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Physiker schauen der Natur unter die Motorhaube

Gene Myers (r.) freut sich sichtlich über den Baustart für sein Systembiologie-Zentrum in dresden- Foto: Heiko Weckbrodt

Gene Myers (r.) freut sich sichtlich über den Baustart für sein Systembiologie-Zentrum in dresden- Foto: Heiko Weckbrodt

Baustart für Planck-Zentrum für Systembiologie in Dresden

Dresden, 28. August 2014: Der US-Bioinformatik-Star Eugene Myers sowie Vertreter aus Politik und Wissenschaft haben gestern an der Pfotenhauer Straße die ersten Spaten für das neue, 14,5 Millionen Euro teure „Zentrum für Systembiologie Dresden“ (CSBD) in den Johannstädter Boden gerammt. In dem Zentrum der Max-Planck-Gesellschaft wollen rund 130 Physiker, Informatiker, Biologen, Mathematiker und andere Forscher unter Myers Leitung interdisziplinär herausbekommen, wie aus einzelnen organischen Atomverbindungen zunächst molekulare Motoren, dann biologische Zellen und schließlich komplette Lebewesen entstehen.

Bund und Sachsen geben 36 Millionen Euro für den Start

Dieser innovative Ansatz, der biologische und naturwissenschaftliche Methoden kombiniert, um Mensch und Tier als „Systeme“ zu begreifen, soll letztlich zu neuen Heilverfahren für Menschen führen. Bund, Land und Tschira-Stiftung lassen dafür über 36 Millionen Euro als Anschub-Finanzierung springen. Davon steuert der Freistaat 26 Millionen Euro bei, aus denen auch die Baukosten beglichen werden. Knapp zehn Millionen kommen vom Bundesforschungsministerium. SAP-Mitgründer und Mäzen Klaus Tschira finanziert Myers dessen Professur. Wissenschaftliche Partner für das Zentrum sind die TU sowie die Dresdner Max-Planck-Institute für Physik komplexer Systeme (MPI-PKS) und für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG).

Eugene Myers. Abb.: MPI-CBG

Eugene Myers. Abb.: MPI-CBG

Prof. Eugene Myers (Leiter des Planck-Zentrums für Systembologie Dresden): „Kein noch so kluger Kopf kann in allen Disziplinen gleichzeitig Experte sein. Deshalb wir immer von der Interdisziplinarität in der Wissenschaft gesprochen – aber, ehrlich gesagt, vieles davon ist nur Gerede. Hier am CSBD haben wir uns das Ziel gesetzt, interdisziplinäres Arbeiten auf hohem Nivau wirklich zu etablieren, indem wir Teams aus erfahrenen Wissenschaftlern am Gipfel ihrer Karriere zusammenstellen.“

 

Ministerpräsident: Tillich: „Wollen an die Spitze stürmen“

„Mit diesem Zentrum wollen wir an die Spitze der Medizinforschung stürmen“, visionierte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zum Baustart. Auch Prof. Martin Stratmann, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, verknüpft mit dem Dresdner Projekt hohe Erwartungen: „Dieser Neubau ist ein Sinnbild dafür, dass in Dresden etwas ganz Neues entsteht, ein interdisziplinäres Wissenschaftsfeld, das die fähigsten Köpfe beackern“, sagte er. Auch andere Max-Planck-Standorte hätten das Zentrum gern gehabt, erzählt er. Aber die Sachsen winkten mit genug Fördermillionen, damit die noch junge Systembiologie in großem Format starten konnte. „Wir wollen ein Zentrum, dessen Arbeit international sichtbar ist – und das konnte nur in Dresden sein“, betonte Stratmann und lobte den Standort: „Die Institute, die wir hier schon haben, gehören zu unseren Besten.“

In Echtzeit sehen, wie aus Moleküle Lebenwesen werden

So soll das neue Zentrum für Systembiologie in Dresden aussehen. Visualisierung: Max-Planck-Gesellschaft

So soll das neue Zentrum für Systembiologie in Dresden aussehen. Visualisierung: Max-Planck-Gesellschaft

Berufen wurde Myers bereits im Jahr 2012, im Mai 2013 folgte die formale Gründung des Zentrums. Bisher hat der US-Forscher rund 30 Kollegen zusammengetrommelt. Die sitzen jetzt noch in Büros im benachbarten Planck-Genetikinstitut CBG, scharren schon mit den Füßen, weil sie erst richtig loslegen können, wenn der Neubau Ende 2016 fertig ist. Denn die Systembiologen benötigen aufwendige Spezialtechnik. So haben sie spezielle Hochgeschwindigkeits- und hochauflösende Mikroskope, Rechner-Farmen und „Virtuelle Realitäts“-Projektionshöhlen angefordert. All dies brauchen sie, weil sie in Echtzeit beobachten wollen, wie aus winzigen Molekülen Lebewesen wachsen, wie die einzelnen Teile dieser „Biosysteme“ zusammenwirken. Die Mikroskope werden dabei enorme Bild- und Video-Datenmengen erzeugen, die dann von Supercomputern ausgewertet und zu mathematischen Modellen geformt werden. Autor: Heiko Weckbrodt

English Summary:

The bioinformatic science star Eugene Myers ist leading a new center for system biology in Dresden (Germany) now. He and 130 other Physicists, mathematicians, computer scientists and biologists will analyze in real time the building of a living creature by little molekules and molecular engines. Today he and some politicians of Saxony started the building of the new centre. The german and the saxon gouvernment will give more than 36 millions Euro for this project. hw

Zum Weiterlesen:

Planck-Gesellschaft plant Zentrum für Systembiologie

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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