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Neues Radiopharmakon für Diagnose von Knochenkrebs

Im Rossendorfer Labor werden das neue Radiokontrastmittel hergestellt. Abb.: Frank Füchtner, HZDR

Im Rossendorfer Labor werden das neue Radiokontrastmittel hergestellt. Abb.: Frank Füchtner, HZDR

Dresden, 12.4.2012: Durch ein neues Diagnoseverfahren des „Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf“ (HZDR) können Metastasen bei Krebspatienten künftig zuverlässiger geortet werden. Die Forscher haben jetzt vom „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ die Zulassung für eine schwach radioaktive Natrium-Fluor-Verbindung erhalten, die es in Kombination mit Spezialkameras erlaubt, schädliches Wuchergewebe in Knochen sichtbar zu machen.

Leistungsfähiger Ersatz für Reaktorbrut „Technetium“

Das Präparat „Natrium Fluor-18“ (NaF-Ros) ist als leistungsfähigerer Ersatz für das nur in Forschungsreaktoren herstellbare künstliche Radionuklid „Technetium 99m“ gedacht, das in jüngster Zeit oft nicht in ausreichender Menge für Krebskliniken lieferbar war. Laut HZDR-Angaben reichert sich das neue NaF-Ros sogar doppelt so stark wie Technetium an Knochen mit erhöhtem Stoffwechsel an (wie er bei Krebstochterzellen oder bei Knochenverletzungen eintritt) und stellt daher sogar eine Verbesserung und nicht nur ein Surrogat für das traditionelle Präparat Tc-99m dar.

„Mit unserem zugelassenen Radiopharmakon NaFRos werden sowohl Nachweis wie auch Aussagen zur Lokalisation von Knochenmetastasen verbessert und wir erhoffen uns, dass so auch die Therapie von Patienten entscheidend zielgerichtet beeinflusst wird“, schätzte Dr. Frank Füchtner ein, der zuständige Leiter für die Herstellung von radioaktiven Arzneimitteln im HZDR. „Für uns ist aber auch wichtig, dass wir mit unserem Mittel eine zuverlässige Diagnostik von Knochenmetastasen sicherstellen können, die abgekoppelt ist von der nicht immer sichergestellten Verfügbarkeit von Technetium.“

Halbwertszeit 110 Minuten – Mittel nur im Umkreis von 250 km lieferbar

Der Wermutstropfen für Patienten außerhalb Sachsens: Das entscheidende Isotop Fluor-18 hat nur einen Halbwertszeit von 110 Minuten, was heißt: Nach knapp zwei Stunden haben sich Menge und Strahlkraft der Substanz halbiert. Daher kann das HZDR als Hersteller auch nur Kliniken in einem Umkreis von etwa 250 Kilometern beliefern.

In der „Pole Position“ ist damit gewissermaßen das Universitätsklinikum Dresden. Das betreibt mit dem HZDR ein Zentrum für „Positronen-Emissions-Tomographie“ (PET), in dem hochsensitive PET-Kameras die zuvor injizierten Radiopharmaka in den Körpern der Patienten ausmessen können.

Die so gewonnenen Bilder lassen „genaue Aussagen zu Lokalisation und Stoffwechselverhalten von Tumoren und Metastasen“ zu, hieß es von den Forschern. Dafür kann das Zentrum auf insgesamt 13 verschiedene Radio-Substanzen zugreifen, die im HZDR hergestellt werden. Im Dresdner PET-Zentrum werden jährlich über 1000 Patienten untersucht. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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