Euro-Teuerung ist und bleibt indes eine Mär
Kamenz, 8. September 2015. Der Lebensunterhalt in Sachsen ist heute etwa doppelt so teuer wie 1991. Das hat das Statistische Landesamt in Kamenz errechnet. Dass daran der „Teuro“-Euro schuld ist, sei aber eher eine Mär: Im Januar 2002, als der Euro die D-Mark ersetzte, lag die Teuerungsrate nur bei 0,2 Prozent und damit unter dem Monats-Durchschnitt von 0,3 Prozent in den vergangenen 24 Jahren.
Warenkorb-Kosten lagen 1991 bei 55,7 % des heutigen Niveaus
Um die Inflation beziehungsweise Teuerung zu berechnen, ermitteln die Statistiker die Preise für einen aus ihrer Sicht repräsentativen „Warenkorb“, der nicht nur Lebensmittel und Konsumgüter enthält, sondern zum Beispiel auch Miet- und Sprit-Preise. Dieser „Verbraucherindex“ lag laut den neuen Berechnungen im Januar 1991 bei 55,7 Prozent des heutigen Preisniveaus.
Elektronikwaren verbilligt, Mieten rauf
Allerdings haben sich nicht alle Waren und Dienstleistungen gleichermaßen verteuert: Computer und andere elektronische Geräte zum Beispiel haben seit den 1990er Jahren einen erheblichen Preisverfall erlebt. Dagegen sind die Mieten deutlich gestiegen, besonders heftig in den Jahren 1991 und 1993, als die Grundmieten um jeweils rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben kletterten. Dies war freilich auch dem Umstand geschuldet, dass die sehr niedrigen, weil hoch subventionierten Mietpreise aus DDR-Zeiten schrittweise nach der Wende dem „Westniveau“ angeglichen wurden.
Aber: Lohnniveau mehr als verdoppelt
Zudem sind nach der Wende auch die Löhne und Gehälter spürbar gestiegen, sie haben sich seit 1991 ebenfalls etwa verdoppelt. Dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Legen wir aber die meist recht zuverlässigen Rechenmodelle des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ (VGRdL) zu Grunde, so haben sich die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer in Sachsen zwischen 1991 und 2013 von durchschnittlich 11.234 auf 25.492 Euro mehr als verdoppelt (+ 127 %). Demnach ist es der Inflation nicht gelungen, die Lohnzuwächse aufzufressen. Anders gesagt: Unterm Strich haben die Ostdeutschen an verfügbarem Einkommen und damit indrekt auch an Lebensstandard gewonnen.
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