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Bosch kauft Lautsprecher-Chipfirma Arioso Dresden

Mikrolautsprecher auf Siliziumbasis von Arioso Dresden. Foto: Fraunhofer-IPMS

Mikrolautsprecher auf Siliziumbasis von Arioso Dresden. Foto: Fraunhofer-IPMS

Schwaben sehen großes Marktpotenzial für µSpeaker aus Sachsen in der Unterhaltungselektronik

Dresden/Cottbus/Reutlingen, 28. April 2022. Bosch Sensortec kauft die Mikromechanik-Chipfirma „Arioso Systems“ in Dresden und Cottbus. Das haben Bosch, Arioso sowie der „Hightech-Gründerfonds“ (HTGF), der bisher einer der Anteilseigner des Unternehmens war, angekündigt. Über den Kaufpreis machte keine der Geschäftspartner Angaben. Vermutlich handelt es sich aber um einen hohen einstelligen Millionenbetrag.

„Die geplante Akquisition von Arioso Systems baut unsere Kompetenz im Bereich Sensorlösungen für Unterhaltungselektronik im Bereich Mikrolautsprecher weiter aus“, begründete „Bosch Sensortec“-Chef Stefan Finkbeiner die Übernahme. „Damit bauen wir unsere starke Position als Technologieführer in diesem Bereich konsequent aus.“

Mems-Lautsprecher von Arioso im Größenvergleich zu einer Cent-Münze. Foto: Arioso

Mems-Lautsprecher von Arioso im Größenvergleich zu einer Cent-Münze. Foto: Arioso

2019 als Ausgründung von Fraunhofer und BTU entstanden

Arioso war 2019 als Ausgründung des Dresdner Fraunhofer-Photonikinstituts IPMS und der „Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg“ (BTU) entstanden. 2020 hatten dann der HTGF, „Brandenburg Kapital“, der „Technologiegründerfonds Sachsen“ (TGFS) und zwei Geschäftsengel („Business Angels“) rund 2,6 Millionen Euro Risikokapital in das junge Unternehmen gepumpt. Dessen Geschäftsmodell basiert auf einer technischen Innovation für die Unterhaltungselektronik und basiert auf dem „Nanoscopic Electrostatic Drive“-Prinzip (NED): Arioso stellt spezielle „Mikroelektromechanische Systeme“ (Mems) her, in denen vertikale Lamellen elektrostatisch dazu gebracht werden, Töne zu erzeugen. Auf Membranen und Magnete wie klassische Lautsprecher, die sich nur begrenzt verkleinern lassen, sind die siliziumbasierten Dresdner „µSpeaker“ nicht angewiesen. 2024 sollte laut bisherigen Plänen die Massenproduktion bei Auftragsfertigern beginnen.

So etwa sehen die Lamellen im Mems-Lautsprecher von Arioso aus. Visualisierung: Arioso

So etwa sehen die Lamellen im Mems-Lautsprecher von Arioso aus. Visualisierung: Arioso

Lautsprecher schrumpfen auf ein Zehntel

Der bisherige Anteilseigner HTGF sieht noch viel Marktpotenzial für diese Technologie: „Ariosos µSpeaker sind zehnmal kleiner als herkömmliche Lösungen, energieeffizienter und einfach für die globalen Konsumentenmärkte skalierbar. Zum ersten Mal wird Schall im Inneren eines Siliziumchips erzeugt.“

Arioso-Chef: Können nun volles Potenzial unserer Mems ausschöpfen

Da der Fonds aber keine Dauerbeteiligungen anstrebt, hat er seine Anteile nun nun an Bosch verkauft. Die neue Heimat in einem großen Technologiekonzern wird auch nach Meinung von Arioso-Chef Hermann Schenk helfen, „das volle globale Potenzial unserer Mems-Mikrolautsprecher auszuschöpfen“.

Arioso-Chef Hermann Schenk. Foto: Arioso Systems

Arioso-Chef Hermann Schenk. Foto: Arioso Systems

Denn die geplante großformatige Produktion der Mikrolautsprecher wird kapitalintensiv sein. Und das junge Unternehmen hätte auch noch viel Kundenakquise betreiben müssen, um die µSpeaker den großen internationalen Ohrhörer- und Kopfhörerherstellern schmackhaft zu machen. Der Transfer der Innovation in den Massenmarkt dürfte mit den Produktionskapazitäten und Vertriebsnetzen von Bosch nun leichter sein.

Team auf Dresden und Cottbus verteilt

Arioso hat 15 Beschäftigte, von denen ein Teil im Nanocenter und im IPMS Dresden arbeitet, ein anderer Teil in Cottbus. Bosch will das gesamte Team übernehmen. Die Akquise steht aber unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbehörden zustimmen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bosch Sensortec, HTGF, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt