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Keiner will ein Senior sein

Exelonix-Mitgründer Matthias Stege umgeben von Asina-Tablets. Foto: Exelonix

Exelonix-Mitgründer Matthias Stege umgeben von Asina-Tablets. Foto: Exelonix

Etikett „Rentner“ kommt nicht gut an – die Dresdner Tablet-Firma Exelonix strickt nun ihr Geschäftsmodell um

Dresden, 11. Juli 2016. „Exelonix“ Dresden löst sich vom engen Fokus auf Senioren-Hardware und agiert künftig auch verstärkt als Software-Anbieter. Das Dresdner Unternehmen wird zwar auch weiter komplette Senioren-Tablets unter der Marke „Asina“ verkaufen. Aber Exelonix wird in Zukunft in stärkerem Maße einfach bedienbare Tablett-Programme sowohl an Privatpersonen wie auch an Sozialverbände lizenzieren. Die Gründer hoffen dadurch auf eine breitere Kundenbasis. Eine neue Version des Asina-Programmpakets, das dann auch auf Smartphones arneitet, soll ab August im Google-App-Laden „Play Store“ herunterladbar sein.

„Die meisten stufen sich jünger ein als sie sind“

„Der Seniorenmarkt hat seine skurrilen Seiten“, erklärt Exelonix-Mitgründer Matthias Stege die Neuausrichtung. „Das Etikett ,Senior’ ist nicht sehr beliebt – da will keiner dazugehören. Die meisten stufen sich jünger ein als sie sind. Entsprechend haben wir unsere Senioren-Tablets bisher kaum an Senioren verkaufen können, sondern meist an deren Kinder.“

Tablet als soziale Schnittstelle für Senioren konzipiert

Mit Blick auf den demografischen Wandel in Deutschland hatten Matthias Stege und seine Kollegen im Jahr 2013 die Exelonix in Dresden gegründet, um besonders einfach bedienbare Senioren-Tablets zu verkaufen. Die Idee dabei: Mehr und mehr Senioren wollen nicht ins Altenheim, sondern die eigene Wohnung behalten, brauchen aber soziale Kontakte und Hilfe. Und da sollten rentnergerechte Tablets als eine soziale und telemedizinische Schnittstelle fungieren.

Senioren beim Pilottest des "Asina"-Tablets. Foto: Exelonix

Senioren beim Pilottest des „Asina“-Tablets. Foto: Exelonix

Daher entwickelte Exelonix spezielle Bedienoberflächen für Rentner, die die Spezialisten dann auf Samsung-Tablets aufspielten, um sie so an Senioren und soziale Dienste zu verkaufen. Diese Tablets konnten von den Kindern und Enkeln per Internet aus der Ferne gewartet werden. Den Rentnern selbst boten sie zwar großformatige Notruf-Knöpfe, aber wenig Möglichkeiten, selbst etwas auf den tragbaren Computern zu installieren.

Im 1. Pilotprojekt sollen die Exelonix-Tablets Senioren helfen, per Skype & Co. Kontakt zu ihren Kindern und Enklen zu halten. Foto: Exelonix

Die Exelonix-Tablets sollen Senioren helfen, per Skype & Co. Kontakt zu ihren Kindern und Enklen zu halten. Foto: Exelonix

Senioren wollen auch Spiele, WhatsApp & Co. installieren dürfen

„Viele haben das als Stigma empfunden, dass sie so wenig ändern konnten“, räumt Exelonix-Vermarkterin Julia Rommeley nun ein. Daher ringt Exelonix nun schon seit geraumer Zeit um ein Geschäftsmodell, dass dieses „Senioren-Stigma“ umschifft.

Dresdner verkaufen neue Software-Version ab August auch im Play Store

Die Firma bietet zwar weiter komplette Senioren-Tablets an, zum Beispiel über die Mobilcom-Läden. Parallel dazu sollen in Zukunft aber auch andere Nutzer die E-Mail-Apps und anderen auf einfache Bedienbarkeit getrimmten Programme der Dresdner herunterladen und auf jedes Tablet mit Googles Betriebssystem „Android“ aufspielen und gegen eine Jahresgebühr nutzen können. Auch dürfen die Nutzer fortan eigene Apps installieren, seien es nun Kurznachrichten-Programme wie WhatsApp oder Spiele.

Verschlüsselte Videokonferenzen für die Fern-Sprechstunde

Das Unternehmen wirbt dabei nicht nur mit dem einfachen Bedienkonzept, sondern auch vielen Funktionen, die für Telemedizin-Projekte auf dem Lande gebraucht werden. Dazu gehören verschlüsselte Videokonferenzsysteme für Online-Sprechstunden beim Arzt in der nächsten Großstadt. Angesichts des Landarztmangels könne dies in Zukunft eine große Rolle für Rentner auf dem Dorfe spielen, meint Julia Rommeley.

Zum Weiterlesen:

TU Dresden agiert als Gründerkern

Firma wurzelt in TU Dresden

Das Unternehmen hat viele Wurzeln in der Region: Die Gründer Dr. Matthias Stege und Dr. Frank Schäfer sowie Mentor Prof. Gerhard Fettweis waren beziehungsweise sind an der TU Dresden tätig, Prof. Frank Oehmichen ist Arzt. Anteilseigner sind die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen, der Hightech-Gründerfonds und mehrere Privatpersonen.

Prof. Gerhard Fettweis tüftelt in der Informatik-Fakultät der TU Dresden an der Nanoelektronik von übermorgen - nachdem er sich zuvor als LTE-Koryphäe ausgetobt hatte. Abb.: hw

Prof. Gerhard Fettweis. Abb.: hw

Hoffnung auf Telemedizin-Boom

Exelonix hat derzeit zwölf Mitarbeiter und realisiert laut Stege steigende Umsätze, vor allem durch Erlöse von Wohlfahrtsverbänden und Telemedizin-Projekte (heute eher „eHealth“ genannt). Mitgründer Stege rechnet mit ersten Gewinnen in diesem oder im kommenden Jahr.

Mehr Infos: exelonix.com, asina-tablet.de

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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