Journalist und Kunststudentin kommen durch Gemälde einem alten Schatz auf die Spur
Klaus-Jürgen Wrede, der Autor des erfolgreichen Brettspiels „Carcassonne“, hat in die Tasten gegriffen und erstmals einen Roman geschrieben. Sein Verschwörungs-Thriller „Das Geheimnis des Genter Altars“ wandelt sichtlich auf den Spuren von Dan Browns Robert-Langdon-Krimis („Sakrileg“, „Inferno„, „Das verlorene Symbol“): Bei Wrede tun sich ein Journalist und eine Kunststudentin zusammen, um einen Mord aufzuklären und die dunklen Geheimnisse des mittelalterlichen Gemäldes auf dem Altar der Kathedrale in Gent zu entschlüssen, in dem die Gebrüder van Eyck versteckte Hinweise auf einen alten Schatz hinterlassen haben. Ähnlich wie die Dan-Brown-Thriller hat „Das Geheimnis des Genter Altars“ so seine stilistischen Schwächen, ist aber dennoch spannend zu lesen.
Ein Mord – und eine verschwundene Leiche
Alles beginnt hier damit, dass Journalist Daniel nach Hause kommt und die Wohnung von Juri aufgebrochen und durchwühlt vorfindet – und seinen Nachbarn und Freund tot auf dem Boden liegend. Doch als Daniel die Polizei holt und zum Tatort zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden. Dafür kreuzt dort die junge Mara auf, die sich als die Schwester von Juri vorstellt – obwohl der nie von Geschwistern erzählt hatte.
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Verschlüsselte Hinweise im Altar-Gemälde
Als beide Juris Wohnung nach erhellenden Hinweisen auf den mysteriösen Mord ohne Leichnam durchsuchen, wird Daniel und Mara bald klar, dass sie in Flandern weitersuchen müssen: Ihr Freund und Bruder war offensichtlich Geheimnissen auf der Spur, die Jan und Hubert von Eyck im 15. Jahrhundert in dem allegorischen Altargemälde in der Kathedrale von Gent eingebettet hatten. Doch die wohl entscheidende Bild-Tafel über die „Gerechten Richter“ wurde schon 1934 gestohlen und durch eine Kopie ersetzt. Und hinter der ist auch ein finsterer Geheimbund her, der Daniel und Mara immer wieder abzumurksen versucht…
Auf den Spuren des Templer-Schatzes
Wrede knüpft mit seiner Story, die Mittelalter und Gegenwart verwebt, an eine beliebte Verschwörungstheorie an: Dass nämlich die Tempelritter, deren Orden am 13. Oktober 1307 vom französischen König Philipp des Schönen zerschlagen wurde, vorher einen unermesslich wertvollen Schatz in Sicherheit gebracht hatten – und ein geheimer Wächterbund bis heute diesen Hort hütet.
Legende schon oft in Populärkultur ausgeschlachtet
Historisch belegt sind die angeblichen (und immer wieder behaupteten) Grabungsfunde der Templer in Jerusalem zwar nicht: Nach allem, was wir wissen, war der verschuldete König schlichtweg auf den Reichtum des Templerordens aus, dessen Macht und Einfluss zudem ein Anachronismus und Dorn für den sich etablierenden Nationalstaat Frankreich war. Nach der Zerschlagung des Ordens kassierte Philipp das Gold der Templer schlichtweg ein und war seine Schulden los. Aber ein angeblich verschollener Superschatz klingt natürlich besser und diente schon vielfach als Sujet in Filmen, Spielen und Büchern, wenn man beispielsweise an Spielbergs „Indiana Jones“-Abenteuer, deren Adaption als Adventure-Videospiel, die „Baphomet“-Spiele oder eben Dan Browns „Sakrileg“ denkt. Auch sonst bedient sich Wrede in seiner Roman-Premiere etwas an den Rezepten des erfolgreichen US-Autors: Kriminalistischer Laie und eine „zufällige“ Begleiterin ermitteln zu zweit eine Verschwörung, die sich um ein Kunstwerk rankt.
Action-orientierte Story
Indes ist Wredes „Genter Altar“ keine simpler „Sakrileg“-Abklatsch, sondern setzt eigene Akzente, verknüpft belegtes historisches Geschehen, eigene Deutungen und eine actionreiche Story zu einem Krimi, der sich flüssig herunterliest und offensichtlich auf eine (wohl erhoffte) Verfilmung hin geschrieben zu sein scheint. Etwas störend sind indes gewisse stilistische Schwächen. So streut Wrede arg viele Adjektive ein – ein paar mal „liebevoll“ weniger zum Beispiel hätten es auch getan.
Fazit: spannend – aber nicht alles für bare Münze nehmen“
„Das Geheimnis des Genter Altars“ setzt sichtlich auf bewährte Erfolgsrezepte des Genres. Ganz große Literatur sollte man nicht erwarten. Herausgekommen ist aber ein spannender Verschwörungskrimi, der historische Intrigen mit einer wilden Verfolgungs- und Ermittlungsjagd in der Gegenwart verknüpft. Was Wrede an geschichtlichen Hintergründen spiegelt, sollte man allerdings eher als Anregung verstehen, sich tiefer in die zweifellos faszinierenden Machtspiele und religiöse Bewegungen des Mittelalters hineinzulesen, und nicht unbedingt für bare Münze nehmen. Das sei für das Vorbild Dan Brown aber mindestens ebenso deutlich empfohlen. Autor: Heiko Weckbrodt
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Klaus-Jürgen Wrede: „Das Geheimnis des Genter Altars“, Verschwörungs-Thriller, acabus-Verlag, Hamburg 2015, gedruckte Ausgabe: 444 Seiten, 15 Euro, ISBN 978-3-8628-367-3, eBook: Kindle-Edition für 7 Euro, ASIN: B013QTTVF6, eine Leseprobe gibt es hier
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