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Primagas will Ökobilanz von Gasheizungen mit Dimethylether aufbessern

Primagas-Testanlagen für regenerativen Dimethylether (rDME). Foto: Thomas Götz für Primagas

Primagas-Testanlagen für regenerativen Dimethylether (rDME). Foto: Thomas Götz für Primagas

Versorger berichtet über erfolgreiche „rDME“-Umrüsttests in Sachsen

Kesseldorf/Krefeld, 31. August 2024. Aus Abfällen und Ökostrom gewonnenes Brenngas „Dimethylether“ (rDME) eignet sich als Brückentechnologie, um die Umweltbelastungen durch Haus-Heizungen in erheblichen Maße mindern: Auf mindestens zwei Drittel schätzt eine Studie im Auftrag von „Primagas“ aus Krefeld die Einspareffekte beim CO2-Ausstoß im Vergleich zu Erdgas- oder Erdöl-Heizungen. In Summe könne sich die Kohlendioxid-Ersparnis auf über 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr addieren.

Brückentechnologie für Dörfer und Kleinstädte, die keinen Elektrolyse-Wasserstoff bekommen

„rDME ist eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Lösungen auf Basis von erneuerbarem Strom oder grünem Wasserstoff“, erklärte Primagas-Chef Stephan Klosterkamp bei einem Besuch im sächsischen Kesselsdorf, wo der Gasversorger rDME-fähige Anlagen seit etwa einem Jahr testet . „Denn insbesondere in ländlichen Regionen kann die Wärmeversorgung mit diesen Energieträgern oft spät, gar nicht oder nur mit hohen Kosten realisiert werden. Dafür braucht es realistische Alternativen.“

Studie sieht Nachfrage-Potenzial bei mindestens 335.000 Tonnen pro Jahr

Das Nachfragepotenzial in Deutschland beziffern die Autoren für das Jahr 2030 auf mindestens 335.000 Tonnen. Dabei gehen sie von der Annahme aus, dass bis 2045 mindestens 1,2 bis 2,2 Millionen Heizungen in privaten Haushalten von klassischem Flüssiggas (LPG) oder Öl auf rDME umgestellt werden. „Durch den Ersatz von LPG in den Sektoren Gewerbe, Land- und Forstwirtschaft sowie Industrie kann sich das Nachfragepotenzial für rDME von 1,8 Millionen auf mindestens 2,5 Millionen Tonnen im Jahr 2045 erhöhen.“

Wenn der große Wärmepumpe-Wurf schwächelt, könnten Zwischenlösungen helfen

Hintergrund: EU und Bundesampel wollen die Kohlendioxid-Ausstöße durch Heizungen drastisch senken, um das Weltklima zu retten. Dabei setzten sie vor allem auf Dämmungen, Wärmepumpen und andere aufwendige Umrüstungen. Als Brückentechnologie kommen aber womöglich mit Ökostrom synthetisierte Brennstoffe in Frage, mit denen sich auch klassische Öl- oder Gas-Heizungen bei überschaubarem Umrüstungs-Aufwand betreiben lassen. Auch hier präferiert die Ampel eine vergleichsweise teure und aufwendige Lösung, nämlich Elektrolyse-Wasserstoff, der bei der Verbrennung eben nur Wasser als Abprodukt erzeugt. Allerdings wird dieser „Öko-Wasserstoff“ auf Jahre rar und teuer bleiben.

Befürworter verweisen auf rDMA-Vorteile: Aus Abfall gewinnbar und leicht zu verflüssigen

Als eine Alternative erwägen die Primagas-Manager daher eben rDMA, der sich bereits unter geringem Überdruck verflüssigt und damit weniger aufwendig als etwa LPG-Flüssiggas zu transportieren ist. Diese verkettete Methan-Variante lässt sich aus Synthesegas gewinnen. Das wiederum kann aus Klärschlamm, Kohle-Kraftwerks-Abfällen, Tiergülle und anderen Reststoffen mit Hilfe von Strom erzeugt werden, der im besten Falle aus Sonnen- oder Windenenergie oder anderen erneuerbaren Energiequellen stammt. Das deutsche rDME-Produktionspotenzial auf Basis von Abfällen schätzen die Studienautoren auf zwölf Millionen Tonnen pro Jahr.

Pilotanlagen in Kesselsdorf sollen Umrüstungsbedarf klassischer Gas-Heizungen klären

Die konkrete Verfügbarkeit, die Nachfrage und Kosten von rDMA sind indes nur die eine Seite der Medaille: Geklärt werden muss nämlich auch, wie klassische Heizungen, Rohrleitungen und andere Anlagen, die ursprünglich für Erdgas oder Erdöl konstruiert wurden, mit dem Dimethylether klar kommen. Und dafür hat Primagas die Testanlage in Kesselsdorf aufgebaut. Die Ingenieure haben unter anderem drei Flüssiggas-Tanks und Heizanlagen dafür installiert. Damit wollen sie unter anderem verschiedene rDMA-Beimischungen in den Heizkreisläufen testen und dabei ermitteln, wie die Heizungen und Systeme damit zurecht kommen. Hersteller „Vaillant“ habe inzwischen bereits erste Erkenntnisse aus den Tests in Sachsen gewonnen und seine dafür eingesetzten Flüssiggasthermen modifiziert, berichtet Primagas. „Dem Ziel eines rDME-Prototypen, bei dem alle Komponenten rDME-beständig und für den Einbau beim Kunden zugelassen sind, ist Primagas einen wichtigen Schritt näher gerückt“, heißt es vom Gasversorger. „Im Laufe des nächsten Jahres werden Feldtests bei ausgewählten Kunden stattfinden.“

Wirtschaftsminister: rDME womöglich wichtiger Treiber für Energiewende in Sachsen

Auch der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sieht einiges Potenzial in den Kesselsdorfer Versuchen: rDME könne „ein wichtiger Treiber der Energiewende in Sachsen und in Deutschland sein,“ zitiert das Unternehmen den Minister. Erfreulich sei, dass sich Primagas bei diesen Tests für Sachsen entschieden habe, so Dulig: Dies zeige die Innovationskraft des hiesigen Mittelstands.

Autor: hw

Quellen: Primagas, Wikipedia, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt