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Sachsen prüft Neustart für Fernsehturm Dresden

Auch vom Altstadtkern aus gut zu sehen: Der Fernsehturm Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch vom Altstadtkern aus gut zu sehen: Der Fernsehturm Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Machbarkeitsstudie soll nun klären, wie teuer Sanierung und wiedereröffnung wäre

Dresden, 4. Juli 2016. Steter Tropfen höhlt eben doch den Stein: Knapp zwölf Jahre nach seiner Gründung hat der Förderverein für die Wiederbelebung des Dresdner Fernsehturms endlich einen greifbaren Etappenerfolg errungen: Stadt, Land und die Telekom-Tochter „Deutsche Funkturm GmbH“ als Turmeigentümer wollen ein unabhängiges Ingenieurbüro mit einer rund 100.000 Euro teuren Machbarkeitsstudie beauftragen. Die soll bis Mitte 2017 klären, ob, wie und zu welchem Preis der Fernsehturm aufgemöbelt und wiedereröffnet werden kann.

Hilbert: „Dresdner wollen Wahrzeichen zurück“

„Die Dresdner wollen ihr Wahrzeichen zurück“, weiß Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Der Fernsehturm emotionalisiert die Dresdner“, hat er immer wieder in Bürgersprechstunden bemerkt. Aber auch ohne Studie ist er sich sicher: „Das wird nicht ohne öffentliche Zuschüsse gehen.“

Wollen unabhängige Gutachter erstmal prüfen lassen, wie teuer Sanierung und Umbau des Fernsehturms wären: Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (links), Staatskanzlei-Chef Fritz Jaeckel und Regionalleiter Steffen Zahn von der deutschen Funkturm GmbH (rechts). Foto: Heiko Weckbrodt

Wollen unabhängige Gutachter erstmal prüfen lassen, wie teuer Sanierung und Umbau des Fernsehturms wären: Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (links), Staatskanzlei-Chef Fritz Jaeckel und Regionalleiter Steffen Zahn von der deutschen Funkturm GmbH (rechts). Foto: Heiko Weckbrodt

Zweistelliger Millionenbetrag für Sanierung zu erwarten

Was heißt: Selbst wenn die Ingenieure den Sanierungs- und Brandschutzaufwand für einen überschaubaren zweistelligen Millionenbetrag als machbar einstufen sollten, wird wohl diese Summe kein Gastwirt weit und breit hinblättern, nur um oben auf dem Turm zur Freude der Dresdner Kaffee ausschenken zu können. Denn es würde wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit dauern, bis ein Gastronom (der auch erst noch zu finden wäre) derartige Startinvestitionen wieder einspielen könnte.

 

Auch Ausbau zum Wissenschaftszentrum denkbar

Untersuchen sollen die Studienautoren drei Varianten: Erstens eine bloße Turmsanierung inklusive modernem Brandschutz. Zweitens eine erweiterte Variante, in der eine Seilbahn vom Elbufer aus bis nach Wachwitz gebaut wird, um zusätzliche Gäste zum Fernsehturm einzuschweben. Und drittens schließlich eine große Variante, bei der zusätzlich ein Wissenschafts- und Vergnügungszentrum am Fuß des Turmes gebaut wird, um für richtig starke Touristenströme zu sorgen. Diese etwa 32 Millionen Euro teure Lösung hatte ein Exposé ins Spiel gebracht, das der Dresdner Technologe Klaus Martin für den Fernsehturm-Verein vor einem Jahr vorgestellt hatte.

Klaus Martin vom Fernsehturm-Verein hat das Exposé für den Um- und Ausbau entworfen. Foto: hw

Klaus Martin vom Fernsehturm-Verein hat das Exposé für den Um- und Ausbau entworfen. Foto: hw

1969 eingeweiht

Der 252 Meter hohe Fernsehturm in Dresden-Wachwitz war 1963 bis 1969 gebaut worden und beherberge jahrzehntelang ein sehr beliebtes Turmcafé. 1991 schloss das Café, seither ist der Turm nicht mehr öffentlich zugänglich. Seit 2004 kämpft ein Förderverein um die Wiedereröffnung, sammelte dafür Zehntausende Unterschriften und übergab rund 23.000 davon vor einem Jahr an den sächsischen Staatskanzlei-Chef Fritz Jaeckel.

Der sprach daraufhin mit OB Hilbert und mit Regionalleiter Steffen Zahn ab, eine Turmsanierung von unabhängigen Gutachtern prüfen zu lassen. Der Auftrag wird ausgeschrieben. Derzeit sind laut Zahn nur noch fünf Fernsehtürme in Deutschland öffentlich zugänglich: in Berlin, Stuttgart, Schwerin, München und Düsseldorf.

Eberhard Mittag. Foto: hw

Eberhard Mittag. Foto: hw

Förderverein: Endlich geht’s voran

„Ich freue mich, dass es endlich voran geht“, betonte Fördervereins-Mitgründer Eberhard Mittag, nachdem die drei Partner ihre Pläne am Montag vorgestellt hatten. „Es ist schön, dass sich nach zwölf Jahren Mühe endlich Ergebnisse greifbar werden. Und ich hoffe natürlich sehr, dass die Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis kommt.“

Wobei auch dies nur ein Etappensieg wäre. Denn dann steht immer noch die Frage, wer die Investitionskosten stemmt: Als OB Hilbert jüngst versucht hatte, Millionenbeträge für den Fernsehturm in die Dresdner Haushaltspläne einzuschleusen, hatte ihn die Stadtratsmehrheit abgewatscht. Je nach Ausbauvariante wären zehn bis 32 Millionen Euro notwendig, vielleicht sogar noch deutlich mehr.

Freistaat wird Turm nicht betreiben

Eines steht aber bereits fest: Auch wenn sich Stadt und Land an den Investitionen beteiligen sollten, muss auch noch ein privater Betreiber gefunden werden. „Der Freistaat ist kein Restaurant-Betreiber“, stellte Staatskanzlei-Chef Jaeckel klar: „Wir werden in die Betreibung nicht einsteigen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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