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Weltmeere steigen um drei Zentimeter pro Jahrzehnt

Blick über den Gletscher Kangilerngata Sermia (Westgrönland), dessen Front in der nordwestlichen Diskobucht den Ozean erreicht. Foto: Mirko Scheinert für die TUD

Blick über den Gletscher Kangilerngata Sermia in Westgrönland, dessen Front in der nordwestlichen Diskobucht den Ozean erreicht. Foto: Mirko Scheinert für die TUD

Studie unter Führung der TU Dresden macht dafür zu 1/3 Wassererwärmung und zu 2/3 schmelzendes Eis verantwortlich

Dresden, 7. Februar 2022. Seit 1993 sind die globalen Meeresspiegel um durchschnittlich drei Millimeter pro Jahr gestiegen, also in Summe um etwa 8,7 Zentimeter bis heute. Ein reichliches Drittel dieses Anstiegs lässt sich durch die Erwärmung und damit die Ausdehnung des Meerwassers erklären, der große Rest durch geschmolzene Gletscher und Eisschilde. Das geht aus einer internationalen Studie unter Leitung der TU Dresden hervor. Die Forschenden haben dafür globale Satellitendaten mit einzeln berechneten Meeresspiegelbeiträgen verglichen. Beide Methoden führten zu Bilanzen, die sich nur um zehn Prozent voneinander unterschieden haben – für ein komplexes System wie die Weltmeere ein zumindest guter Näherungswert.

Demnach stieg der globale Meeresspiegel von 1993 bis 2016 laut Satellitenmessungen im Mittel um drei Millimeter pro Jahr. Den Beitrag der thermischen Ausdehnung haben die Autoren und Autorinnen mit 1,1 mm/Jahr abgeschätzt. Das sind 38 Prozent des gemessenen Meeresspiegelanstiegs. 1,7 mm/Jahr, also 57 Prozent des gemessenen Anstiegs, kamen dadurch zustande, dass Eisschilde in Grönland und in der Antarktis sowie Gletscher außerhalb der Polarzonen geschmolzen und Wasser in die Weltmeere entlassen haben. Auch die sogenannte Grundwasserzehrung trug zu den steigenden Meeresspiegeln bei: Durch menschliche Wasserförderung und andere Effekte hat die Menge des an Land gespeicherten Wassers abgenommen.

Pegel steigen inzwischen rascher

Auch haben die Pegelmessungen durch Satelliten wie auch die Bilanzrechnungen gezeigt, dass die Meerespegel zwischen 2003 bis 2016 stärker als vorher gestiegen sind, nämlich um 3,6 Millimeter pro Jahr. Neuere Vergleichs-Datenreihen liegen noch nicht vor.

Die Studienbeteiligten sehen nun noch weiteren Forschungsbedarf, um die verbleibenden zehn Prozent Differenz zwischen beiden Analysemethoden zu erklären. „Beispielsweise beeinflussen Bewegungen der festen Erde unter dem Ozean einige Satellitenmessungen“, hieß es vom federführenden Institut für Planetare Geodäsie der TU Dresden. „Diese Effekte müssen von Änderungen im eigentlichen Ozean unterschieden werden und tragen zur Restunsicherheit im Meeresspiegelbudget bei.“

Quelle: TUD

Wissenschaftliche Publikation

Horwath, M., Gutknecht, B. D., Cazenave, A., Palanisamy, H. K., Marti, F., Marzeion, B., Paul, F., Le Bris, R., Hogg, A. E., Otosaka, I., Shepherd, A., Döll, P., Cáceres, D., Müller Schmied, H., Johannessen, J. A., Nilsen, J. E. Ø., Raj, R. P., Forsberg, R., Sandberg Sørensen, L., Barletta, V. R., Simonsen, S. B., Knudsen, P., Andersen, O. B., Ranndal, H., Rose, S. K., Merchant, C. J., Macintosh, C. R., von Schuckmann, K., Novotny, K., Groh, A., Restano, M., and Benveniste, J.: Global sea-level budget and ocean-mass budget, with a focus on advanced data products and uncertainty characterisation, Earth System Science Data, 14, 411–447, https://doi.org/10.5194/essd-14-411-2022, 2022. Direkter Zugang: https://essd.copernicus.org/articles/14/411/2022/

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt