IW-Umfrage: Fast 60 % sorgen sich um EU und Euro
Köln, 18. August 2024. Obwohl die AfD im Osten stärker dasteht als im Westen, sehen auch ostdeutsche Unternehmen eher Risiken als Vorteile in einem möglichen Sieg dieser Partei bei den bevorstehenden Landtagswahlen. Das hat eine Umfrage des arbeitgeber-nahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln ergeben. So sorgen sich knapp 60 Prozent der ostdeutschen Unternehmer vor allem mit Blick auf die EU-skeptischen Positionen der AfD um die Zukunft der Europäischen Union und des Euro.
Forscher waren überrascht
Beinahe ebenso viele sehen Probleme bei der Fachkräftesicherung (58,5 Prozent) und für den Fortbestand von Freihandelsabkommen (54,6 Prozent). In Westen liegen diese Werte jeweils noch ein ganzes Stück höher. Als eindeutige Unterstützer der AfD lassen sich in Ost wie West nicht einmal fünf Prozent der Unternehmen einordnen.
„In Anbetracht der deutlich besseren Wahl- und Umfrageergebnisse und der kleinteiligeren Unternehmensstruktur in Ostdeutschland waren wir überrascht, dass die Risikobewertung der AfD beinahe so negativ ausfällt wie in Westdeutschland“, kommentiert IW-Studienautor Matthias Diermeier die Befunde.
Viele ostdeutsche Unternehmer lehnen öffentliche Bekenntnisse ab
Andererseits positioniert sich jedes zweite westdeutsche, aber nur 29 Prozent der ostdeutschen Unternehmen öffentlich gegen die AfD. Hinzu kommen weitere 15 Prozent im Westen und 19 Prozent im Osten, die sich intern gegen die Partei aussprechen. In einer offenen Befragung erklärten dazu viele Ostdeutsche, öffentliche Bekenntnisse seien keine Aufgaben von Unternehmen, die sich lieber der Neutralität verschreiben sollten. Hier könnten womöglich die Erfahrungen aus der DDR, in der jeder ständig öffentlich Bekenntnisse zum Sozialismus abgeben musste, eine Rolle spielen. „Politik oder auch Religion haben nichts im Unternehmen zu suchen“, hieß es auch in den offenen Antworten. „Hier wird gearbeitet.“ Ein anderer Befragter schätzte ein: „Der verrohte politische Diskurs wird von allen politischen und medialen Seiten befördert. Statt sich inhaltlich auseinanderzusetzen, wird moralisiert und wechselseitig abgewertet. So etwas hat im Unternehmen keinen Platz!“
„Positionierung gegen die Grünen ist wirtschaftspolitisch sinnvoller“
Wieder andere wollen sich nicht öffentlich gegen die AfD positionieren, weil sie mit Regierung und klassischen Parteien sehr unzufrieden sind. „Alle anderen haben es leider über Jahre versäumt, rechtzeitig sinnvolle Politik zu machen. Die AfD kann das definitiv auch nicht, aber wo sind die wirklichen Alternativen?“, schrieb etwa ein ostdeutscher Unternehmer. Weitere Argumente:
- „Es kann nicht schlechter für die Wirtschaft werden als mit der derzeitigen rot-grünen Ideologie.“
- „Die derzeitige Wirtschaftspolitik der Ampelregierung kann man als katastrophal bezeichnen.“
- „Eine Positionierung gegen die Grünen ist wirtschaftspolitisch sinnvoller.“
- „Weil sonst derzeit leider keine wirkliche Oppositionsarbeit in Deutschland stattfindet (CDU leider Totalausfall)“
Für die Erhebung hatte das IW im März und April 2024 rund 900 Unternehmen befragt, darunter waren Geschäftsführer, Vorstände oder Leiter von Strategieabteilungen in Industrieunternehmen oder Unternehmen aus industrienahen Dienstleistungen.
Quelle: IW
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