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Wo die Zitronen blühen

Edmund Hottenroth,(1803-18989), Albanergebirge bei Rom, 1850, Das Albaner und das Sabiner Grebirge übten eine magische Anziehungskraft auf die Romantiker aus. Repro: Peter Weckbrodt

Edmund Hottenroth,(1803-18989), Albanergebirge bei Rom, 1850, Das Albaner und das Sabiner Grebirge übten eine magische Anziehungskraft auf die Romantiker aus. Repro: Peter Weckbrodt

Oigers Wochenendtipp: Das Albertinum Dresden schwelgt „Unter italischen Himmeln“

Dresden, 24. Februar 2017. Der Winter verliert seine letzten Bastionen, die Sonne gewinnt fühlbar an Kraft, und wir sehnen uns nach dem Frühling. Wir sind in der richtigen Stimmung, wenigstens optisch schon mal einen Ausflug nach Italien zu unternehmen, „unter italischen Himmeln“ unseren neu erwachten Sehnsüchten nach dem ewig lockenden sonnigen Süden zu genügen. Eine gute Gelegenheit hierfür bietet seit dem 10. Februar eine neue Sonderausstellung im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD): Italienbilder des 19. Jahrhunderts zwischen Lorrain, Turner und Böcklin heißt sie. Bis zum 28. Mai 2017 zeigt sie uns mit über 130 Werken das Land, in dem die Zitronen blühen.

Vielleicht sind uns zunächst die Namen des einen oder anderen Malers, der auf der Ausstellung vertreten ist, noch Schall und Rauch, dies wird sich mit unserem Ausstellungsbesuch gründlich ändern.

Von Arnold Böcklin bis William Turner

In der Ausstellung wird der ohnehin schon reiche Bestand der SKD um hochkarätige Leihgaben ergänzt. Dazu gehören Arbeiten herausragender internationaler Zeitgenossen der Romantik, wie Arnold Böcklin, Camille Corot, Johan Christian Dahl und William Turner.

Zahlreiche Dresdner Werke werden – zum Teil nach aufwendigen Restaurierungen – zum ersten Mal ausgestellt. Gemälde und Skulpturen führen dem Publikum Aspekte eines spannenden Kapitels europäischer Kulturgeschichte vor Augen und entfalten ein eindrucksvolles Panorama der Kunst des 19. Jahrhunderts.

Sophie Prell (1855-1940) Orangenzweig, 1880, wie die Menschen und die Landschaften, übten auch die südlichen Früchte großen Reiz auf die Besucher aus dem Norden aus. Repro: Peter Weckbrodt

Sophie Prell (1855-1940) Orangenzweig, 1880, wie die Menschen und die Landschaften, übten auch die südlichen Früchte großen Reiz auf die Besucher aus dem Norden aus. Repro: Peter Weckbrodt

Die Magie des Südens für die Künstler des Nordens

Die verschiedenen geologischen Ausprägungen und atmosphärischen Erscheinungen der südlichen Landschaften beeinflussten die Wahrnehmung der nordischen Künstler spätestens ab der Mitte des 18. Jahrhunderts nachhaltig. Das weite Mittelmeer, die römische Campagna, die Albaner und Sabiner Berge sowie der oft leuchtende „italische“ Himmel sensibilisierten die Licht- und Farbempfindlichkeit der Landschaftsmaler. Die vor Ort empfangenen Eindrücke, Motive sowie charakteristischen Figuren hielten die Maler mit dem Zeichenstift und in Farbstudien fest, führten diese fast ausnahmslos erst in den heimischen Ateliers zu abgeschlossenen Kompositionen zusammen. Als Beispiel dafür erleben wir Bilder von Ludwig Richter, der sich von 1823 bis 1826 in Italien aufhielt, aber erst in der Folgezeit aus seinem reichen Italienschatz schöpfte.

Johan Christian Dahl (1788-1857), Ausbruch des Vesuvs, 1821, Der Golf von Neapel und der Vesuv waren gern besuchte Objekte für die Maler . Repro: Peter Weckbrodt

Johan Christian Dahl (1788-1857), Ausbruch des Vesuvs, 1821, Der Golf von Neapel und der Vesuv waren gern besuchte Objekte für die Maler . Repro: Peter Weckbrodt

Landschaftsmaler beschworen den Mythos Italien

Viele Künstler beschworen in stimmungsvoll aufgeladenen Landschaftsbildern den Mythos von der Ursprünglichkeit und der Schönheit Italiens und seiner Bewohner, suchten das Idealbild eines klassischren Arkadiens. Rom galt neben Florenz, Venedig und Neapel im 19. Jahrhundert als Hauptziel für Künstler aus ganz Europa. Zeitweilig waren aber auch Olevano und Civitella das non plus ultra für die Landschaftsmaler.

Julius Schnorr von Carolsfeld, Castell Gandolfo, eine der 40 in der Ausstellung gezeigten meisterhaften Zeichnungen Carolsfelds. Repro: Peter Weckbrodt

Julius Schnorr von Carolsfeld, Castell Gandolfo, eine der 40 in der Ausstellung gezeigten meisterhaften Zeichnungen Carolsfelds. Repro: Peter Weckbrodt

Der klassisch-schöne Mensch steht im Einklang mit der Natur

In Rom bildeten sich mehrere Künstler-Netzwerke. In der Ausstellung stark vertreten ist die Gruppe der Deutsch-Römer und die der Nazarener. Die Ersteren erkoren in den 1850er Jahren die Ewige Stadt zu ihrem Lebensmittelpunkt. Sie reagierten auf tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland mit einer Rückbesinnung auf die Antike und die Renaissance. Im Zeichen der Kunst der Deutsch-Römer stand der klassisch-schöne Mensch im Einklang mit der Natur. Wir sehen Werke von Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Hans von Maree’s und Adolf Hildebrand.

Adolf Senff (175-1863) Bildnis einer italienerin, 1818, Für die Reize der schönen Italienerinnen hatten die nordischen Maler auch einen Blick. Repro: Peter Weckbrodt

Adolf Senff (175-1863) Bildnis einer italienerin, 1818, Für die Reize der schönen Italienerinnen hatten die nordischen Maler auch einen Blick.
Repro: Peter Weckbrodt

Religiös motivierte Nazarener

Die Nazarener war eine Gruppe von religiös motivierten Künstlern. Sie suchten nach frommer Innigkeit und Wahrheit. Sie orientierten sich künstlerisch an Albrecht Dürer und an Raffael. Zu ihren eindrucksvollsten Zeugnissen zählt das „Landschaftsbuch“ des Justus Schnorr von Carlosfeld. Seine 115 Zeichnungen beeindrucken durch besonders reine Naturschilderung ohne jedes Pathos. Keinesfalls entgehen lassen sollten wir uns Besuch der etwa 10-minütigen Projektion einer Auswahl von 40 seiner Zeichnungen, die sich im Bestand der SKD befinden. In Verbindung mit der akustischen Untermalung durch Musik des Francesco de Milano (1497-1547), in der Interpretation des Walisers Simon Bowman, erlebt der Besucher einen einzigartigen Kunstgenuss. Spätestens dann kommen auch wir traumselig in Arkadien an.

Antonin Canova (1757-1822) Venus Italica, 1816 Marmor, In der Ausstellung sind auch mehrere sehr schöne Skulpturen und Büsten zu sehen . Repro: Peter Weckbrodt

Antonin Canova (1757-1822) Venus Italica, 1816 Marmor, In der Ausstellung sind auch mehrere sehr schöne Skulpturen und Büsten zu sehen . Repro: Peter Weckbrodt

Hirtenszenen waren enorm beliebt

Auf ihren Reisen durch Italien begegneten die Künstler in den Zeugnissen antiker Architektur und Skulptur immer wieder Hinweise auf die griechische und römische Mythologie. Sie waren ihnen aus den Schriften des Homers und Ovid bekannt. Besonders beliebt waren die in der Ausstellung mehrfach vertretenen Hirtenszenen. In diesen Szenen wird die Landschaft oft von literarischen Fabelwesen wie dem römischen Faun oder dem griechischen Pan belebt. Auch Diana, die römische Göttin der Jagd, wurde wegen ihres mythologischen Bezugs zur Umgebung Roms gern als Motiv aufgegriffen. Wiederkehrend taucht der in den Albaner Bergen malerisch gelegene Nemisee als Zentrum des antiken Dianakults in den Bildern auf.

Italien – der zeitlose Sehnsuchtsort

Die deutsche Malerei führte bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts die Impulse der Romantik fort und pflegte die Vorstellung von Italien als den zeitlosen Sehnsuchtsort. In Dresden gehörten zu den Vertretern der Spätromantik vor allem Schüler von Ludwig Richter wie Heinrich Gärtner und Victor Paul Mohn. Sie zog es nach dem Vorbild ihres Lehrers an der Königlichen Kunstakademie zum Ende ihres Studiums nach Italien.

Später Neuorientierung ins moderne Paris

Andererseits orientierten sich in Europa zunehmend junge Künstler gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend an den Entwicklungen der Kulturmetropole Paris. Italien mit Rom als Zentrum verlor das Alleinstellungsmerkmal in der Inspiration. Gleichwohl blieb Italien Bildungsland, dem die preußisch-deutsche Kulturpolitik weiterhin große Bedeutung beimaß. Maler wie Heinrich Prell oder Bildhauer wie Artur Volkmann schöpften weiterhin aus den Quellen der Antike und der Renaissance .Adolf Menzel begeisterte sich für das italienische Volksleben in Verona, Max Klinger an antiker Architektur und Landschaft im südlichen Licht.

Unter „Italien heute“ werden den Besuchern Reisefotografien des 20. und 21. Jahrhunderts in einer 15-minütigen Show gezeigt. Zugleich wird den Besuchern Gelegenheit gegeben, eigene sehenswerte Reisefotos zwecks Bereicherung der Ausstellung anzubieten.

Autor: Peter Weckbrodt

Blick von der Brühlschen Terrasse auf das Albertinum Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Blick von der Brühlschen Terrasse auf das Albertinum
Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Besucherinformationen

Was?

„Unter italischen Himmeln – Italienbilder des 19. Jahrhunderts zwischen Lorrain, Turner und Böcklin“

Öffnungszeiten:

10. Februar bis 28. Mai 2017, täglich 10-18 Uhr, montags geschlossen

Wo?

Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden SKD; Besuchereingang Georg-Treu-Platz (Behinderte) und Brühlsche Terrasse

Mehr Infos:

Tel.: 0351-49 14 2000 E-Mail: besucherservice@skd.museum und Infos im Internet: hier

Eintrittspreise:

Erw. 10 Euro, Erm. 7,50 Euro, Kinder u. Jugendliche unter 17 Jahren frei.

Für Kinder

An der Museumskasse liegt ein kostenloses Rätselheft ( Mit Goethe durch Italien) bereit, insbesondere für Kinder bis 12 Jahre geeignet; Ein Faltblatt informiert über das Begleitprogramm zur Ausstellung

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Ausflugstipp, Kunst & Kultur, zAufi

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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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