Landeszentrale gibt als Auftakt-Thema die Flüchtlingskrise vor
Dresden, 21. April 2016. „Flüchtlinge sind eine Bereicherung für Sachsen.“ Und: „Deutschland ist eine Schönwetterdemokratie.“ Diese Thesen sind nicht in Stein gemeißelt, sondern Steilvorlagen für eine neue, konstruktivere Streitkultur in Sachsen, die die Landeszentrale für politische Bildung auf innovativen digitalen Pfaden fördern will. Dafür hat die Zentrale eine neue Internetplattform „Lasst uns streiten“ freigeschaltet. Das Start-Thema mag kaum überraschen, da es die Sachsen seit Monaten polarisiert und in Lager trennt: Bis zum 20. Mai 2016 können die virtuellen Streithähne hier über die „Gesellschaftskrise: Flucht“ diskutieren – freilich nach festen Regeln.
So funktioniert der Internet-Streit:
Die Plattform konfrontiert den Besucher mit Diskussions-Thesen, die zunächst nach dem simplen Ankreuz-Prinzip riechen: Unter dem Satz „So viele Flüchtlinge lassen sich nicht integrieren“ können wir per Mausklick zustimmen, ablehnen oder uns für neutral erklären. So weit, so Facebook-Like-mäßig. Doch kaum haben wir geklickt, fordert der virtuelle Moderator eine Begründung in maximal 1500 Zeichen für unsere Entscheidung. Auch bekommen wir auf Wunsch recht neutral formulierte Hintergrund-Daten zur These. Im konkreten Falle zum Beispiel die geschätzten Integrations-Kosten, erwartete Wohnraum- und Schulprobleme.
Ausdrückliche Auseinandersetzung mit Argumenten Andersdenkender
Haben wir unsere Entscheidung Pro oder Contra nun frei begründet, konfrontiert uns der Moderator mit der Meinung eines anderen, gegenteilig eingestellten Diskutanten zum gleichen Thema. Auf dessen Begründung sollen wir dann eine Antwort schreiben, auch wieder in aller Kürze.
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Landeszentrale: „Bisher fehlen geschützte Diskussionsräume“
Die Landeszentrale verspricht eine neutrale Moderation, die alle zu Wort kommen lässt und nur ausfällige uns strafbare Äußerungen aussiebt. Sie zieht mit dem digitalen Experiment auch Konsequenzen aus den teils überhitzten und ausfälligen Diskussionen rund um die Flüchtlingskrise und Pegida auf Facebook und in Anwohnerversammlungen. „Aus unseren Veranstaltungen und unseren Online-Aktivitäten wissen wir, es fehlen geschützte Diskussionsräume, in denen Auseinandersetzungen ohne Angst vor Unsachlichkeit und Anfeindung geführt werden können“, heißt es zum Start. „Die Plattform www.lasst-uns-streiten.de soll diesen Schutz bieten.“
Richter will Diskurs-Kultur der Sachsen im Netz heben
Landeszentralen-Direktor Frank Richter hatte bereits im Vorfeld durchblicken lassen, dass er auf langfristige Effekte auf die Diskurs-Kultur in Sachsen spekuliert: „Ich hoffe, dass wir so die Diskussionskultur im Netz heben und die Fähigkeit der Menschen fördern können, die eigenen Positionen auch mal in Frage zu stellen.“
Autor: Heiko Weckbrodt
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