Dresdner Mediziner schärfen mit MRT, PET und radioaktiver Aminosäure ihr Strahlenskalpell gegen Glioblastome
Dresden, 22. Februar 2022. Eine Kombination aus Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomografie (PET) für die bildgebende Analyse mit und einer erhöhten Dosis bei der Strahlentherapie kann die Behandlungschancen von Hirnkrebs-Patienten womöglich verbessern. Das geht aus einer Untersuchung der Dresdner Studienärztin Dr. Annekatrin Seidlitz von der Uniklinik Dresden hervor, die nun dafür den mit 1000 Euro dotierten „Carl-Gustav-Carus-Förderpreis“ von der „Stiftung Hochschulmedizin Dresden“ bekommen hat.
Personalisierte Therapie möglich
„Die Auswertung von Frau Dr. Seidlitz liefert wichtige Erkenntnisse zu Frühindikatoren, die einen Verlauf der Erkrankung vorhersagen“, schätzte die Strahlentherapeutin und Dekanin Prof. Esther Troost von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden ein. „Im Ergebnis könnte im Rahmen einer personalisierten Therapie die Behandlung angepasst werden. Was heute Teil von Studien ist, soll schon morgen schon Standard bei der Behandlung von Krebspatienten sein.“
Pro Jahr 4800 neue Glioblastom-Patienten in Deutschland
Konkret geht es in der Analyse von Dr. Seidlitz um die Frage, wie weit Ärzte die Strahlendosis bei einer Glioblastom-Behandlung erhöhen kann, um einerseits eine Rückkehr des Hirntumors zu unterdrücken, anderseits aber das umliegende gesunde Gehirngewebe möglichst wenig zu schädigen. Gerade die Glioblastome sind eine besonders heimtückische Hirntumor-Art, die die Lebenserwartung vieler Patienten drastisch verkürzen. Laut Angaben der Dresdner Uni-Radiologen erkranken alljährlich rund 4800 Menschen in Deutschland an solch einem Glioblastom. Der Tumor steckt tief im Hirn, lässt sich ohnehin nur schwer präzise herausschneiden und ist bislang unheilbar. „Das sei eine Gratwanderung“, erklärte Studienleiterin und Direktorin Mechthild Krause vom „Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden“ (NCT/UCC). „Die Therapie erreicht nicht nur verbliebene Tumorzellen, sondern auch gesundes Gewebe, dessen Zerstörung nachhaltigen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben kann.“ Und: „Patienten müssen nach Therapieabschluss mit Rückfällen rechnen.“
Prognose für Erkrankte ist immer noch düster
Auch nach Jahren ist es der Medizin nicht gelungen, die Überlebensdauer von Glioblastom-Kranken deutlich zu verlängern. „Eine Erhöhung der Strahlentherapiedosis stellt einen möglichen Ansatz dar, der jedoch sorgfältig gegenüber dem dadurch steigenden Risiko für Folgeschäden abgewogen werden muss“, betonte Dr. Annekatrin Seidlitz. Für ihre Studie hatte sie daher die Daten von 102 Patienten ausgewertet, die im Zeitraum von 2013 bis 2016 behandelt worden waren. Dabei zeigte sich: Wenn die Ärzte die zwei bildgebenden Verfahren PET und MRT kombinierten und den Patienten zusätzlich die radioaktiv markierte Aminosäure „Methionin“ gaben, konnten sie neue Krebszellen und Tumorbildungen anhand ihres stark erhöhten Stoffwechsels besser als mit herkömmlichen Verfahren erkennen. Dies eröffnet die Chance, künftig an den solcherart identifizierten Krisenherden mit stärkeren Strahlendosis zu arbeiten.
Nur 20 Minuten Halbwertszeit
Allerdings sind dafür auch einige Probleme zu lösen: „Der Einsatz des radioaktiven Methionin ist eine logistische Herausforderung, die Halbwertzeit liegt bei 20 Minuten“, erklärte Seidlitz. Sprich: Nachdem die Aminosäure radioaktiv markiert ist, muss sie binnen Minuten verwendet werden, bevor ihre bildgebenden Eigenschaften verblassen. Durch die Partnerschaft mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und weiteren Radiopharmazie-Akteuren in der Stadt hat das Uniklinikum Dresden allerdings schon einige Erfahrungen mit solchen Szenarien.
Autor: hw
Quelle: Uniklinik Dresden
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