Alle Artikel mit dem Schlagwort: Propaganda

Auszug aus: Oblomok imperii (VT: Der Mann, der das Gedächtnis verlor) von 1929. Szenenfoto: Absolut Medien

„Der neue Mensch“ in sowjetischen Filmen

Doppel-DVD zeigt die Ikonografie der Modernität in Spiel-, Dok- und Trickfilmen der frühen Stalin-Ära Ein Mann zieht aus einer Bruchbude in ein neues Hochhaus. Anfangs fühlt er sich darin gar nicht wohl: Er kann nicht einschlafen. Bis er erkennt, dass es ein Fehler war, den alten Krempel aus der alten Wohnung mitzunehmen – der hindert ihn daran, im neuen Heim auch innerlich anzukommen. „Man muss in einem neuen Haus zu leben wissen“, schreibt er am Schluss des Puppentrickfilms „Beherrscher des Alltags“. Dass dies als Metapher für die Metamorphose des Russen zum neuen Menschen, des Sowjetbürgers gemeint ist, wird spätestens klar, wenn man die Entstehungszeit kennt: Gedreht wurde dieser teils surrealistisch anmutende Trickfilm in der stalinistischen Sowjetunion des Jahres 1932. Zu finden ist er in der Edition „Der neue Mensch“. Die versammelt insgesamt acht Filme der frühen Sowjetunion zwischen 1924 1932 auf zwei DVDs, die inzwischen fürs Heimkino erschienen sind.

Aussschnitt aus "Großstadtmelodie" mit Hilde Krahl. Abb.: Farbfilmverleih

Die germanische Traumfabrik

Doku „Hitlers Hollywood“ beleuchtet die reiche Filmproduktion im Nazi-Reich Charismatische Leinwand-Stars, große Gefühle, schaurige Effekte: Über 1000 Kinofilme brachte die deutsche Filmindustrie zwischen 1933 und 1945 hervor, Millionen von Zuschauern wurden von ihnen mitgeprägt. Regisseur Rüdiger Suchsland hat ihnen einen faszinierenden, streitbaren Dokumentarstreifen voller Filmzitate und Analysen gewidmet: „Hitlers Hollywood – Das Deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933 – 1945“ startet heute in den deutschen Kinos – und versucht einen neuen Blick auf die braune Filmindustrie.

Gegen den "aggressiven BRD-Imperalismus" richtete sich dieses Propaganda-Poster aus dem MfS-Tafelwerk. Repro: BStU

„Im Kampfe geboren!“

Sonderschau in Dresden zeigt Stasi-Propaganda Dresden, 30. April 2015. „Im Kampfe geboren! Der Partei treu ergeben! … Kompromißlos gegen den Feind!“ Was sich in diesen markigen Ausrufen spiegelt, gehörte zum ureigensten Selbstverständnis der Stasi in der DDR, die sich in einer Traditionslinie-Linie mit dem Geheimdienst der Bolschewisten, der Tscheka, verstand. Eine Auswahl dieser „Corporate Identity“ der Stasi, wie man heute neudeutsch vielleicht sagen würde, zeigt ab heute eine neue Sonderschau in der Stasi-Unterlagenbehörde in Dresden: Die Ausstellung „Stasi-Propaganda-Plakate – Eine Selbstinszenierung“ in der Dresdner Außenstelle des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU) zeigt eine Auswahl propagandistischer Poster, die das Ministerium für Staatssicherheit vor dem Zusammenbruch der DDR in Traditionskabinetten nur den eigenen Leuten oder hochrangigen Parteifunktionären vorführte.

Die deutsche Zeppeline greifen an! Ausschnitt aus dem britischen Kurzfilm "Airship Destroyer" von1909. Abb.: Absolute Medien

„Das alte Europa am Vorabend seines Untergangs“

Wie die Briten 1908 Marschflugkörper gegen hunnische Zeppeline sandten Eine britische Kleinstadt gerät in Panik: Deutsche Kriegs-Zeppeline tauchen am Horizont auf, die „Hunnen“ mit ihren Pickelhauben werfen Bomben auf die friedliche Gemeinde. Auch ein eilends entsandter Panzerwagen mit Röhrengeschütz kann den Invasions-Flugschiffen nichts anhaben. Doch zum Glück hat ein findiger Tüftler im Ort eine Art Marschflugkörper gebaut, der sich den Weg zum nächsten germanischen Zeppelin sucht und ihn vom Himmel holt… Der siebenmintüge Kurzfilm „The Airship Destroyer“ wurde bereits 1909 gedreht, reflektierte die Angst der Briten vor einer kontinentalen Invasion durch die neuen Möglichkeiten der Luftkriegsführung – und nahm die Schrecken der späteren Weltkriege voraus.

Gasmaske aus dem I. Weltkrieg. Foto: Sebastian Ahlers, DHM

Der tägliche Schrecken des Maschinenkrieges

Sonderausstellung in Berlin widmet sich 100 Jahre nach dem Kriegsausbruch dem „I. Weltkrieg“ Berlin, 5. Juni 2014: „KSCH-Ksch-ksch… KSCH-Ksch-ksch…“ Ein auf- und abschwellendes Knarren trägt durch den schwach beleuchteten Zeughauskeller in der Mitte Berlins. Nervtötend. Beunruhigt wie der Atem eines lungenkranken Riesens. „Gas!“, rasselt die Ratsche. Reibt dieses Geräusch schon die Nerven des sicheren Besucher im Heute und Jetzt auf, um wieviel schlimmer muss es für die frierenden, hungrigen, müden Soldaten in den Schützengräben bei Ypern oder Verdun gewesen sein? Maske auf, sonst frisst sich das Gas durch deine Lungen, blendet dich, tötet dich… Es sind vor allem die Schrecken und der Alltag des industrialisierten Krieges, die die neue Sonderausstellung „Der Erste Weltkrieg“ 100 Jahre nach dem Kriegsausbruch im Deutschen Historischen Museum zeigen will.

Historiker: NS-Propaganda über Dresden-Zerstörung wirkt bis heute

Dresden/Jena, 13. Februar 2013: Die Zerstörung Dresdens durch britische und amerikanische Bomben am 13. und 14. Februar 1945 ist durch fortwährende politische, künstlerische und propagandistische Überdeutung zur „Chiffre für den mörderischen Luftkrieg insgesamt“ geworden – als kleinster gemeinsamer Nenner über ideologische Grenzen hinweg. Diese Ansicht vertritt der Jenaer Historiker Dietmar Süß in seinem Buch „Der Tod aus der Luft“, in dem er den gesellschaftlichen Zustand und die „Kriegsmoral“ in Deutschland und Großbritannien während der Luftangriffe im II. Weltkrieg vergleicht.

DVD: „Die Schlacht an der Somme“

Propaganda, Kassenknüller, Welterbe Lange bevor der Krieg, der 1914 bis 1918 die Welt verheerte, der „I. Weltkrieg“ genannt wurde, hieß er schon „Der große Krieg“, „Der Maschinenkrieg“ oder schlicht „Die Blutpumpe“. Wohl kaum einem Zeitgenossen in den kämpfenden Ländern entging der hohe Blutzoll, die neue Qualität dieses Krieges. Dass die Verlustzahlen einer Grabenschlacht nicht mehr nach Tausenden oder Zehntausenden, sondern nach Hunderttausenden oder gar Millionen gemessen wurden. Und auch keiner der Regierungen entging, welche Gefahren ein langer und verlustreicher Krieg für die Moral der „Heimatfront“ barg. Man flüchtete sich – statt in einen Friedensschluss – in mehr Propaganda. Und auch wenn die anfangs noch recht plump daher kam, entwickelte sich bereits hier der (wie später auch im II. Weltkrieg) so erfolgreiche britische Agitprop-Weg: Man gab sich zumindest den Anstrich einer objektiven Berichterstattung und erhöhte so die eigene Glaubwürdigkeit. Mit der Handkurbelkamera eingebettet in den Schützengraben Ein Beispiel dafür ist „Die Schlacht an der Somme“: Der englische (Pseudo-)Dokumentarfilm über den britischen Großangriff 1916 auf die deutschen Stellungen entwickelte sich in England zum Kassenschlager. Binnen sechs Wochen …