Forschung

Gedächtnisdraht von Fraunhofer Dresden ersetzt Elektromotor

Mensch und Roboter sollen eng in der Fabrik der Zukunft zusammenarbeiten. Visualisierung: Fraunhofer IWU

Mensch und Roboter sollen eng in der Fabrik der Zukunft zusammenarbeiten. Visualisierung: Fraunhofer IWU

85 % weniger Energieverbrauch durch Formgedächtnislegierung im Flugzeug

Dresden, 16. April 2015: Sie sind viel kleiner als Motoren, an ihnen kann kaum etwas kaputt gehen, sie kommen mit ganz wenig Energie aus und sind spätestens seit dem Science-Fiction-Film „Terminator 2“ auch einem breiteren Publikum bekannt: Gedächtnis-Legierungen, die sich nach einer Deformation an ihre alte Form „erinnern“ und diese selbstständig wieder annehmen. Fraunhofer-Forscher aus Dresden haben nun ein Konzept entwickelt, um Elektromotoren, die im Notfall in Flugzeugen die Sauerstoffmasken für Passagiere entriegeln, durch solche Formgedächtnis-Antriebe zu ersetzen.

Innovativer Antrieb wird nicht „drangepappt“, sondern ins Bauteil integriert

Eingesetzt haben sie dabei Designer-Werkstoffe aus Titan und Nickel, die beim Projekt „smart3“ im Rahmen des Bundes-Programms „Zwanzig20“ erforscht wurden. Die Dresdner Wissenschaftler ersetzen im konkreten Anwendungsszenario, dem Sauerstoffmasken-Fach im Flugzeug, nicht nur den Elektromotor durch diese neuen Gedächtnis-Antriebe, sondern integrierten diese auch gleich noch platzsparend ins Gehäuse selbst. Dadurch können laut Angaben des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) Dresden gegenüber konventionellen Mechanismen 90 Prozent des Bauteil-Gewichts und etwa 80 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden.

Wurden die Flkeugzeugfächer mit den Sauerstoffmasken bisher durch Elektromotoren entriegelt (links), ersetzten die Dresdner Fraunhofer-Forscher nun den Motor durch durch einen direkt in die Haube integrierten Gedächtnis-Andtriebsdraht. Dadurch können Bauteile, Gewicht und Energie in Größenordnungen eingespart werden. Abb.: Fraunhofer IWU Dresden

Wurden Flugzeugfächer mit Sauerstoffmasken bisher durch Elektromotoren entriegelt (links), ersetzten die Dresdner Fraunhofer-Forscher nun den Motor durch einen direkt in die Haube integrierten Gedächtnis-Andtriebsdraht. Dadurch können Bauteile, Gewicht und Energie in Größenordnungen eingespart werden. Abb.: Fraunhofer IWU Dresden

„smart3“-Koordinator: Potenzial ist riesig

Dabei sind die IWU-Tüftler überzeugt, dass ihr Masken-Entriegler erst der Anfang für einen sehr breiten Einsatz von Formgedächtnis-Antrieben in der Wirtschaft ist. „Der Demonstrator ist nur eines von zahlreichen ganz konkreten Ideen, die im Netzwerk bereits entstanden sind“, betonte „smart3“-Projektkoordinator Holger Kunze. „Das Potenzial zur Einsparung von Material und Energie ist riesig. Unsere Anwendungen sind hierbei nicht nur für Konstrukteure, sondern auch für Architekten, Designer und Produktentwickler relevant.“ hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Forschung

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Heiko Weckbrodt hat Geschichte studiert, arbeitet jetzt in Dresden als Wirtschafts- und Wissenschaftsjournalist und ist Chefredakteur und Admin des Nachrichtenportals Oiger. Er ist auch auf Facebook, Twitter und Google+ zu finden.