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Mercedes will wiederverwertbare Elektroauto-Gehäuse

Das elektrische EQ-Modell von Mercedes. Foto: Heiko Weckbrodt Deutsche Accumotive / Daimler Kamenz

Mercedes will seine Stromer leichter, kostengünstiger und leichter wiederverwertbar machen. Foto: Heiko Weckbrodt

Schwaben entwickeln mit Partnern aus Sachsen leichte Hybridgehäuse für künftige Stromer

Dresden/Stuttgart, 17. Juni 2022. Der Umstieg der deutschen Autoindustrie auf Stromer zieht nicht nur viel Forschungsarbeit an besseren Elektromotoren und Akkus nach sich, sondern bringt auch im Detail viele neue Konstruktionsprinzipien mit sich: Gefragt sind besonders leichte Komponenten, die zwar weniger mechanisch belastet werden, dafür aber elektromagnetische Abschirmungen enthalten müssen und dergleichen mehr. Mercedes will nun gemeinsam mit Instituten aus Sachsen und Schwaben eine neue Generation von Elektroauto-Gehäusen entwickeln, die all diese neuen Anforderungen erfüllen – und zugleich am „Lebensende“ des Stromers einfach wiederverwertbar sind. Das geht aus einer Mitteilung des „Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik“ (ILK) der TU Dresden hervor, das in das Vorhaben seine besondere Expertise im Kreislauf-Leichtbau einbringt.

Partner wollen Umweltbilanz verbessern und Kosten drücken

Im gemeinsamen Projekt „Sustainable Electric Architecture Casings“ (EAC+) setzen die Partner auf hybride Inverter-Gehäuse aus Metall und Kunststoffen. Solche Gehäuse ummanteln in modernen Elektroautos spezielle Leistungshalbleiter, die den Gleichstrom aus dem Akku in Wechselstrom für den Elektromotor invertieren. Dabei verfolgt EAC+ vor allem drei Ziele: In den Fabriken sollen sich solche neuartigen Gehäuse in möglichst wenigen Arbeitsschritten herstellen lassen – gedacht ist dabei an einen hybriden Spritzguss mit Kunststoff und integrierter Blechumformung. Und zweitens soll sich durch EAC+ auch die ökologische Bilanz derartiger Prozesse in der Autoindustrie verbessern: Wenig Ressourcenverbrauch und Treibhausgase während der Produktion und ein einfaches Recycling stehen dabei ganz oben auf der Agenda. Und drittens will Mercedes angesichts der hohen Preise heutiger Elektroautos im Vergleich zu Verbrenner-Automobilen auch die Kosten drücken.

Bis zu ein Drittel weniger Gewicht

„Die Fahrzeug- und Komponentenhersteller müssen zum einen die Kosten reduzieren und zum anderen den Gedanken der Kreislaufwirtschaft stärker in ihren Produkten verankern“, heißt es in der ILK-Einschätzung. Gleichzeitig wolle die deutsche Autoindustrie ihr „hohes Niveau der Zuverlässigkeit halten“. Die Projektpartner gehen davon aus, dass sie mit ihren hybriden und kreislaufwirtschaftlichen Leichtbauansätzen die Invertergehäuse um zehn bis 30 Prozent leichter machen können als bisherige Modelle. Und weniger Gewicht heißt auch: mehr Reichweite beziehungsweise weniger Stromverbrauch während der Fahrt. EAC+ soll zudem die Herstellungskosten um zehn bis 50 Prozent senken.

Die EAC-Federführung hat Mercedes Benz aus Stuttgart übernommen. Mit dabei sind neben dem ILK auch die Fahrzeugelektrik Pirna (FEP), das Institut für Aufbereitungsmaschinen und Recyclingsystemtechnik (IART) der Bergakademie Freiberg, das Institut für Fertigungstechnik (IF) der TU Dresden, die Uni Stuttgart und der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: ILK TUD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt