Dresdner Forscher entwickelt virtuelles Klassenzimmer für eine genauere ADHS-Diagnose und -Therapie
Dresden, 31. August 2022. Um ernste Konzentrationsprobleme von Kindern künftig zuverlässiger erkennen zu können, setzen Dresdner Mediziner und Informatiker die jungen Patienten nun probeweise in virtuelle Klassenzimmer. Mit Datenbrillen vor Augen sollen die Kinder in diesen Solche virtuellen Realitäten (VR) vorgegebene Aufgaben lösen. Die Hoffnung der Neuropsychologen: Anders als bisher übliche Tests mit Papier-Fragenbogen und Stift schafft das computergenerierte Klassenzimmer womöglich eine praxisnähere Umgebung, um chronische Aufmerksamkeitsstörungen wie etwa „ADHS“ („Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung“) zu diagnostizieren. Die Software sei nun so weit, dass die Ärzte mit den Praxistests beginnen können, teilten die Projektpartner mit. Beteiligt an der Entwicklung sind das „Carus-Consilium Sachsen“ (CCS), die Uni-Ausgründung „
“ und das Uniklinikum Dresden.
Klassische Bleistift-Methode stößt an Grenzen
„Bisher haben wir zur ADHS-Diagnostik vor allem Fragebögen, Papier-Bleistift Tests und einfachere Reaktionszeitaufgaben am Computer genutzt“, erklärte Prof. Christian Beste, der die die Forschungsgruppe „Kognitive Neurophysiologie“ im Uniklinikum leitet. Diese klassischen Diagnose-Methoden seien auch sehr ausgeklügelt und genau. Dennoch stoßen die Ärzte damit oft an Grenzen: Im Nachgang dieser Tests bekomme er immer wieder die Rückmeldung, dass die Kinder und Jugendlichen beim Ausfüllen der Fragebögen in der Klinik deutlich konzentrierter und leistungsfähiger erscheinen als im Alltag selbst, berichtete der Direktor des „Universitäts-Neuropsychologie-Centrums“ (UNC) in Dresden.
VR-Klassenzimmer soll praxisnahe Testumgebung schaffen
Deshalb entwickelte das Team um Prof. Beste die Idee, die ADHS-Diagnostik in Umgebungen zu verlagern, die den Alltagsanforderungen stärker ähneln als das Ausfüllen von Fragebögen in der Ambulanz, hieß es vom Carus-Consilium. Im Zuge eines mit 620.000 Euro durch die EU geförderten Innovations-Projektes entwickelten die Mediziner und Informatiker daher gemeinsam eine virtuelle Umgebung, die letztlich helfen soll, die kognitive Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit der jungen Patienten messen soll.
Künftig auch Therapie in Virtuellen Realitäten denkbar
In Zukunft wollen sie diese computergenerierte Welt so weiterentwickeln, dass sie mehr als bisher auch die individuelle Lebenssituation der Patienten spiegelt – sei es nun in Schule oder Beruf. Neben der Diagnose könnte sich diese virtuelle Umgebung dann auch für die Therapie eignen, meinen die Macher. Denkbar sei es beispielsweise, dass Kinder und Jugendliche in diesen virtuellen Welten üben, sich besser zu konzentrieren, zu erinnern und planerisch zu denken. „Mit dieser Individualisierung der Testsituation erreichen wir eine höhere Verlässlichkeit“, schätzte CCS-Geschäftsführer Dr. Olaf Müller ein. „Das Potenzial der entwickelten Systematik liegt darin, dass es einfach auf andere Altersgruppen und Patientenpopulationen übertragen werden kann.“ Zudem könne das VR-System auch jenseits der großen Krankenhäuser in der Städten eingesetzt werden, um Patienten auf dem Lande zu untersuchen und zu therapieren.
Autor: hw
Quelle: Carus-Consilium Sachsen GmbH
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