Sammlungen der Senckenberg-Gesellschaft im Japanischen Palais Dresden, Palaisplatz 11

Öffnungszeiten:

13. April bis 15. September 2019, jeweils Di. bis So., 10 bis 18 Uhr

Eintritt:

Erwachsene vier Euro, ermäßigt zwei Euro, Familienkarte zehn Euro

Aus dem Begleitprogramm:

Kinderführung am 26. April, 10-11.30 Uhr, Workshop für Kinder ab 9 Jahre: 8. Juli, 10-12.30 Uhr

Mehr Infos:

Führungsanmeldungen unter der Rufnummer 0351/79 58 414 408 oder per E-mail an dresden_fuehrungen@senckenberg.de; Weitere Informationen um Netz: senckenberg.de/dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt