News, Wirtschaft, zAufi

Stimmung im Bau stürzt ab

Zwar ist die Auftragslage in der Baubranche noch gut, aber Materialknappheit und -teuerungen eskalieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Zwar ist die Auftragslage in der Baubranche noch gut, aber Materialknappheit und -teuerungen eskalieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Material fehlt so sehr wie noch nie seit 1991

München, 28. April 2022. In der Baubranche ist das Material so knapp wie noch nie in den vergangenen drei Jahrzehnten. Und zugleich ist die geschäftliche Stimmung im Gefolge von Ukrainekrieg, Corona & Co. tief in den Keller gestürzt. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo aus München in seiner jüngsten Konjunkturumfrage ermittelt.

Russland und Ukraine waren wichtige Baustahl-Lieferanten

Nachdem zunächst die Corona-Pandemie und danach die chinesische Nachfrage auf der Weltmärkten die Baumaterial-Lager leergefegt hatten, wirkt nun Putins Angriff auf die Ukraine wie das Epizentrum neuer weltwirtschaftlicher Störungen. „Russland und die Ukraine sind wichtige Lieferanten von Baustahl, hier herrscht nun Knappheit“, erklärte Ifo-Forscher Felix Leiss. „Beim Bitumen – benötigt für den Straßenbau und zur Abdichtung – gibt es weitere Verwerfungen. Die Herstellung vieler Baumaterialien ist zudem sehr energieintensiv. Die starken Preisanstiege bei den Energieträgern bedrohen deshalb auch die heimische Produktion und sorgen für weitere Verteuerungen beim Baumaterial.“

So extrem derzeit waren Materialengpässe in der Baubranche noch nie seit Beginn der entsprechenden Ifo-Umfragen. Grafik: Ifo

So extrem derzeit waren Materialengpässe in der Baubranche noch nie seit Beginn der entsprechenden Ifo-Umfragen. Grafik: Ifo

Auch Geschäftserwartungen auf Tiefpunkt

Konkret berichteten in der Ifo-Umfrage 54,2 Prozent der Hochbau-Betriebe von Lieferengpässen (März: 37,2 Prozent), beim Tiefbau waren es 46,2 Prozent (März: 31,5 Prozent). Das seien Höchststände seit Beginn der Zeitreihe, informierte Leiss. Auch die Geschäftserwartungen hätten sich verdunkelt, teilte das Institut mit. „Im Hochbau notierten sie bei minus 46,9 Punkten, das ist ebenfalls der tiefste Stand seit 1991. Im Tiefbau waren es sogar minus 48,6 Punkte.“

Felix Leiss. Foto: Ifo

Felix Leiss. Foto: Ifo

Zusätzlich steigen Zinsen für Baukredite

Viele Betriebe geraten nun in eine Zwickmühle: Weitere Preissteigerungen an Bauherren weiterzugeben, wird immer schwieriger. Zudem steigen für Bauherren ohnehin derzeit die Zinsen für Baukredite. Daher kommt es laut Ifo-Umfrage bereits zu mehr Auftragsstornierungen.

Auch ist mit weiteren preistreibenden umweltpolitischen Auflagen der Bundesampel für Bauherren zu rechnen. Was all dies in den kommenden Monaten zum Beispiel für den Bau vergleichsweise preisgünstiger Wohnungen bedeutet, der in Deutschland eigentlich weiter angekurbelt werden sollte, bleibt abzuwarten.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Ifo München

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt