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Europaweit einzigartiges Fahrzeugforschungszentrum Dresden wächst

Das Versuchszentrum erhält einen aufwändigen Schwingungsprüfstand. Abb.: TUD

Schwingungsprüfstand in einer bereits ausgerüsteten Halle des Fahrzeugtechnischen Versuchszentrums Dresden. Abb.: TUD

Alte Militärhallen für die Uni mit modernen Prüfständen ausgerüstet

Dresden, 20. Januar 2023. Um neue Antriebe, Reifen, Achsen und Lenksysteme für Automobile besser testen und entwickeln zu können, wächst das „Fahrzeugtechnische Versuchszentrum“ (FVZ) am Institut für Automobiltechnik der TU Dresden. Ende Januar 2023 übergeben der sächsische Finanzminister Harmut Vorjohann (CDU) und Christine Behrens vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) auf dem ehemaligen Militärgelände an der August-Bebel-Straße in Dresden zwei Hallen voller Prüfstände an die TU-Ingenieure. Für diesen FVZ-Ausbau hatte der Freistaat Sachsen 13,5 Millionen Euro einkalkuliert.

14 Prüfstände und tonnenschwere Schwingfundamente

„Herzstück sind zwei ehemals militärisch genutzte Werkstatt- und Lagerhallen“, berichtet das Finanzministerium. Diese alten Gebäude der DDR-Militärakademie hatte der SIB ab 2017 schrittweise in Prüfhallen umbauen lassen. „Nach Abschluss der Arbeiten befinden sich in den beiden Versuchshallen 14 Prüfstände mit Bedienräumen sowie vier Messlabore und Werkstätten auf mehr als 1.500 Quadratmetern“, heißt es weiter vom Finanzministerium. „Dafür wurden sie auf bis zu 350 Tonnen schwere Schwingfundamente aufgebaut. Die Fundamente sind auf Luftfedern gelagert, um mechanische Schwingungen zu isolieren. Mit den installierten Prüfständen können komplette Fahrzeuge, Fahrzeug-Teilkomponenten sowie Systemkonzepte unter realitätsnahen Bedingungen entworfen, betrieben und getestet werden.“

Große Fahrsimulator-Halle geplant

Bereits ab 2013 hatte der Freistaat begonnen, ein – laut eigenen Angaben – europaweit einzigartiges Versuchszentrum für die universitäre grundlagen- bis anwendungsorientierte Forschung in der Fahrzeugtechnik auf dem ehemaligen Militärgelände einzurichten. Bis 2015 entstand im sogenannten „Gebäude 127“ für 3,5 Millionen Euro der erste FVZ-Abschnitt. In dieser „Hohen Halle“ installierten die Techniker unter anderem einen „Gesamtfahrzeugschwingungsprüfstand“ sowie weitere Prüfstände, Labore und Arbeitsräume. Dieses Nukleus wurde nun durch den zweiten Bauabschnitt ergänzt, in dem auch Forschungen an elektrischen Fahrzeugantrieben eine größere Rolle spielen. Folgen soll später noch eine Simulatorhalle mit einem „hochdynamischen, freifahrenden Fahrsimulator“.

Institut forscht seit 120 Jahren an Kfz-Technik

Das „Institut für Automobiltechnik Dresden“ (IAD) geht auf die 1900 durch den Hofrat Prof. Hermann Scheit gegründete „Königlich Sächsische Mechanisch – Technische Versuchsanstalt“ zurück. Ab 1903 gab es in dieser Anstalt auch eine Abteilung für Kraftfahrzeuge. Die Nachfrage für die Forschungsleistungen in Dresden kam unter anderem durch die starke Automobilindustrie in Sachsen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMF, TUD, competitionline.com

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt