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Europas modernste Blutfilter-Fabrik startet in Wilsdruff

Blick auf die Hohlfaserspinnerei in der Dialysatoren-Fabrik von B.Braun in Wilsdruff. Foto: B. Braun

„B. Braun“ hat 100 Millionen Euro investiert

Wilsdruff, 4. September 2018. In Wilsdruff hat das Pharma-Unternehmen „B. Braun“ gestern Europas modernste Dialysatoren-Fabrik offiziell ihren Betrieb genommen. Wenn die Maschinen voll hochgefahren sind, stellen rund 140 Mitarbeiter in der hochautomatischen Fabrik rund 13 Millionen Blutfilter pro Jahr für Patienten in 100 Ländern her. In das Werk sowie die Umbauten an den anderen sächsischen Standorten Radeberg und Berggießhübel hat „B. Braun“ rund 100 Millionen investiert. Davon waren etwa sechs Millionen Euro Zuschüsse vom Freistaat Sachsen.

Blick auf die Dialysatoren-Fabrik von B.Braun in Wilsdruff. Foto: B. Braun

„Fabrik ist weltweit einzigartig“

„Diese Fabrik ist weltweit einzigartig“, betonte Markus Strotmann vom Vorstand der „B. Braun“. In puncto Automatisierung, integrierter Informationstechnologie, Vernetzung und Know-how der Mitarbeiter setze sie Meilensteine in der Branche. „Dadurch können wir unsere Produktion hier in Wilsdruff auch sehr kurzfristig auf neue Kundenbedürfnisse anpassen“, sagte er.

Werkleiter Dominique Clemen zeigt in der Dialysatoren-Fabrik von B.Braun in Wilsdruff, wie ein Blutfilter in eine Dialyse-Maschine eingebaut wird. Foto: Heiko Weckbrodt

8000 bis 10.000 Menschen warten auf Spendernieren

Diese Investition sei ein erfreuliches Bekenntnis des Unternehmens zu Deutschland, Sachsen und Wilsdruff, lobte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Werkbau. Und er hob auch den medizinischen Nutzen solch einer hochmodernen Blutfilter-Produktion in der Bundesrepublik hervor: „Etwa 100 000 Menschen in Deutschland haben eine Niereninsuffizienz“, betonte er. Bei etwa 8000 bis 10 000 dieser Patienten seien die Organprobleme so schwer, dass Spender-Nieren brauchen – die in dieser Menge aber nicht zu Verfügung stehen. Sie müssen dann regelmäßig – meist zweimal die Woche – zur Blutwäsche in ein Dialysezentrum gehen. Dort pumpen Maschinen dann ihr Blut durch ein Gerät, dessen Herzstück ein Dialysator ist, wie er zum Beispiel nun bei „B.Braun“ in Wilsdruff hergestellt wird. Dieser Filter übernimmt in der Maschine die Funktion einer natürlichen Niere und trennt die die Giftstoffe aus dem Blut des Patienten heraus.

Blick auf den Etikettierungs-Prozess in der Dialysatoren-Fabrik von B.Braun in Wilsdruff. Foto: B. Braun

Mehr Glieder der Wertschöpfungskette zusammengezogen

Um Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der in Sachsen produzierten Dialysatoren selbst beeinflussen zu können, hat „B. Braun“ das neue Werk in Wilsdruff als Kern eines Exzellenzzentrums konzipiert, an dem Forschung und Entwicklung, Produktion und Logistik angedockt sind. Auch sind hier mehr Glieder der Wertschöpfungskette unter einem Dach konzentriert, als das zum Beispiel in Radeberg und Berggießhübel der Fall war: Automatische Spritzgussmaschinen fertigen die Filter-Gehäuse. Parallel dazu pressen andere Maschinen eine Kunststoffmischung durch Ringspalte und erzeugen daraus dünne Hohlfäden. Die werden dann aufgewickelt und zu Hohlfasern konfektioniert. Diese Fasern haben etwa ein Fünftel Millimeter Durchmesser und an ihren Wänden winzige Poren, die nur wenige Nanometer (Millionstel Millimeter) klein sind. Die Poren trennen dann später bei der Blutwäsche die schädlichen Moleküle aus dem Blut ab. Jeder einzelne Filter, so berichtet Werkleiter Dominique Clemen, enthält etwa 10 000 solcher Hohlfasern.

Blick aufden Spritzguss in der Dialysatoren-Fabrik von B.Braun in Wilsdruff
Foto: Heiko Weckbrodt

Auch starke Nachfrage aus Entwicklungsländern

Und gebraucht werden davon immer mehr: Weil zum Beispiel die meisten Diabetes-Arten besonders oft bei älteren Menschen auftreten, sorgt die steigende Lebenserwartung in Deutschland gewissermaßen automatisch dafür, dass es immer mehr Diabetes-Patienten gibt – von denen ein gewisser Teil auf die Blutwäsche-Maschinen angewiesen ist, erklärt Strotmann. „Die Nachfrage steigt aber auch in den Entwicklungsländern“, sagt er. Dort sei das vor allem eine Krankheit, die mit dem Wohlstand steige. Das klingt seltsam für Entwicklungsland, hängt aber mit den süßen westlichen „Segnungen“ wie Coca Cola zusammen, die sich dort steigende Beliebtheit erfreuen – zu Leidwesen der Nieren.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt