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Aktivurlaub ja – aber bitteschön unbeschwert

Augustustours-Chefin Anke Herrmann freut sich, dass ihre Fahrradtouren so gut ankommen. Foto: Heiko Weckbrodt

Augustustours-Chefin Anke Herrmann freut sich, dass ihre Fahrradtouren so gut ankommen. Foto: Heiko Weckbrodt

Augustustours“ Dresden sieht wachsende Nachfrage für Radreisen und Wandertouren

Dresden, 5. August 2024. Wer Urlaub hat, darf sich natürlich faul am Strand aalen – oder kann kräftig in die Pedale treten. Tatsächlich kommen mehr und mehr Touristen nach Dresden, die Fahrradtouren oder Wanderungen am Elbradweg, durch die Lausitz und den Spreewald oder andere Landschaften in- und außerhalb von Sachsen buchen. Diesen Trend hin zum Aktivurlaub, der Junioren wie Senioren begeistert, haben Anke Herrmann und ihr Team vom Dresdner Reiseveranstalter Augustustours (Eigenschreibweise: („AugustusTours“) beizeiten erkannt. Und damit sind die Augustustourer ziemlich erfolgreich durch fast drei Dekaden voller Berge und Täler geradelt, durch Aufschwung-Jahre ebenso wie durch Krisenzeiten à la Elbeflut, Finanzmarktkollaps und Corona.

Bei Jugendtourist angefangen

Die Frau dahinter ist fest in Sachsen verankert: 1970 in Schkeuditz geboren, hatte Anke Herrmann erst in Dresden, dann in Frankreich und Großbritannien Tourismus und Betriebswirtschaftslehre studiert, sich nebenher auch etwas Geld als Reiseleiterin, zum Beispiel bei „Jugendtourist“, verdient. 1997 machte sie sich dann selbstständig. Seither hat sich die einstige Ein-Frau-Unternehmung deutschlandweit, ja sogar international einen guten Ruf unter Aktivurlaubern gemacht.

Ein Elbradweg-Freund unter den Gästen gab den Auftakt

„Anfangs habe ich allem die klassischen Incoming-Services angeboten, also die gängigen touristischen Angebote für Gäste, die nach Dresden kommen“, erinnert sich die Gründerin. „Dann fragte mich eines Tages ein Gast, ob ich ihm eine Radtour an der Elbe lang organisieren könne – und daraus hat sich nach und nach ein ganz wichtiges Geschäftsfeld für uns entwickelt.“ Immer mehr Kunden wollten schließlich Wander- beziehungsweise Weintouren durch die Sächsische Schweiz, Sachsens Winzergebiete und andere Gegenden bei ihr und ihrem wachsenden Team buchen. Diese Wanderungen entwickelten sich in den Folgejahren zum dritten großen Standbein von Augustustours. Doch auch Dampflok-Touren für Eisenbahn-Fans stehen auf der Agenda, gefragt sind zudem Impressions- und Erlebnisreisen auf den Spuren berühmter Künstler wie Caspar David Friedrich.

Heute ist Augustustours einer der größten Veranstalter von Fahrrad- und Wanderreisen in Sachsen. Das kommt auch daher, weil sich das 20-köpfige Team um Anke Herrmann ein Stammpublikum rund um den Globus aufgebaut hat. Zwar kommen viele Gäste aus Deutschland. Doch zu den treuesten Kunden gehören eben auch Aktivurlauber aus Großbritannien, Frankreich, den Benelux-Staaten und Skandinavien, selbst Inder sind unter den Kunden. Die Nachfrage aus Skandinavien sei übrigens auch erst aus einer Krise heraus gewachsen, erinnert sich die Chefin und Gründerin: „Als die Corona-Beschränkungen in Europa nach und nach fielen, haben wie einen richtigen Aktivreise-Boom erlebt: Die Menschen wollten Urlaub im Freien machen und haben ganz viele Rad- und Wandertouren gebucht. Damals kamen plötzlich ganz viele Dänen zu uns.“

Flut, Corona & Co. als Chance für Neues genutzt

Insofern habe das Team derartige Krisen immer als Herausforderung und Chance begriffen, nicht als unabwendbares Unglück, betont Anke Herrmann: „Als zum Beispiel 2002 die Elbe über ihre Ufer trat, waren natürlich alle von uns organisierten Elbradweg-Reisen erst mal erledigt. Da haben wir unseren Kunden eben Radtouren in die Lausitz als Alternative angeboten.“ Das kam so gut an, dass Augustustours fortan Lausitz-Radreisen fest ins Programm nahm – und dann nach und nach immer mehr Radtouren in ganz Deutschland.

Herrmanns Konzept, mehrere Geschäftsfelder aufzubauen und im Notfall immer eine Alternative für die Urlauber parat zu haben, bewährte sich ähnlich auch während der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008: „Damals sind die Aufträge von ausländischen Gästen drastisch eingebrochen“, sagt die Chefin. „Deshalb haben wir die Zeit genutzt, um unser Reise-Portefeuille zu erneuern und auf ganz Deutschland auszuweiten. Außerdem haben wir uns in der Zeit stärker auf die inländischen Touristen fokussiert.“

Senioren bevorzugen Rundum-Service

Neben dieser organischen Entwicklung durch Krisen hinweg hat auch die starke Kundenorientierung zum unternehmerischen Erfolg beigetragen. Während manch Hotelier, Gastwirt oder Reisebüro-Betreiber insgeheim nur noch die Augen über die vielen „Extrawürste“ verdreht, die ihre Gäste heutzutage gebraten bekommen wollen, gehört die „Extrawurst“ für das Dresdner Team gewissermaßen zum Credo: „Für uns ist besonders wichtig, dass die Leute wirklich unbeschwert reisen können“, betont Anke Herrmann. So verleiht Augustustours mittlerweile auch selbst Fahrräder an die Kunden, die dadurch ihre Highend-Drahtesel nicht erst nach Sachsen bringen müssen – wobei vor allem die älteren Semester da zunehmend Elektrofahrräder ordern. Und: „Viele unserer Kunden, vor allem bei den Fahrradtouren, sind 50 oder älter. Die schätzen es, dass wir uns zum Beispiel um ihr Gepäck kümmern, während sie radeln. Außerdem bevorzugen sie hochwertige Unterkünfte.“ Was heißt: Die Aktivurlauber lassen ihre Koffer und Taschen am Morgen im Hotel oder im Gasthof, schwingen sich auf das Rad – und wenn die E-Pedalritter nachmittags an der nächsten Station ankommen, haben hilfreiche Geister das Gepäck schon ins nächste Superieur-Hotelzimmer gebracht.

Solcherart umhegt, bleiben diese Kunden dem Dresdner Reiseveranstalter eben auch im nächsten Urlaub treu – und bilden schon fast schon so eine Art Fangemeinde. „Wir haben richtig nette Gäste“, berichtet Augusttour-Vermarkterin Anke Berndt aus den Rückmeldungen über Jahre hinweg. Angst, dass dieser Quell aus treuer, aber eben betagter Stammklientel irgendwann einmal auf natürlichem Wege versiegt, haben sie und ihre Chefin aber nicht: „Vor allem bei den Wandertouren haben wir auch viele jüngere Kunden.“ Ohnehin sei damit zu rechnen, dass sich der Trend hin zum Aktivurlaub eher verstärkt als abflaut.

Von daher rechnet Herrmann mit einem weiteren Umsatzschub um fast ein Zehntel auf rund 5,6 Millionen Euro in diesem Jahr. Dabei wird sie indes nicht müde herauszustreichen, dass solch geschäftlicher Erfolg ohne die menschlichen Ressourcen im Unternehmen unmöglich wäre: „Wir halten Werte wie Verlässlichkeit, Treue und Verantwortung hoch, weil wir alle wissen: Augustustours lebt von seinem Team.“

Kurzüberblick

  • Unternehmen: AugustusTours GmbH & Co. KG
  • Geschäftsfelder: Reiseveranstalter für Aktivurlaub sowie Tourismus in Dresden und Sachsen („Incoming“-Geschäft)
  • Gründung: 1997
  • Umsatz: 5,1 Millionen Euro (2023)
  • Belegschaft: 20 Beschäftigte
  • Mehr Infos im Netz: augustustours.de

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Besuch, Augustustours

Hinweis: Diese Artikel ist ursprünglich für die Dresdner Neuesten Nachrichten entstanden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt