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Neue Labore und Reinräume für Dresdens Photophysiker

Vertreter von TU Dresden und Land Sachsen legten heute den Grundstein für das 30 Mio. € teure Physikinstitut an der Nöthnitzer Straße in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Vertreter von TU Dresden und Land Sachsen legten heute den Grundstein für das 30 Mio. € teure Physikinstitut an der Nöthnitzer Straße in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Komplex an der „Nöthnitzer“ kostet knapp 30 Millionen Euro

Dresden, 30. Juni 2014: Halbleiter gelten zurecht als Schlüsselkomponenten für so gut wie alle Industriezweige, seien es nun Maschinenbau, Autobranche, Chemie oder Biotech-Unternehmen. Allerdings rücken die Grenzen bisher dafür eingesetzter Silizium-Technologien immer näher – zudem verbraucht die klassische Elektronik auch viel Strom und lässt sich nicht überall einsetzen. Daher forschen Dresdner Physiker und ihre Kollegen aus verwandten Disziplinen seit geraumer Zeit an Alternativen: An hauchdünnen organischen Elektronikbausteinen zum Beispiel, an Computertechnik, die mit Licht statt Strom Signale verarbeitet und dergleichen mehr. Um diesen TU-Forschern noch tiefere Vorstöße in die Welt der Moleküle, Atome und Quanten zu ermöglichen, hat das Land Sachsen 29,5 Millionen Euro herausgerückt, mit denen nun binnen zwei Jahren ein Physik- und Elektronik-Neubau an der Nöthnitzer Straße errichtet wird.

Minister: Fokus auf Forschung und Bildung sollte bleiben

„Forschung und Bildung haben für uns höchste Priorität und diese Zukunftsorientierung sollte Sachsen auch beibehalten“, beschwor Finanzminister Georg Unland (CDU) während der heutigen Grundsteinlegung seine möglichen Nachfolger – immerhin stehen Ende August im Freistaat Landtagswahlen an und wer weiß da schon, ob der promovierte Maschinenbauer danach immer noch Sachsens Kassenbücher in der Hand hat. Denn andererseits wird langer Atem nötig sein, bis sich die Millionen, die das Land im Dresdner Süden gerade investiert, auch auszahlen.

Auf Betreiben der Kamera-Industrie entstanden – heute gründen die Physiker Organikfirmen

Prof. Karl Leo. Abb.: IPMS

Prof. Karl Leo. Abb.: IPMS

Das Institut für Angewandte Photophysik (IAPP), das später Hauptnutzer des Neubaus sein wird und bisher im maroden Beyer-Bau logiert, ist das beste Beispiel dafür, wie lange es manchmal braucht, bis sich physikalische Grundlagenforschung finanziell rentiert: 1908 ursprünglich auch auf Betreiben der damals starken Dresdner Kameraindustrie als „Wissenschaftlich Photographisches Institut“ gegründet, fokussierten sich die Forscher dort zunächst auf Phototechnik. Später, zu DDR-Zeiten, kamen die Photodioden und dünnen Optikschichten als Themen hinzu und die ersten zaghaften Arbeiten an organischer Elektronik. 1993 übernahm dann Prof. Karl Leo das Institut und spezialisierte es auf eben diese frühere Nische. Es dauerte weitere sieben Jahre bis zu den ersten Organikelektronik-Ausgründungen wie Novaled oder Heliatek – die heute als Dresdner Vorzeige-Unternehmen gelten.

Um diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen – und auch als eine inoffizielle Belobigung für Karl „Organik-Papst“ Leo, der sich aber gerade nach Arabien abgesetzt hat – errichtet das „Sächsische Immobilienmanagement“ (SIB) nun einen Labor-, Reinraum- und Bürokomplex an der Nöthnitzer Straße. Dort sollen neben dem IAPP auch Reinräume für das Exzellenz-Elektronikzentrum cfaed entstehen. Bezugsfertig soll der Bau Mitte 2016 sein. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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