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Nicht mehr auf dem Index: Verhoevens „Flesh + Blood“ nun ungeschnitten auf Bluray

Säldner-Anführer Martin (Rutger Hauer) ist in "Flesh + Blood" wenig zimperlich in eroberten Städten. Foto: BSF

Säldner-Anführer Martin (Rutger Hauer) ist in „Flesh + Blood“ wenig zimperlich in eroberten Städten. Foto: BSF

Restaurierter Söldner-Film badet in Sex und Gewalt

Jahrzehntelang stand das brutale und freizügige Soldeska-Drama „Flesh and Blood“ des umstrittenen Kult-Regisseurs Paul Verhoeven („Robocop“, „Starship Troopers“) in Deutschland auf dem Index, war als Video nicht verfügbar und lief im Fernsehen nur in einer stark geschnittenen Fassung. Doch andere Zeiten, andere Zensoren: Die Bundesprüfstelle hat den 1985 gedrehten Film endlich vom Index genommen, nun ist er in einer ungeschnittenen und optisch restaurierten Fassung bei Koch Media auf Bluray erschienen.

Original-Trailer von 1985:



Soldeska zieht vergewaltigend und brandschatzend durch Italien

Von der Bande vergewaltigt, treibt Agnes (freizügig: die junge Jennifer Jason Leigh) fotan ein doppeltes Spiel. Foto: Koch Media

Von der Bande vergewaltigt, treibt Agnes (freizügig: die junge Jennifer Jason Leigh) fotan ein doppeltes Spiel. Foto: Koch Media

Und nomen est omen bei „Flesh + Blood“ (Fleisch und Blut): Im Mittelpunkt steht eine Söldnertruppe um den betont herrenmenschlich agierenden Martin (Rutger Hauer, „Blade Runner“, „Die Mühle & das Kreuz“) in Italien an der Schwelle zu Neuzeit. Von ihrem Brotherrn Arnolfini verraten, schnappt sich die Soldeska dessen Schwiegertochter in spe Agnes (Jennifer Jason Leigh, „eXistenZ“) und vergewaltigt sie – ein Verhoeven zeigt dies in aller epischer Breite. Daneben wird fleißig dahergemordet, geplündert und gestorben.

Er habe das ausklingende Mittelalter so zeigen wollen, wie es wirklich war, erklärte Verhoeven später: stinkend, brutal, tödlich – und das hat er in „Flesh + Blood“ auch sehr explizit vorgeführt.. Kein Wunder, dass die deutschen Jugendschützer vor 25 Jahren den Film des – auch später immer wieder umstrittenen – Holländers verbannten.

Fazit

Foto: Koch Media

Foto: Koch Media

„Flesh and Blood“ ist alles andere als blutrüstiger Trash, man stellt sich hier die selben Fragen wie in so vielen Verhoeven-Filmen: Ist das genussvolle Provokation? Anklage? Parodie? Schwelgerei in Gewalt? Kartharsis? Wohl alles zugleich, ist der Film auf jeden Fall top besetzt, stringent erzählt und optisch fein rekonstruiert. Und voller mehrdeutiger religiöser Metaphern – man denke etwa an die feurige Heiligenaureole um den Zerstörer Martin oder das Sinnbild der Hostie, die in der Messe auf dem Schlachtfeld zu Fleisch wird. Kurz: Wer kein Problem mit Sex und Gewalt hat, sollte sich diesen umstrittenen Klassiker reinziehen. Einen Grund, diesen Streifen einem erwachsenen Publikum de facto per Indizierung vorzuenthalten, gibt es jedenfalls nicht. Heiko Weckbrodt

„Flesh + Blood“ (Koch Media), NL, USA, Spanien 1985 (Bluray-Neuauflage 2013), Regie: Paul Verhoeven, mit Rutger Hauer, Jennifer Jason Leigh, 128 Minuten, FSK 18, DVD (gekürzt) neun Euro, Bluray 13 Euro

Zum Weiterlesen:

Robert Heinleins Starship Troopers und Verhoevens umstrittener Film im Vergleich

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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