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Spur-Springen im Stau ist nutzlos

 

Dr. Martin Treiber simuliert mit Computermodellen am Lehrstuhl für Ökonometrie und Statistik der TU Dresden, was auf der Straße zusammenkommen muss, damit ein Stau entsteht. Foto: Heiko Weckbrodt

Dr. Martin Treiber simuliert mit Computermodellen am Lehrstuhl für Ökonometrie und Statistik der TU Dresden, was auf der Straße zusammenkommen muss, damit ein Stau entsteht. Foto: Heiko Weckbrodt

TU-Verkehrsflussexperte Dr. Martin Treiber gibt Tipps gegen den Ferienstau

Dresden, 5. Juli 2016. In den Ferien stauen sich die Urlauber gern und oft, vor allem auf den Autobahnen. Aber Staus entstehen nicht aus dem Nichts, wie es oft scheint: Ein Stück weit liegt es auch in der Hand der Autofahrer, wie lange die nachfolgenden Fahrzeuge stehen müssen, wie schnell sich ein Stau auflöst – und wie rasch der einzelne Fahrer selbst vorankommt, betont Dr. Martin Treiber vom Lehrstuhl für Ökonometrie und Statistik der Technischen Universität Dresden (TUD). Der Experte für Stau-Simulationen und -Analysen hat ein paar praktische Tipps parat:

 Stau-Tipps

  • Wenn Sie einen Stau bemerken, kommen Sie meist besser voran, wenn Sie auf der Autobahn bleiben, auch wenn Ihnen das Navi empfiehlt, auf Nebenstraßen auszuweichen. Ausnahmen: „Sie kennen sich sehr gut aus in der Gegend und wissen um eine leistungsfähige Umgehung oder auf der Autobahn ist offensichtlich eine Vollsperrung“, betont Dr. Treiber. „Ansonsten verstopfen Sie auch nur das Nebenstraßennetz und warten noch länger.“
  • Ist ein Stau erkennbar, ordnen Sie sich rechts ein und wechseln sie später nur einmal in die linke Spur – so kommen Sie meist am schnellsten voran. „Lane Hopping“, also das ständige Hin- und Herspringen zwischen den Spuren, bringe meist gar nichts, sagt Martin Treiber.
  • Wenn Sie am Staukopf ankommen, wo sich die Ballung auflöst: Beschleunigen Sie besonders zügig und halten sie dabei nur den absolut notwendigen Sicherheitsabstand zum vorderen Fahrzeug. „Dieser Tipp hilft zwar nur den Fahrern dahinter, weil sich ein Stau dadurch schneller auflöst“, räumt Martin Treiber ein. „Aber wenn sich jeder daran hält, bilden sich generell weniger Staus.“

 

Warum aber bilden sich überhaupt Staus?

Dafür müssen mindestens zwei der folgenden drei Auslöser (Trigger) zusammenkommen, erklärt Verkehrsflussexperte Martin Treiber:

  • Hohes Verkehrsaufkommen mit über 2000 Fahrzeugen pro Stunde und Spur.
  • Eine Störstelle, die wie ein Kondensationskeim im kalten Wasser als Stauauslöser wirkt. Dies können zum Beispiel Baustellen, Unfallstellen, steile Anstiege, stark belastete Autobahn-Auffahrten oder Gaffer-Effekte wegen eines spektakulären Unfalls auf der Gegenspur sein.
  • Ein unbedachtes Fahrmanöver. Beispiel: Ein abrupter Spurwechsel in eine zu kurze Lücke führt dazu, das der nachfolgende Pkw bremsen muss – und der nächste mit entsprechender Reaktions- und Bremszeit-Verzögerung noch stärker und so weiter und so fort. Damit wird oft eine Stauwelle ausgelöst, die sich mit 15 Kilometern pro Stunde nach hinten fortpflanzt. In diesen Stauwellen kommt der Verkehr zeitweise vollkommen zum Stillstand.
  • Stausimulation im Internet. Abb.: Bildschirmfoto

    Stausimulation im Internet. Abb.: Bildschirmfoto

Spiel zur Stau-Simulation im Internet

-> Wer einmal selbst ausprobieren will, wie Staus zustande kommen, was sie auslöst, begünstigt und auflöst, kann dies in interaktiven Simulations-Spielen ausprobieren. Die hat Dr. Martin Treiber in Java-Script programmiert und gratis ins Internet gestellt. Zu finden sind diese Stau-Spiele über diese Adresse im Internet. Die Nutzer müssen nichts installieren, nur die Adresse im Browser eingeben und die gewünschte Simulations-Variante (zum Beispiel Kreisverkehr, Einfahrt in eine Kurve) auswählen. Wer will, kann dann Parameter wie Reaktionstempo, Beshcleunigungs-Vermögen, Regeltreue der Lkw-Fahrer etc. verändern.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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