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Internet-Buchläden deaktivieren Hunderte eBook-Titel auf eReadern in Deutschland

Abb.: Amazon (bearbeitet: hw)

Abb.: Amazon (bearbeitet: hw)

Zu versaut: Senatsausschuss dringt auf „Bereinigung“ anstößiger Passagen

Berlin, 1. April 2014: Nicht schlecht gestaunt haben heute Tausende eBuch-Leser in Deutschland, als sie auf ihren eReadern und iPads weiterschmökern wollten: In den virtuellen Regalen der Nutzer waren teils Dutzende Buchtitel grau hinterlegt und nicht mehr zu öffnen. Insgesamt haben die vor allem in den USA ansässigen eBuch-Portale laut Schätzungen des deutschen Hightech-Verbandes „Bizkom“ und des Con-Computer-Clubs (CCC) über Nacht anscheinend mehrere Tausend eBuch-Titel zurückgerufen, teils auch von den Lesegeräten der Nutzer per Ferndiagnose gelöscht. Grund: Auf Anweisung des US-Senatsausschusses für unamerikanische Literatur müssen nun sämtliche Bücher zunächst auf anstößige erotische Passagen und unflätige Ausdrucksweise durchforstet und bereinigt werden, bis sie wieder freigegeben werden können.

Säuberung kann sich Monate hinstrecken

Dieser Prozess könne leider einige Wochen, vielleicht sogar Monate dauern, sagte ein Sprecher des US-amerikanischen Internetkaufhauses „Otrere“ und verwies auf mutmaßlich in Größenordnungen zu bereinigende Literatur zum Beispiel von Charles Bukowski („Fuck Machine“), J. D. Schlesinger („Der Fänger im Roggen“), aber auch Thomas Mann („Der Tod in Venedig“) oder Walther Moers („Das kleine Arschloch“). Das Vorgehen des Unternehmen sei absolut legal, betonte der Sprecher und berief sich auf die Paragraphen 2b und 47 d der Otrere-Geschäftsbedingungen.

Computerclub: Das musste so kommen

„Das war irgendwann ja zu erwarten – und wir haben oft genug davor gewarnt“, ärgerte sich CCC-eBuch-Experte Peter Hacks. „Wer ein eBuch in Deutschland zu kaufen glaubt, erwirbt in Wirklichkeit nur eine Nutzungslizenz, was nichts anderes heißt als dass die Rechteinhaber die eBooks jederzeit einziehen können. Leider werden diese Klauseln in winziger 5-Punkt-Schrift tief in den AGBs der eBuch-Portale versteckt.“

Bibliotheken verweisen auf Analog-Bestände

Dorothea Schmöke vom Bundes-Bibliotheksverband bedauerte den Schritt der US-Portale, appellierte aber zugleich an die Betroffenen, nun verstärkt in die Leihbüchereien zu gehen: „Wir haben all diese gesperrten Bücher im Überfluss – analog und in Papier.“ Autor: Heiko Weckbrodt

(Aktualisierung 2. April) Hinweis: Das war natürlich nur ein April-Scherz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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