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Dresden will mit eigenen Glasfasern für schnelleres Internet sorgen

Glasfaser bis zum "letzten Meter" gelten als Schlüssel für Tempo 100 Mbs+. Abb.: Dt. Telekom

Glasfaser bis zum „letzten Meter“ gelten als Schlüssel für Tempo 100 Mbs+. Abb.: Dt. Telekom

Rathaus erwägt Pilotprojekt mit Datennetz der Stadtwerke

Dresden, 19. Juli 2013: Die Dresdner Wirtschaftsförderer wollen die Abhängigkeit der städtischen Internetstrategie vom guten Willen von Telekom, Vodafone & Co. unabhängiger machen und die Glasfasernetze ihrer Tochterfirmen einsetzen, um unterversorgte Gewerbegebiete mit schnelleren Netzzugängen zu versorgen. Ein Pilotprojekt für das Industriegelände an der Königsbrücker Straße wird derzeit geprüft, wie Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) auf Anfrage bestätigte.

Betriebe klagen über Tröpfel-Datenleitungen

Viele Firmen vor allem in peripheren Gewerbegebieten wie im Industriegelände Nord oder in Weixdorf klagen schon lange über lahme Internetleitungen, die mit der Vernetzung moderner Wirtschaftsprozesse, mit dem Trend hin zu Videokonferenzen statt Dienstreisen, zur Datenverbindung zwischen Filialen, nicht mithalten. Sie hängen an Internetzugängen, die in der Praxis oft nur mit etwa einem Megabit je Sekunde vor sich hintröpfeln. Das ist heute selbst für einen Privathaushalt zu wenig, für einen Software-Dienstleister oder Industriebetrieb gar ein ganz ernstes Problem.

Stadtwerke und Verkehrsbetriebe haben eigenes Glasfasernetz aufgebaut

Da aber die Telefonkonzerne Investitionen in Glasfasertrassen teils scheuen und der schnelle „LTE“-Datenfunk noch in den Kinderschuhen steckt und teuer ist, haben sich die Wirtschaftsförderer nach Alternativen umgeschaut – und eine direkt vor der Haustür gefunden. Denn in Dresden wächst seit Jahren ein eigenes Glasfaser-Netz, das inzwischen etwa 400 Kilometer umfasst und mehrere Gigabit Daten pro Sekunde übertragen kann: Werden Straßenbahntrassen erneuert, Drewag-Standorte miteinander verbunden oder Fahrbahnen saniert, verlegen die Arbeiter meist auch Glasfasern mit oder zumindest Leerrohre dafür. Koordiniert wird dieses Netz, dass große Teile der Stadt unterirdisch verbindet, durch die Dresden Netz GbR, die den Stadtwerken (Drewag) und den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) – also letztlich der Stadt – gehört. Hinzu kommt ein ähnliches, weniger dichtes Netz des Energieversorgers ENSO, auf das die Stadt aber keinen direkten Zugriff hat.

Die Drewag nutzt ihr Glasfasernetz für die Prozessdatenübertragung und Kommunikation zwischen Kraft-, Heiz-, Wasser- und Umspannwerken sowie Büros und Betriebshöfen. Bisher hat sie rund fünf Millionen Euro in dieses Glasfasernetz investiert und will weitere 200 000 Euro pro Jahr in den Ausbau stecken. Allein in diesem Jahr sollen 25 Kilometer folgen.

Blaupause für weitere Internetanbindungen

Dresdens amtierender OB Dirk Hilbert. Abb.: LHD Dresden

Dirk Hilbert. Abb.: LHD

Ob das Pilotprojekt „Industriegelände“ überhaupt mit vernünftigem Aufwand realisiert werden kann, wird derzeit erst geprüft. So müssten weitere Glasfaserleitungen zu den einzelnen Betrieben gelegt und ein Diensteanbieter gefunden werden, der das Netz anmietet und die Zugänge für die einzelnen Kunden organisiert – Stadt oder Drewag wollen dies selbst nicht tun. Sollte sich das Projekt indes bewähren, will Hilbert weitere Gewerbegebiete damit ins Internetzeitalter katapultieren. Perspektivisch könnte so eine alternative Telekommunikations-Infrastruktur zu den Telekomnetzen entstehen. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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