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Bauern beschießen Saatkorn mit Dresdner Elektronenkanonen

Innenansicht der neuen E-VITA-Anlage mit Blick auf die Elektronenquellen des Fraunhofer FEP Foto: Fraunhofer FEP

Innenansicht der neuen E-VITA-Anlage mit Blick
auf die Elektronenquellen des Fraunhofer FEP
Foto: Fraunhofer FEP

Zweite E-Vita-Anlage fährt vor Herbstaussaat in Güstrow hoch

Dresden/Güstrow, 4. Juli 2018. Bauern aus Meck-Pomm schwören auf Elektronen-Kanonen aus Dresden: Die Ceravis AG aus Güstrow hat im Vorfeld der Herbstaussaat 2018 eine zweite leistungsfähige „E-Vita“-Anlage in Betrieb genommen. Anstatt Saatgut chemisch zu behandeln, bestrahlen diese Anlagen das Korn mit Niedrigenergie-Elektronen, um es von Schädlingen, Bakterien und Viren zu befreien. Das teilte das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) in Dresden mit, das die Technologie dahinter gemeinsam mit der Ceravis AG entwickelt hatte.

1/5 der Getreideflächen in Meck-Pomm mit Elektronen-Saat

Die Forscher sehen eine wachsende Akzeptanz für die neue physikalische Desinfektions-Methode, die aus ihrer Sicht besonders umweltfreundlich ist: „Allein die Tatsache, dass auf etwa jedem fünften Hektar der Getreidefläche in Mecklenburg-Vorpommern zur diesjährigen Ernte elektronenbehandeltes Saatgut zur Aussaat kam, beweist die hohe Akzeptanz des Verfahrens“, schätzten die FEP-Ingenieure ein.

Außenansicht der ersten E-VITA-Anlage in Güstrow. Foto: Ceravis AG

Außenansicht der ersten E-VITA-Anlage in Güstrow. Foto: Ceravis AG

Abschied von der Chemie auf Raten absehbar

Diese hohe Nachfrage habe auch den Anlagenhersteller Ceravis bewogen, eine zweite E-Vita-Anlage in Güstrow zu errichten, teilte Andreas Prelwitz von der Ceravis AG ein. „Diese neue Anlage ist auch eine Investition für die Landwirtschaft, die zunehmend unter dem Verlust von Wirkstoffen bei Pflanzenschutzmitteln leidet. Für die Saatgutbehandlung ist dank E-VITA daher zukünftig keine negative Auswirkung für die Landwirtschaft zu erwarten, wenn noch mehr chemische Beizmittel ihre Zulassung verlieren.“ Die neue E-Vita könne rund 25 Tonnen Getreide pro Stunde reinigen.

Ingenieure arbeiten an billigeren Elektronenquellen

Bisher seien die Anlagen allerdings noch zu teuer gewesen, schätzen die Fraunhofer-Ingenieure ein und versprechen Abhilfe: Mit einer neuen Elektronenquelle, bei der keine Glühemitter für die Elektronenemission mehr benötigt werden, sollen die Kosten deutlich sinken. „Damit erhalten zukünftig auch kleinere Saatgutunternehmen die Möglichkeit, das Verfahren zu nutzen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt