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Dresdner Gen-Forscher planen Erbgut-Arche für die Nachwelt

vSpix's Scheibenflügel-Fledermaus (Thyroptera tricolor). Foto: Sébastien Puechmaille

Spix’s Scheibenflügel-Fledermaus (Thyroptera tricolor). Foto: Sébastien Puechmaille

Neues VGP-Programm soll Genome aller 66 000 Wirbeltierarten der Erde entschlüsseln

Dresden/New York/ Hinxton. Forscher aus Dresden, New York und dem englischen Hinxton haben ein neues ehrgeiziges Genetik-Forschungsprogramm gestartet. Beteiligt sind Experten aus aller Welt, darunter Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), von der Rockefeller University in den USA und vom „Wellcome Sanger Institute“ in Großbritannien. Im „Vertebrate Genomes Project“ (VGP, deutsch: Wirbeltier-Genomprojekt) wollen sie gemeinsam „qualitativ hochwertige, nahezu fehlerfreie und vollständige Genome aller 66 000 Wirbeltierarten der Erde erstellen“. Diese Erbgut-Informationen möchten sie dann in einer digitalen Bibliothek, einer sogenannten „Genom-Arche“, für die Nachwelt speichern.

15 Referenz-genome zum Auftakt veräöffentlicht

Daher stehen anfangs vor allem Arten im Fokus, die vom Aussterben bedroht sind. Eine erste Tranche von 15 neuen Genomen haben die Partner bereits entschlüsselt und vorgestellt. Dazu gehören stark gefährdete Arten wie das Schnabeltier und der Kakapo-Papagei, aber auch der Zebrafink und der singende Annakolibri.

Bioinformatik-Star Eugene Myers ist dem Ruf nach Dresden gefolgt. Hier will er das neue Planck-Zentrum für Systembiologie aufbauen. Abb.: MPG

Bioinformatik-Star Eugene Myers. Abb.: MPG

Dresdner steuern auch Hufeisennase bei

Das Dresdner Sequenzierungszentrum unter der Leitung von Prof. Eugene Myers hat zwei der 15 jetzt veröffentlichten Arten beigesteuert: die „Große Hufeisennase“ (Rhinolophus ferrumequinum) und den Buntbarsch (Archocentrus centrarchus). Das MPI-CBG und die Bioinformatiker am Zentrum für Systembiologie Dresden (CSBD) wollen als nächstes weitere Fledermäuse und Fische sequenzieren. In Dresden werden in Zukunft etwa zehn bis 20 Prozent der VGP-Arten genetisch entschlüsselt. Dabei setzen sie die „Long-read“-Technik ein, bei der besonders lange Erbgutabschnitte dekodiert werden können. „Ich glaube, dass wir mit dieser Technologie nahezu perfekte Genomrekonstruktionen herstellen können“, erklärte CSBD-Direktor Prof. Eugene Myers. „Das wird die Genomforschung drastisch verändern.“

Partner entwickeln zuerst effektive Sequenzierungsmethoden

Bisher liegen den Genetikern weltweit viele Referenz-Genome nur unvollständig beziehungsweise mit Fehlern durchsetzt vor. Dies soll sich durch das VGP-Programm ändern. Im ersten Schritt möchten die 150 beteiligten Experten aus zwölf Ländern „hochauflösende Sequenzierungsmethoden zu entwickeln, die sowohl Kosten senken als auch die Fehler beseitigen, unter der die aktuellen Referenzgenome leiden“, teilte die Dachorganisation „Genome10K“ mit.

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt