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Dix-Expresso in Chemnitz

Otto Dix: "Abschied von Hamburg", 1921, öl auf Leinwand, Repro: Peter Weckbrodt

Otto Dix: „Abschied von Hamburg“, 1921, öl auf Leinwand, Repro: Peter Weckbrodt

Oigers Wochenendtipp: Museum Gunzenhauser zeigt Expressionisten in teils ungewohnten Facetten

Chemnitz, 19. Februar 2016. Die Chemnitzer Kunstsammlungen profilieren sich sichtlich erfolgreich mit exorbitanten Ausstellungen moderner Malerei. Teil dieser Kunstsammlungen ist das Museum Gunzenhauser. Und dort können wir Erstaunliches entdecken, das wir für dieses Wochenende als Ausflugstipp empfehlen: ausdrucksstarke Bilder von Otto Dix (1891-1969), die den Maler nicht nur von seiner expressionistisch-düsteren Seite zeigen, sondern eher romantisch-wehmütig wirken.

Otto Dix (1891-1969), "Rothaarige Frau", 1931 , Repro: Peter Weckbrodt

Otto Dix (1891-1969), „Rothaarige Frau“, 1931 , Repro: Peter Weckbrodt

Dix kannte nicht nur den Albtraum

Bei Dix denkt man meist zuerst an sein Triptychon „Der Krieg“, auch als „Dresdner Triptychon“ bezeichnet. Es ist schlicht albtraumhaft, so wie eben der moderne Krieg uns Tag für Tag über die Medien gezeigt wird. Weitere bekannte Werke von Dix sind beispielsweise sein „Kriegskrüppel“, seine schon 1914 gemalte „Nonne“ oder die Nachkriegsschöpfung „Die Skatspieler“. Aber Dix hatte eben auch andere Facetten. So sehen wir im Museum Gunzenhauser ebenso erstaunt wie verblüfft seine „Rothaarige Frau“ von 1931, den „Abschied von Hamburg“ aus dem Jahre 1921, die „Platanen und die drei Schwäne“ von 1957. Von fast impressionistisch-romantischer Bildstimmung sind seine Werke „Winterlandschaft mit Mond“, die „Randegg-Abendstimmung“, „Die Felsen in Schnee“ und – als besonders imposant –„Das große Tal (Hirschberger Tal im Riesengebirge)“.

Otto Dix: "Felsen im Schnee", 1944, Mischtechnik auf Leinwand, Repro: Peter Weckbrodt

Otto Dix: „Felsen im Schnee“, 1944, Mischtechnik auf Leinwand, Repro: Peter Weckbrodt

Werke von Jawlensky

Mit den Bildern von Dix haben die Kunstsammlungen im Museum Gunzenhauser ihr Pulver an sehenswerten und schön empfundenen Bildern noch nicht verschossen. Zu entdecken sind hier beispielsweise bemerkenswerte Bilder des Expressionisten Alexej von Jawlensky (1864-1941), der hierzulande ganz zu unrecht etwas in Vergessenheit geraten ist. Den gebürtigen Russen zog es bereits 1896 nach Deutschland. Er gehörte mit Wassily Kandinsky und Franz Marc zum Münchner Künstlerkreis „Der Blaue Reiter“. In der Dresdner Gemäldegalerie Neue Meister würden wir vergeblich nach Bildern von ihm suchen. Umso erfreulicher, hier in Chemnitz fündig zu werden, zu sehen ist hier beispielsweise seine „Französin“.

Alexej von Jawlensky, "Französin" , 1912, Öl auf Pappe, Repro: Peter Weckbrodt

Alexej von Jawlensky, „Französin“ , 1912, Öl auf Pappe, Repro: Peter Weckbrodt

Macke, Matisse und Felixmüller

Wir setzen unseren Entdeckungsrundgang fort: August Macke (1887-1914) ist mit dem „Orientalischen Paar“ von 1910 vertreten. Henri Matisse ( 1869-1954) gefällt mit „Nizza-Zypressen und Olivenbäumen in der Nähe des Castels Rois“ aus dem Jahre 1918. Louis Corinth (1858-1925) ist mit dem „Selbstportrait in Pelz und Pelzbarett“ von 1916 vertreten. Beeindruckend sind auch Fritz Erlers (1868-1940) Werk „Dame mit Buch und zwei Rosensträußen“ . Gleich mit zwei Selbstbildnissen ist Conrad Felixmüller (1897-1977) vertreten. Neben dem „Selbstbildnis mit Sportmütze“ aus dem Jahre 1920 hängt hier sein „Selbstbildnis im blaugrünen Hemd mit Bussy“ von 1959.

Conrad Felixmüller,(1897-1977), Selbstbildnis im blaugrünen Hemd mit Bussy" , Repro: Peter Weckbrodt

Conrad Felixmüller,(1897-1977), Selbstbildnis im blaugrünen Hemd mit Bussy“
, Repro: Peter Weckbrodt

Der Sammler Alfred Gunzenhauser

Wiederholt fällt uns bei den ausgestellten Bildern die Stiftung Museum Gunzenhauser als Eigentümer auf. Dazu sollte etwas gesagt werden, schließlich trägt ja sogar das Museum den Namen des Münchner Galeristen und Kunstsammlers Alfred Gunzenhauser (1926-2015). Gunzenhauser hat in 50 Jahren eine der bedeutendsten Privatsammlungen zusammengetragen. Ihr Wert wurde auf 200 Millionen Euro geschätzt. Seine Sammlung von Werken des Malers Otto Dix galt weltweit als größte Privatsammlung. Zu seiner Kollektion gehörten auch Werke von Felixmüller, Jablonsky, Kirchner, Beckmann, Heckel und Schmidt-Rottluff. Um die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen, brachte Gunzenhauser einen Großteil seiner Sammlung „Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts“ im Jahr 2003 in eine nach ihm benannte Stiftung ein. Nachdem die Stadt Chemnitz ihm zugesagt hatte, ein eigenes Museum zur Verfügung zu stellen, erhielt sie den Zuschlag. Ein Bankgebäude wurde extra zu diesem Zwecke umgebaut. Im Dezember 2007 konnte das Museum Gunzenhauser eröffnet werden. Damit erfüllte sich für den gebürtigen Schwaben zugleich ein Lebenstraum. Gunzenhauser starb am 16. November vergangenen Jahres in München.

Otto Dix: "Roter Kopf (Selbstbildnis)", 1919, Öl auf Pappe, Repro: Peter Weckbrodt

Otto Dix: „Roter Kopf (Selbstbildnis)“, 1919, Öl auf Pappe, Repro: Peter Weckbrodt

Über die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“

1911 schlossen sich einige Künstler um Wassily Kandinsky und Franz Marc in München zur Künstlervereinigung „Blauer Reiter“ zusammen, die den Aufbruch zu einer neuen „geistigen“ Kunst symbolisieren sollte. Im Gegensatz zur „Brücke“ in Dresden handelte es sich hier nicht um eine enge Arbeits- und Lebensgemeinschaft mit einem gemeinsamen Stil, sondern vielmehr um einen eher losen Zusammenschluss unterschiedlich arbeitender Künstler, die ihre Arbeiten auf gemeinsamen Ausstellungen präsentierten. So verschieden die stilistischen Ansätze der einzelnen Mitglieder der „Brücke“ auch waren, so einig waren sie sich in der strikten Ablehnung der erstarrten akademischen Salonmalerei. Unter dem Einfluss der internationalen Avantgarde entstand eine spirituelle Strömung des deutschen Expressionismus, als Gegenpol zu den näher an der Wirklichkeit orientierten Richtungen in Dresden und Berlin.

Öffnungszeiten & Preise

Ort: Kunstsammlungen Chemnitz, Museum Gunzenhauser, Falkeplatz, 09112 Chemnitz, Telefon 0371-488 7024
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11-18 Uhr
Eintritt: Erwachsene sieben Euro, Jugendliche bis 18 Jahre frei, Ermäßigte 4,50 Euro
Mehr Infos im Netz: hier

Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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