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Strahlentherapie-Forschung in Dresden wächst

HZDR-Direktor Prof. Roland Sauerbrey, BMBF-Staatssekretär Georg Schütte und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange beim Rundgang durch die Labore im Zentrum für Radiopharmazeutische Tumorforschung (ZRT) Foto: HZDR/André Wirsig

HZDR-Direktor Prof. Roland Sauerbrey, BMBF-Staatssekretär Georg Schütte und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange beim Rundgang durch die Labore im Zentrum für Radiopharmazeutische Tumorforschung (ZRT) Foto: HZDR/André Wirsig

36,6 Millionen Euro teures Rossendorfer Zentrum für Krebsforschung eingeweiht

Dresden-Rossendorf, 4. September 2018. Die Helmholtz-Wissenschaftler in Dresden-Rossendorf  haben gestern ein 36,6 Millionen Euro teures „Zentrum für Radiopharmazeutische Tumorforschung“ (ZRT) in Betrieb genommen. Auf dieser neuen „Infrastruktur für die Forschung“ ruhe die Hoffnung, damit letztlich „die Behandlung der Volkskrankheit Krebs verbessern zu können“, sagte Prof. Roland Sauerbrey, der wissenschaftliche Direktor des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR), zu dem das ZRT gehört. Der Neubau sei ein weiterer Baustein für Dresdens Position als einer der führenden Standorte für Strahlentherapie in Deutschland.

Modernstes Zentrum seiner Art in Europa

Mit dem ZRT hat Dresden laut Helmholtz-Angaben nun das „leistungsstärkste präklinische Zentrum Europas für die Entwicklung und Produktion von Radioaktiven Arzneimitteln“: Es  umfasst Labore und Büros auf rund 2000 Quadratmetern. Das Herzstück ist ein moderner Teilchenbeschleuniger (Zyklotron), der schwach radioaktive Stoffe produziert. Diese „Radionuklide“ kombinieren dann Chemiker und Biologen in speziellen ZRT-Laboren mit Wirkstoffen. Diese Präparate brauchen zum Beispiel die Mediziner im Uniklinikum Dresden, um Tumore mit Scan-Technik sichtbar zu machen. Auch Informatiker sind im ZRT tätig: Sie programmieren Software-Lösungen für innovative bildgebende Verfahren in der Krebsdiagnostik.

Kleintier-Bildgebung am Institut für Radipharmazeutische Krebsforschung. Foto: Frank Bierstedt , HZDR

Kleintier-Bildgebung am Institut für Radioharmazeutische Krebsforschung. Foto: Frank Bierstedt , HZDR

Außerdem wollen die Forscher spezielle Suchmoleküle entwickeln, die Tumore und Metastasen im Patientenkörper aufspüren und mit ihrer strahlenden Fracht zerstören. Ein Team um Prof. Michael Bachmann will wiederum das menschliche Immunsystem selbst für den Kampf gegen den Krebs einspannen. Sie schalten dafür Immunzellen gezielt an und aus.

Radionuklide kommen seit 1950er aus Dresden-Rossendorf

Radionuklide und andere schwach strahlende Medikamente stellen die Rossendorfer bereits seit den 1950er Jahren her – nun allerdings mit einer ganz anderen Ausstattung als zu DDR-Zeiten. Außerdem gibt es in Dresden inzwischen einen aufwendigen Protonenbeschleuniger, der sich zum Beispiel besonders für den Kampf gegen Hirnkrebs eignet. Auch arbeiten HZDR und Uniklinikum gemeinsam an Superlasern, die Teilchentherapien auf eine neue Stufe heben sollen.

„Ich bin immer wieder beeindruckt, was sich hier in Dresden entwickelt hat“, verriet Helmholtz-Präsident Prof. Otmar D. Wiestler während der Einweihungsfeier. Mit seinen besonderen Forschungsansätzen gehöre das HZDR zu den führenden Einrichtungen in der Helmholtz-Gemeinschaft.

Natürlich müsse bei therapeutischer Grundlagenforschung, wie sie in Rossendorf betrieben werde, langen Atem und oft Geduld über Jahre hinweg aufbringen, betonte die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD). Aber auch sie spekuliert darauf, dass irgendwann am ZRT ganz besondere Früchte reifen, von der die gesamte Gesellschaft profitiert: In letzter Instanz sollen die HZDR-Forschungen auch zu einer personalisierten Medizin führen, in der jeder Kranke eine ganz individuelle Behandlung bekommt.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt