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Klamotten aus Elefantengras

Der neue Zellstoffkocher in Tharandt. Foto: Jörg Ullrich und Mandy Arndt für die TU Dresden

Der neue Zellstoffkocher in Tharandt. Foto: Jörg Ullrich und Mandy Arndt für die TU Dresden

Tharandter tüfteln mit neuem, 1,1 Millionen Euro teuren Zellstoffkocher an bioökonomischen Rezepten

Tharandt, 11. März 2022. Um bessere Kreislauf-Verfahren für die Papierproduktion, Zellstoff-Herstellung und für Leichtbaustoffe entwickeln zu können, bekommen die Forstwissenschaftler der TU Dresden in Tharandt einen neuen Zellstoffkocher. Das Gerät ersetzt ein Modell der Marke DDR-Eigenbau und kostet rund 1,12 Millionen Euro. Das haben der sächsische Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) und Direktor Prof. Steffen Fischer vom Institut für Pflanzen- und Holzchemie (IPHC) in Tharandt mitgeteilt.

Anlage soll Uni-Forschern bei der Verwertung von Laub, Hanf und Elefantengras helfen

Die Anlage kann beispielsweise Laubreste, Hanfabfälle, Stroh, Elefantengras oder Zellulosemüll aus der Elektronikindustrie unter Hitze und Lauge-Einsatz in Zellstoff umwandeln. Mit diesem Zellstoff können die Forscherinnen und Forscher dann weiter experimentieren und beispielsweise versuchen, ihn in Texilfäden, Hydrogel-Speichern für Wasserstoff oder als hochfestes Bauholz zu verwerten.

Institutsdirektor freut sich über Ersatz für DDR-Eigenbau

„Neu sind nicht nur die verschiedene Aufschlussmethoden bei einer verbesserten Prozessüberwachung und -steuerung“, lobte Institutsdirektor Fischer die neue Anlage. „Wir können jetzt auch den Prozess des Abkühlens nach dem Aufschluss aktiv steuern. Durch zwei Behältnisse mit Volumina von fünf beziehungsweise 30 Litern haben wir die Möglichkeit, vom einzelnen Laborversuch bis nah an der Praxis zu forschen.“

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

„Hier werden die Forscher aus Sachsen auch im internationalen Vergleich sehr gut ausgestattet“, betonte Regionalminister Schmidt. „Europaweit existieren nur sehr wenige Forschungsanlagen, mit denen nachwachsende Rohstoffe wie Holz chemisch aufgeschlossen werden können.“ Das Institut in Tharandt habe sich in den vergangenen Jahren zu einer führenden Forschungseinrichtung auf seinem Gebiet entwickelt.

In Sachsen entwickelt und gebaut

Die Anlage selbst wurde in Sachsen binnen 15 Monaten entwickelt und gebaut. Beteiligt waren neben dem IPHC die Unternehmen „Thermische Apparate Freiberg“ (TAF), die „Glasbläserei Marcel Hellbach“ aus Freiberg und die „Tränkner Automatisierungstechnik“ aus Brand-Erbisdorf. Die Techniker haben den neuen Kocher exakt passend in den Laborraum integriert, hieß es von der TU Dresden. „Das war Maßarbeit“, betonte TAF-Chef Jonas Kappeller.

Autor: hw

Quellen: TUD, SMR, Magnetrol

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt