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Telegramm-Ansturm in letzter Minute

Lange Zeit die schnellste Art, Heirats- oder Geburtstagsglückwünsche zu senden: das Telegramm. Foto: © Museumsstiftung Post- und Telekommunikation

Lange Zeit die schnellste Art, Heirats- oder Geburtstagsglückwünsche zu senden: das Telegramm. Foto: © Museumsstiftung Post- und Telekommunikation

Angekündigtes Ende löste Ansturm aus

Bonn, 4. Januar 2023. Das Telegramm hat noch einmal einen großen Abgang hingelegt, bevor die Deutsche Post dieses Nachrichtenformat zum Jahresende 2022 endgültig begraben hat: „An den letzten beiden Werktagen des Jahres nutzten noch einmal jeweils mehr als 3.000 Kundinnen und Kunden das Telegramm, am 31. Dezember waren es genau 3.228“, teilte die Post heute mit. „Zum Vergleich: In den Vorjahren wurden gerade einmal zwischen 200 und 300 Telegramme versendet – pro Monat!“

Amerikanische Wortschöpfung aus dem Jahr 1852

Der Ansturm in letzter Minute dürfte wohl durch den Wunsch vieler Deutscher ausgelöst worden sein, sich ein einzigartiges Andenken zu sichern. Denn 170 Jahre, nachdem der Amerikaner E. P. Smith diese Bezeichnung im Jahre 1852 für telegrafisch übermittelte Nachrichten erfand, hat die Deutsche Post das letzte Telegramm zum Jahresende 2022 zugestellt. Dabei war die verknappten Botschaften lange Zeit weltweit die schnellste Art zu kommunizieren.

Eigener Sprachstil entstanden

Auch in die Kultur- und Sprachgeschichte ist das Telegramm eingegangen. „In knappen Zeilen wurden besonders wichtige politische oder militärische Nachrichten übermittelt, aber auch solche privater Natur wie Hochzeiten oder Geburten“, heißt es in der Abschieds-Laudatio der Post. „Eine gekürzte Sprache sowie das Weglassen von Personalpronomen und Adjektiven – jedes Wort und jedes Zeichen kostete schließlich Geld – zeichneten Telegramme aus.“ Beispiele: Statt „Ich komme am Freitag an“ wurde geschrieben „Ankomme Fr“. Der „Telegramm-Stil“ wurde zum Inbegriff einer verkürzten, knappen Sprache. Und weitverbreitet waren Telegramme gerade auch in der DDR, in der nur eine Minderheit private Telefone hatte. Hier wurden Werktätige auch schon mal per Telegramm zu Sonderdiensten einbestellt.

Überraschung für Mama

Unvergesslich bleibt auch der Sketch des Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger, der als gelangweilter Postbeamter alle Telegramm-Rexte durcheinanderbrachte („Überraschung für Mama bin soeben gestorben.“).

Jahrelang kaum noch gefragt – bis kurz vor Toresschluss

In den vergangenen Jahren sei die Nachfrage nach Telegrammen durch Privatkunden jedoch stark gesunken, berichtet die Deutsche Post. „Lediglich Unternehmen und Verwaltungen nutzten dieses Produkt noch in nennenswertem Umfang, zum Beispiel bei Firmenjubiläen oder als Einladungen.“ 2018 hatte die Deutsche Post bereits die Auslandstelegramme eingestellt. Ende 2022 hat sie das Format dann endgültig beerdigt.

Autor: hw

Quelle: Deutsche Post

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt